1079 - Dämonen-Domina
auf dieser Erde. Darüber habe ich mal mit Suniko gesprochen. Aber ich weiß auch, daß ich und sie nie Freundinnen sein können. Sie ist auf der anderen Seite. Ich bin das Feuer, ich bin stark…«
»Aber sie ist das Licht«, sagte Suko. »Sie ist die Sonne. Sie ist das Leben…«
Mishiko schrie in seine Worte hinein. Sie regte sich wahnsinnig auf, und Suko sah, wie ihre Hände zu glühen begannen. Das Rot zog sich hoch bis zu den Ellenbogen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie in diesem Moment entflammt wäre, aber der Anfall ging vorüber. Sehr schnell hatte sich die Domina wieder beruhigt. Abermals konzentrierte sie sich auf Suko. »Dann bist du es nicht gewesen, der meinen Talisman zerstört hat - oder?«
»Nicht allein.«
»Also Shao.«
»Auch.«
Suko hatte sie durcheinandergebracht. Sie wußte jetzt, daß es nicht nur einen gefährlichen Feind gab, der gar nicht mehr so gefährlich war, sondern noch eine andere Person, deren Kraft der ihren sicherlich gleichkam.
Suko fing ihren Blick auf. »Wir ergänzen uns. Wir sind Partner. Jeder weiß immer, was der andere unternimmt. Ich denke nicht, daß sie mich so allein läßt.«
Er hatte geblufft und konnte nur hoffen, daß die Domina darauf hereinfiel. Jedenfalls überlegte sie.
»Du bist allein gekommen«, sagte sie, aber mehr, um sich selbst zu beruhigen.
»Das stimmt auch. Wenn du so willst, kannst du mich als Vorhut betrachten.«
»Dann ist sie auch hier in der Nähe?«
»Vielleicht schon im Haus.«
Es war von Suko hoch gepokert. Er konnte nur hoffen, die Japanerin verunsichert zu haben.
Sie war nervös geworden. Sie schaute sich um. Niemand außer ihnen hielt sich in diesem Studio auf.
Es war auch still geworden und nur dieser schlechte und irgendwie dumpfe Geruch umgab sie noch.
Plötzlich nickte Mishiko und sagte etwas, das Suko erstaunte. »Ich glaube dir, denn ich weiß, daß es die Sonnengöttin gibt. Ich weiß auch, daß sie nicht aufgegeben hat, um Einfluß in dieser Welt zu gewinnen. Sie hat sich eines Menschen bedient. Bisher wußte ich nicht, wer dieser Mensch war. Nun bin ich informiert. Ich weiß es. Ich kenne den Namen. Du hast ihn mir gesagt, und ich bin sicher, daß ich eine weitere Todfeindin zu bekämpfen habe.«
»Du kannst nicht gewinnen. Shao ist…«
»Hör auf!« schrie sie ihn an. »Ich werde sie mir holen. Aber erst nach dir.«
Es waren Worte, die Suko nicht gefielen, weil sie sich so endgültig angehört hatten. Entschlossen, ihn zu töten, war die Domina schon längst gewesen. Sie hatte nur den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Wahrscheinlich hatte sie auch gedacht, daß die Dinge anders laufen würden. Möglicherweise hätte sie gern noch andere Dinge als die Peitsche ausprobiert. Das war alles nicht von der Hand zu weisen, doch die Galgenfrist war nun vorbei.
Sie schleuderte die Peitsche weg, weil sie beide Hände freihaben wollte. Ihr Blick sagte mehr als Worte. Er war direkt auf Sukos Gesicht gerichtet, und dicht vor ihm bückte sie sich.
»Weißt du, wie dieser Kerl oben in seiner Dachwohnung ums Leben gekommen ist?«
»Er verbrannte«, flüsterte der Inspektor.
»Ja, das tat er. Aber wie genau, das hast du nicht erfahren. Nun wirst du es erfahren.«
Suko spürte, daß sich seine Hilflosigkeit in starke Angst verwandelte. Wie jeder andere auch durchlebte er die schrecklichen Gefühle. Die Furcht vor dem Tod, vor dem Ende, und dann noch verbrannt zu werden. Nichts mehr aus dem normalen Leben zu sehen, keine Shao mehr küssen zu können, die Freunde weg, das Leben selbst, das trotz aller Widrigkeiten doch so lebenswert gewesen war.
Mishiko nickte ihm zu. Ihr Gesichtsausdruck wirkte plötzlich wie entrückt, als hätte sie hinein in eine andere Welt geschaut, in der die Götter das Sagen hatten.
Sie flüsterte noch einen Satz. »Ich… ich… tue es für dich, Suniko, nur für dich…«
Dann legte sie ihre Hände gegen Sukos Wangen…
***
Der Auftrag der beiden Männer stand fest. Entsorgen und danach alle Spuren verwischen.
Sie hatten gleichmütig zugestimmt, denn sie gehörten zu den Leuten, die so etwas nicht zum erstenmal taten. Ob eine Frau oder ein Mann, das war ihnen egal. Den beiden ging es nur darum, daß die Organisation zufrieden war und in Ruhe weitergearbeitet werden konnte.
Störungen durfte es einfach nicht geben, aber die waren in der letzten Zeit leider sehr häufig aufgetreten. Ein Glied in der Kette war rostig geworden. Es machte nicht mehr so mit, wie es die Bosse verlangten. Es
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