1079 - Dämonen-Domina
Zufall, daß ich sie in dieser Wohnung verlor. Du hast sie gefunden - gut, aber du hättest es dabei belassen sollen. Es war ein Erbe. Ich hätte es irgendwann zurückgeholt, wie auch immer. Aber du hattest nichts anderes zu tun, als diese Plakette zu zerstören, und damit hast du mir eine Erinnerung genommen. Auf ihr war der Feuergott. In ihr wohnte seine Kraft, und man hätte sie als normaler Mensch nicht zerstören dürfen. Aber du hast es getan, und deshalb sind wir Feinde. Deshalb werde ich mit dir abrechnen. Deshalb habe ich dich hergeholt. Deshalb habe ich mich wieder an dich erinnert.«
»Ich mußte es tun, Mishiko. Ich weiß, daß du es nicht begreifen kannst. Aber sie war schlecht. Meine Dämonenpeitsche hätte ihr nichts getan, wenn eine gute Gottheit dort ihre Kraft hinterlassen hätte. Doch es war die Macht aus der Jigoku, der Hölle.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Diese Kraft war gut, verflucht noch mal. Sie hat mich beschützt. Ich bin ihr hörig. Sie hält mich am Leben. Sie war so wichtig für mich. Sie hat immer dafür gesorgt, daß ich nicht schwächer wurde. Ich habe sie von Suniko bekommen und erinnere mich auch an ihre Worte. Ich sollte sie hüten wie einen Augapfel, denn sie garantierte mir das Leben und die Stärke.«
»Das ist Pech für dich«, erklärte Suko. »Muß ich jetzt davon ausgehen, daß du schwach bist?«
»Nein, nein, das nicht.« Sie lachte ihn scharf an. »Das hättest du wohl gern, aber es stimmt nicht. Die Kraft, die jetzt in mir steckt, wird mich noch einige Zeit begleiten. Wenn ich merke, daß sie schwächer wird, ziehe ich mich zurück. Doch es wird noch lange dauern, und ich werde dich überleben.«
»Kann sein, denn meine Arbeit ist gefährlich. Hast du mich deshalb hergelockt, um mir das zu sagen?«
»Unter anderem.«
Suko konnte sich den anderen Grund denken. Er fragte trotzdem. »Was war sonst dein Motiv?«
»Ich muß dich töten. Ich will, daß dieses kleine Haus hier zu deinem Grab wird.«
»Du willst mich verbrennen?«
»Ja. Von dir wird das gleiche zurückbleiben wie von all den anderen Menschen, die nicht auf meiner Seite gestanden haben. Asche, Suko, nur Asche.«
Der Inspektor blieb gelassen. »Du bist dir deiner Sache sehr sicher, Mishiko.«
»Das kann ich mir auch leisten.«
»Sicher. Nur wundere ich mich, daß du so reagierst. Wenn du mich schon länger kennst, dann wirst du auch mehr über mich wissen. Dir müßte auch bekannt sein, daß ich mich wehren kann. So einfach wird es nicht sein, mich zu überwältigen.«
»Das stimmt. Nur solltest du nicht vergessen, wessen Kraft jetzt in mich hineingedrungen ist. Ich habe sie von Suniko übernommen, und sie bekam sie von Kagu-Zuchi. So setzte sich die Linie fort. Ich habe Suniko das Versprechen abgenommen, daß sie immer bei mir bleiben wird. Das habe ich gehalten. Ich spüre ihren Geist, obwohl der Körper nur noch eine Hülle ist. Aber ich habe ihn einbalsamiert, und so wird er mir für lange Zeit erhalten bleiben.«
»Und es macht deinen Kunden nichts aus, wenn sie eine Tote hier bei ihrer Domina sehen?«
»Dann ist sie weg. Außerdem bin ich beides. Liebe und zärtliche Geisha, aber auch harte Herrin. So wollen es viele Männer, besonders die aus den oberen Schichten. Obwohl ich die Yakuza hasse, habe ich mich bereit erklärt, mit der Bande zusammenzuarbeiten. Ich gebe ihnen hin und wieder Informationen über meine Gäste, und so stehe ich unter ihrem Schutz.«
»Und du tötest manchmal welche aus ihren Reihen.«
»Ja, denn ich habe nicht vergessen, was man mir vor fast zehn Jahren angetan hat. Da hat man mich gezwungen und mich schändlich behandelt. Doch dank der großen Suniko bin ich den Häschern entkommen. Sie werden damals nach Suniko und mir gesucht haben, doch finden konnten sie mich nicht. Als ich später Kontakt mit ihnen aufnahm, da war das junge Mädchen von damals längst aus ihrer Erinnerung gelöscht worden. Zudem gab es andere, die das Sagen hatten.«
Suko steckte in einer Zwickmühle. Er war ehrlich genug, sich dies auch einzugestehen. Diese Person stand nicht auf seiner Seite. Sie war eine Feindin. Er hatte ihr etwas genommen, was für sie wichtig war, und Suko wartete darauf, daß sie etwas tat. Sie würde bestimmt nicht zu einer Waffe greifen, um ihn zu töten, denn sie selbst war Waffe genug. Auf der anderen Seite wußte Suko auch, daß er dem Staat gegenüber eine Verpflichtung hatte. Vor ihm stand eine Mörderin, die nach Recht und Gesetz verurteilt werden
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