1079 - Dämonen-Domina
wem?«
»Nein, lieber nicht. Oder ja. Zu dieser Person, die auch den Mann verbrannt hat.«
»Also zu einer Frau, wenn das zutrifft, was die Zeugin gesehen hat.«
Shao blieb auch weiterhin stehen. »Ich frage mich inzwischen, ob Suko nicht viel mehr gewußt hat.«
»Wie meinst du das?«
»Könnte es nicht sein, daß er die Frau kennt? Daß es ihm eingefallen ist, als er hier alleine saß und daraufhin sofort die Konsequenzen gezogen hat, ohne dir und mir Bescheid zu sagen?«
Ich brauchte nicht lange zu überlegen und stimmte ihr zu. »Ja, das wäre eine Möglichkeit.«
Shao ballte die Hände. »Eine, sagst du? Gäbe es noch eine andere oder mehrere?«
»Ausschließen können wir nichts«, sagte ich leise. »Du hast doch geschlafen, wenn ich dich richtig verstanden habe.«
»Sogar tief und fest. So wie selten. Als hätte mir jemand einen besonderen Schlaf gegeben.«
»Wer tief schläft, der hört und sieht nicht.« Ich stand auf. »Was ich damit sagen will, ist folgendes. Es wäre doch möglich, wenn die andere Seite mit Suko Kontakt aufgenommen hätte, ohne daß du etwas davon mitbekommen hast.«
Shao wurde plötzlich sehr ruhig. Sie dachte dabei angestrengt nach und hatte die Lippen zusammengepreßt. »In der Tat müßte man diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Dann hätte er Besuch bekommen.«
»Nicht unbedingt«, widersprach ich. »Obwohl ich die Möglichkeit nicht ausschließe.«
»Woran denkst du denn noch?«
Ich deutete auf das Telefon.
»Wie?« flüsterte Shao. »Ein Anruf?«
»Genau.«
Sie sagte nichts und schaute zu, wie ich zum Apparat ging. Wer so tief schläft wie Shao es getan hatte, der hörte das Tuten des Telefons kaum. Besonders dann nicht,, wenn schon nach dem ersten oder zweiten Geräusch abgehoben wurde.
Ich blieb neben dem Apparat stehen. Es war ein modernes Telefon. Dazu gehörten ein Anrufbeantworter, ein Lautsprecher, die Wahlwiederholung…
Verdammt, das war es!
Ich fuhr herum.
»He, was ist los?«
»Wahlwiederholung«, sagte ich leise. »Sie ist eingeschaltet. Wenn jemand angerufen hat, dann…«
»Nein, John, du bist durcheinander. Nicht die Wahlwiederholung, aber ich weiß, was du meinst. Der Anrufbeantworter.«
»Natürlich, klar. Ich bin schon völlig von der Rolle.« Ich ärgerte mich selbst, daß ich die beiden Punkte verwechselt hatte, aber ich war auch nur ein Mensch.
»Er ist eingeschaltet, John.«
»Dann versuchen wir es.«
Shao wollte es machen, und ich hatte bestimmt nichts dagegen. Sie ließ das Band etwas zurücklaufen und drückte dann die entsprechende Taste. Zudem schaltete sie den Lautsprecher ein, so daß wir beide mithören konnten.
Zunächst tat sich nichts, dann jedoch hörten wir Sukos Stimme, wie er sich meldete und wenig später die einer fremden Frau. Was wir anschließend erfuhren, ließ uns beide erstarren, aber es waren genau die Neuigkeiten, die man zugleich als eine brandheiße Spur bezeichnen konnte.
Suko war in dieser Nacht aus der Wohnung weggelockt worden. Zu einem bestimmten Ziel hin.
Und dessen Wegbeschreibung bekamen wir akustisch übermittelt.
Shao sagte irgend etwas, als das Gespräch vorbei war. Ich kümmerte mich nicht darum, sondern hatte bereits einen Kugelschreiber und Papier geholt. Ich mußte das Gespräch noch einmal hören und schrieb dabei mit.
Shao schaute mir dabei zu. Sie war viel zu aufgeregt, um etwas unternehmen zu können. Es hatte sie mitgenommen, Sukos Stimme zu hören, denn in ihren Augen schimmerten Tränen.
Ich konnte mir vorstellen, daß sie sich am liebsten in das Phantom aus dem Jenseits verwandelt hätte, doch das hier lief nach anderen Gesetzen ab.
Das wiederholte Abhören reichte mir als Information aus. Ich hatte alles notiert.
Als es wieder ruhig zwischen uns wurde, wischte Shao die Tränen aus den Augen. »Jetzt wissen wir endlich, wohin wir zu fahren haben.«
»Und das sofort«, sagte ich.
Obwohl es niemand von uns zugab, hatten wir beide das Gefühl, daß es verdammt eng werden konnte…
***
Nur allmählich klärte sich Sukos Blick. Ihm kam es vor, als würde die Dunkelheit Stück für Stück seine Umgebung verlassen, um ihm das zu zeigen, was sich sonst in ihr verborgen hatte.
Noch überwogen die Schatten. Zudem hatte er genug mit sich selbst zu tun, denn in seinem Kopf hatten sich noch immer die Hitze festgesetzt. Es waren keine direkten Schmerzen wie er sie des öfteren nach einem K.-o.-Schlag erlebt hatte, es war einfach nur die verfluchte Hitze, die sich zu allen Seiten hin
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