1079 - Dämonen-Domina
dann überkamen mich Gedanken, Unruhe und so weiter…«
Shao runzelte die Stirn. »Du bist dir ganz sicher?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Gibt es denn eine Erklärung für dich?«
»Nein, bis jetzt nicht. Ich forsche noch danach. Mit Erklärungen habe ich bisher nichts am Hut, das ist es gerade. Ich bin nur in die andere Gefühlslage hineingeglitten.«
»Dann könnte es sein, daß du mit der Vernichtung dieses Talismans einen Fehler gemacht hast?«
»Ich würde es nicht abstreiten.«
Shao blies die Luft aus. »Und wie geht es jetzt weiter mit dir?«
»Ich muß nachdenken, das ist alles. Nur überlegen, mich konzentrieren und darauf hoffen, daß ich eine Lösung finde. Ich… ich… will den Kick haben.«
»Ja, Suko, und genau das hört sich an, als hättest du in der Vergangenheit schon einmal eine Verbindung zu dem gehabt. Wie auch immer es gewesen sein mag, das kann ich nicht beurteilen. Es braucht nicht wichtig gewesen zu sein. Wahrscheinlich bin ich auch nicht dabeigewesen, aber irgendwo gibt es da eine Verbindung. Möglicherweise auch zu dieser fremden Person. Das sehe ich nüchtern.«
»Ich nicht. Da denke ich anders.«
»Weshalb?«
»Meine Peitsche hat die Plakette mit der Gravur des Feuergottes zusammengeschmolzen. Es muß daran liegen. Ich könnte mir vorstellen, daß ich irgend jemand etwas weggenommen habe. Und daß diese unbekannte Person verdammt sauer deswegen ist. So und nicht anders muß man es leider sehen.«
»Warum denn leider?«
»Ich wäre lieber mit konkreten Ergebnissen konfrontiert worden.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht treten sie noch ein. Man soll die Hoffnung nie aufgeben.«
»Das finde ich auch, Suko. Deshalb werde ich dich jetzt allein lassen. Ob du es glaubst oder nicht, ich bin tatsächlich müde geworden.«
»Klar, leg dich wieder hin. Ich komme schon zurecht.«
Shao küßte ihn noch einmal und ging zurück in das Schlafzimmer. Suko blieb auf seinem Platz sitzen. Der grübelte. Er ärgerte sich, daß er den roten Faden nicht fand. Dabei gab er sich selbst die Schuld, daß es soweit gekommen war.
Er wollte auch nicht zurück ins Bett. Suko war hellwach, und er wußte genau, daß diese Nacht noch nicht zu Ende war, was seine Aktivitäten anging. Da kam noch etwas. Dieses Wissen machte ihn neugierig und quälte ihn zugleich. Es war keine Angst, die ihn so stark beschäftigte, sondern mehr Neugierde auf die nächste Zukunft.
Auf die Uhr schaute er nicht. Irgendwann stand er auf. Mit nackten Füßen und nur mit Shorts bekleidet schlich er zum Schlafzimmer. Shao hatte die Tür auch weiterhin offengelassen. Bevor er das Schlafzimmer betreten hatte, hörte er ihre tiefen und auch ruhigen Atemzüge. Daß sie schlief, machte ihn froh. Gleichzeitig wunderte er sich über ihre plötzliche Müdigkeit, denn sie paßte nicht so recht zu ihr. Wenn er mit Problemen zu kämpfen hatte, nahm Shao zumeist daran teil und zog sich nicht in Morpheus' Arme zurück.
In dieser Nacht sah Suko alles durch eine gefärbte Brille. Er war befangen. Und er merkte, daß er immer mehr in den Mittelpunkt hineinrückte, ohne daran selbst beteiligt zu sein.
Shao markierte nicht. Sie lag auf der Seite und wirkte dabei sehr entspannt. Geschlossene Augen, die ruhigen Atemzüge, das paßte zu einer Schlafenden.
Suko ging wieder zurück ins Wohnzimmer - und blieb wie angewurzelt stehen. Fassungslos schaute er auf seine Hände, in denen er die Kleidungsstücke hielt. Er hatte sie aus dem Schlafzimmer geholt, ohne daß es ihm richtig bewußt geworden war.
Jetzt stand er neben dem Sessel, hielt sie fest und schüttelte den Kopf.
»Warum habe ich das getan?« flüsterte er vor sich hin. »Was, zum Henker, hat mich dazu getrieben?«
Er konnte keine klare Antwort geben. Suko kam sich vor wie fremdbestimmt. Jemand mußte ihn aufgefordert haben, nach der Kleidung zu greifen und sie mitzunehmen. Allerdings nicht, um sie im Wohnzimmer zu drapieren. Die Kleidung war da, um sie anzuziehen, was Suko auch tat.
Zuerst die Unterwäsche, danach das blaue Cordhemd, die dunkle Hose aus Jeansstoff, und sogar die Socken und die Schuhe, die er mitgenommen hatte. Er glitt in die Slipper hinein. Die Dämonenpeitsche nahm er auch an sich, es fehlte nur noch die Beretta und auch die Jacke. Letztere hing draußen im Flur am Haken.
Noch immer leicht verlegen stand er vor dem Sessel und dachte über sich selbst nach. Wie schon zuvor fühlte er sich von einer fremden Kraft bestimmt, und er wußte auch, daß
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