1079 - Dämonen-Domina
hörte ihn aufgurgeln, dann kippte er in das Gebüsch hinein, dessen Zweige ihn noch abfederten.
Ich warf mich auf ihn.
Ein Kopfstoß zerdrückte seine Nase. Ich hörte Geräusche aus seinem Mund, wie sie auch ein Mini-Godzilla hätte ausstoßen können. Aber er war zäh und nicht erledigt. Er wollte seinen tödlichen Job durchziehen und bewegte den rechten Arm, um die Waffe in Schußposition zu bringen.
Er drückte wieder ab.
Die Kugel raste an mir vorbei. Ich lag auf ihm und drückte ihn mit meinem Gewicht zu Boden.
Meine linke Hand hatte sich um sein rechtes Gelenk geschlossen. Da waren die Finger zu einer Klammer geworden, und ich drehte die Waffenhand zur Seite, damit die Mündung durch seine zuckenden Bewegungen nicht doch in meine Richtung geriet.
Dann war Shao da.
Der Japaner zappelte unter mir. Er wollte mich von sich wegstemmen, seine Knie drückten sich in meine Magengrube, während ich meine rechte Hand in sein Gesicht gepreßt hatte und den Kopf nach hinten drückte.
Shao tauchte wie ein Schatten neben mir auf, der jedoch Gestalt bekommen hatte. Mit dem Fuß trat sie auf die Waffenhand. Der Mann unter mir keuchte auf, und er tat das, was der Schmerz von ihm verlangte. Er öffnete seine Faust und konnte den Revolver nicht mehr halten. Shao trat ihn lässig weg, und er schlitterte irgendwohin.
Ich gab dem Japaner unter mir Spielraum. Er nutzte ihn sofort und stemmte mich von sich weg. Er wollte wieder auf die Beine kommen, was ihm nur halb gelang.
Als er kniete, hatte ich die gleiche Haltung bereits eingenommen, aber diesmal hielt ich meine Beretta fest, und jetzt drückte die Mündung meiner Pistole gegen seine Stirn.
Sein Gesicht hatte einiges mitbekommen. Aus der Nase lief Blut, und auch eine Augenbraue war aufgeplatzt. Es drängte die Zeit, das stimmte schon, aber ich mußte auch wissen, warum er ausgerechnet vor diesem Haus gelauert hatte.
»Was ist los?« fuhr ich ihn an. »Weshalb stehst du hier und hältst Wache? Was ist mit der Frau?«
Er lachte nur.
»John, den kannst du foltern, der wird nicht reden. Ich kenne die Typen. Der macht eher Harakiri, als sich uns zu ergeben oder seine Kumpane zu verraten.«
Ich stieß ihn zurück. Der Mann kippte nach hinten, wollte aber wieder hochkommen.
Genau darauf hatte ich gewartet. Er drückte sich in die Höhe und kam dem Schlag meiner Waffe voll entgegen. Ich hatte genau den wunden Punkt an seinem Kopf getroffen.
Vor mir verdrehten sich die Augen des Japaners, er seufzte, dann fiel er einfach um und blieb innerhalb des zusammengedrückten Gebüschs liegen.
Ich stand auf. Dabei zerrte mich Shao noch hoch. Sie zog mich auch zur Seite. Dann stellte sie sich so hin, daß ich ihr ins Gesicht schauen konnte. Es zeigte einen wilden und entschlossenen Ausdruck.
»Das war erst der Anfang, John. Die eigentliche Schau läuft da im Haus. Ich denke, daß unsere Freundin Besuch bekommen hat, und nicht nur von Suko.«
Während ihrer Worte hatte ich schon weiter gedacht. Ich schloß nicht aus, daß der Niedergeschlagene zur japanischen Mafia, der Yakuza, gehörte, und wenn diese Typen angriffen, dann kamen sie nie allein. Wir mußten damit rechnen, noch zwei, drei oder gar vier von ihnen ihm Haus zu finden.
Shao hielt es nicht mehr aus. Sie ging bereits auf die Treppe zu. Sehr gezielt, aber durchaus vorsichtig. Sie hatte sich vor mir in die Türnische gedrückt, wo sie stehenblieb, sich dann umdrehte und mir zunickte.
»Sie ist offen.«
Das überraschte mich. Shao wartete, bis ich neben ihr stand. Allein wollte sie nichts unternehmen.
Klar, die Zeit drängte noch immer. Nur durften wir nicht in das Haus hineinstürmen wie die Elefanten in den Porzellanladen.
Deshalb auch unsere vorsichtige Reaktion. Das Lauschen an der Tür, durch deren Spalt der schmale Lichtstreifen fiel.
»Hörst du was, John?«
Ich schüttelte den Kopf.
Shaos Augen sah ich dicht vor mir, las darin die Frage und gab die Antwort durch ein Nicken.
Sie drückte die Tür nach innen. Wir hielten uns die Daumen, daß wir von keiner Schußsalve empfangen wurden, doch das Risiko mußten wir einfach eingehen.
Ich hatte mich auch vor Shao gestellt und schlich an der nach innen schwingenden Tür vorbei in das Haus hinein und damit auch in einen Flur.
Ein menschenleerer Flur, was uns zunächst einmal aufatmen ließ. Der Geruch war etwas stickig.
Wie in einer Wohnung, in der lange nicht mehr gelüftet worden war.
Das Haus war länger als breit. Eine alte Tapete, eine Garderobe, die
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