1079 - Dämonen-Domina
Leben bleiben. Mehr will ich nicht.«
»Das weiß ich. Und das brauchst du auch nicht, keine Sorge. Solange ich lebe, soll es uns gut gehen.«
Mishiko nahm es hin. Sie nickte, aber eine Frage quälte sie noch, die sie auch aussprach. »Und wo sollen wir hin? Wir können nicht hier bleiben und…«
»Da brauchst du keine Angst zu haben, meine Kleine. Ich habe vorgesorgt. Auch von Japan her. Ich… ich… kenne mich aus. Wir sind ab jetzt zusammen, Und ich werde dafür sorgen, daß man uns nicht findet. Es stimmt, man wird nach uns suchen, aber diese Suche wird für die andere Seite vergeblich sein. Und später wird man uns vergessen. Doch wir vergessen sie nicht…«
Mishiko nahm es hin. Sie fühlte sich jetzt nicht mehr allein, und sie warf sich in die Arme der alten Frau. »Wenn du bei mir bist und mich beschützt, fühle ich mich so wohl. Ich… ich… mag dich. Ich möchte, daß du noch lange am Leben bleibst.«
»Keine Sorge, das werde ich. Jemand wie ich ist zwar nicht unsterblich, aber ich werde noch gebraucht.« Sie schob das junge Mädchen etwas von sich. »Ich werde deshalb gebraucht, meine Liebe, um all mein Wissen und meine Kräfte an meine Nachfolgerin weiterzugeben. Und das ist keine geringere als du. Merke es dir gut. Wenn ich nicht mehr bin, bist du noch da. Und du wirst so stark sein, daß du jeden, der dir zu nahe kommt, vernichten kannst.«
Mishiko warf einen Blick in die Augen der Frau. Nein, sie sahen plötzlich nicht mehr so alt aus. In ihnen steckte eine wahnsinnige Energie. Sie starrten in das Gesicht des jungen Mädchens, und der Blick drang tief hinein in ihre Seele.
»Nun…?«
»Ja, Suniko. Ja, ich werde mich ab jetzt an dich halten. Du wirst mir alles beibringen, und ich weiß, daß ich stark sein kann. Was du mir rätst, werde ich tun, und ich werde auch eine gelehrige und gute Schülerin sein.«
Suniko lächelte. »Das habe ich von dir erwartet, meine Kleine. So und nicht anders.« Sie nickte und schob Mishiko zurück. »Es kann sein, daß man uns sucht und den Weg zurückverfolgt. Deshalb sollte wir von hier verschwinden.«
»Wohin denn?«
Suniko streichelte das Gesicht des jungen Mädchens. »Das mußt du mir überlassen. Aber sei sicher. Es ist für alles gesorgt. Sorgen brauchst du dir nicht zu machen.«
Mishiko atmete tief durch. »Du hast recht, jetzt geht es mir wieder besser…«
Und Suniko hielt ihr Versprechen. Die Zeit verging. Monate wurden zu Jahren. Veränderungen traten ein, denn innerhalb einer Dekade passiert viel auf der Welt.
Doch die Frauen gingen ihren Weg, und es gab niemand, der sie störte. An ihre Flucht dachten sie schon längst nicht mehr, denn nun hielt sie das neue Leben fest, das im Grunde nur einer Person geweiht war.
Kagu-Zuchi, dem Beschützer der Geishas…
***
»Warum schläfst du nicht?« fragte Shao.
Suko, der auf dem Rücken lag, stöhnte auf. »Kannst du dir das nicht denken?«
»Doch. Du denkst an den Fall.«
»Ja, da läuft jemand hier in London herum, der die Macht hat, andere Menschen verglühen zu lassen. Er läßt sie tatsächlich zu Asche werden, und das will mir nicht in den Kopf.«
Sie tastete nach Sukos Hand. »Ich denke ebenso. Aber du solltest dich daran erinnern, daß wir schon unzählige Dinge durchlebt und auch durchlitten haben, mit denen wir einfach nicht zurechtgekommen sind. Bitte, das ist…«
»Das weiß ich, Shao. Und du besonders, wenn ich an deine Abstammung denke.«
»Eben.«
»Aber auch du kannst mir nicht helfen. Oder gibt es eine Verbindung zwischen der Göttin Amaterasu und Kagu-Zuchi?«
»Ich wüßte keine.«
»Da haben wir es.« Suko richtete sich auf. Im Halbdunkel des Zimmers blieb er im Bett sitzen.
»Was weißt du denn über den Gott?«
»Nicht mehr als du.«
»Und wo können wir etwas erfahren?«
»Es gibt Experten, das weißt du selbst. Wir haben uns auch schon bei früheren Fällen mit ihnen in Verbindung gesetzt.«
»Stimmt.« Suko räusperte sich. »Am besten wäre es, wenn es dir gelingen würde, einen Kontakt herzustellen. Einfach zu Kagu-Zuchi, und du in deiner Eigenschaft als die Nachfolgerin der Göttin Amaterasu.«
»Dagegen habe ich nichts«, sagte Shao. »Wenn das nur so einfach wäre. Doch das ist es nicht. Außerdem spielt sich dieser Fall auf einer anderen Ebene ab. Mehr auf einer normalen. Es wird wohl nicht nötig sein, Reisen in ferne Welten zu unternehmen.« Auch Shao richtete sich auf. »Wir müssen die Person hier finden. Hier in unserer Welt, sogar hier in
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