1079 - Dämonen-Domina
holte wieder aus, und einen Augenblick später pfiff das schwere Leder auf Suko zu, der wie ein Käfer auf dem Rücken lag.
Aber er war nicht hilflos.
So schnell wie die Peitsche auf ihn zuraste, so hastig riß er beide Beine hoch. Das Leder hätte einen Großteil seines Körpers treffen sollen, jetzt aber wickelte es sich um seine Beine, die wie Röhren standen. Die Schnur schlang sich dort fest, und genau diese Chance nutzte Suko wieder aus.
Er zerrte die Beine noch weiter an sich, drehte dann den Oberkörper und sorgte für den nötigen Zug.
Die Gegenkraft reichte aus, um der Domina die Peitsche aus der Hand zu zerren. Sie hatte nicht damit gerechnet und taumelte noch auf Suko zu. Kam allerdings nicht zu nahe an ihn heran, daß er wieder hätte zutreten können.
Er hatte die Rolle rückwärts geschafft und eine Distanz zwischen sich und die Japanerin gebracht.
Nicht weit genug. Zudem durch die gefesselten Hände behindert, und Mishiko gelang es, die Peitsche wieder an sich zu nehmen.
»Bisher war es Spiel!« flüsterte sie. »Jetzt nicht mehr…«
Sie holte aus.
Der Schlag.
Diesmal konnte Suko nicht ausweichen und nur den Kopf einziehen, wobei er sich noch drehte und der Frau den Rücken zuwandte.
Auch dort wurde er getroffen. Die mit Metall beschwerte Schnur wirkte wie ein Messer, aber sie schaffte es nicht, Sukos Jacke zu durchtrennen.
Dann flog die Peitsche zur Seite. Mishiko wollte die Hände zu Hilfe nehmen. Es war ihr gleichgültig, wo sie anfaßte, sie würde von jeder Stelle aus den Körper zum Verglühen bringen. »Nein, nicht!«
Der Schrei alarmierte die Domina. Sie fuhr herum.
Vor der Tür stand Shao!
***
Die Frauen starrten sich an, und beide wußten in diesen Augenblicken, daß sie Todfeinde waren.
Keine würde der anderen eine Chance geben, aber Mishiko war bewaffnet und Shao nicht.
Daß sich noch die Gestalt eines Mannes hinter der Chinesin abzeichnete, sah die Domina sehr wohl.
Der Typ interessierte sie nicht, denn sie hatte nur Augen für Shao.
In ihrem Innern war so etwas wie ein Schalter herumgeschlagen. Sie konnte keine Erklärung dafür finden und wußte nur, daß sie die Chinesin noch nie zuvor gesehen hatte. Dennoch kam sie ihr bekannt vor. Nein, nicht vom Äußeren her. In ihr steckte etwas, das eine gewisse Verwandtschaft zu dem zeigte, das auch Mishiko fest unter Kontrolle hielt. Diese Person war ein Mensch, aber sie war zugleich auch etwas anderes, und hinter der Domina flüsterte Suko den Namen.
»Shao…«
Ja, da wußte die Japanerin Bescheid.
Seine Partnerin war gekommen und damit auch die Erbin in der langen Ahnenreihe der Sonnengöttin Amaterasu. Deshalb auch die ungewöhnliche Verbindung, die Mishiko gespürt hatte.
Der Mann drängte sich jetzt an Shao vorbei. Er hielt eine Pistole in der Hand, doch darum kümmerte sich die Domina nicht. Sie fragte nur: »Wer bist du?«
»John Sinclair!«
***
Ich hatte die Antwort gegeben und die Frau mit dem blutigen Gesicht dabei nicht aus den Augen gelassen. Sie war leicht zusammengezuckt. Für mich ein Beweis, daß sie mit meinem Namen durchaus etwas anfangen konnte.
Shao war von mir bewußt nicht daran gehindert worden, das Studio zu betreten. Ich hatte schon auf den ersten Blick festgestellt, daß ein unbedingtes Eingreifen nicht nötig war. Die Situation stand nicht auf des Messers Schneide.
So hatte ich mir die künstliche Folterkammer mit all den mir doch fremden Instrumenten anschauen können, und dabei war mir auch etwas anderes aufgefallen.
Asche auf dem Boden.
Ziemlich viel sogar. Sicherlich noch warm. Asche wie auch in der Dachwohnung, und ich brauchte nicht lange zu raten, woher sie stammte. Von der Menge her waren es mindestens zwei Personen, die hier ihr Leben verloren hatten, und ich sah auch in der Ecke zwei weggetretene Revolver mit aufgesetzten Schalldämpfern liegen. Die Typen mußten zu denjenigen gehört haben, die draußen als Wache gestanden hatten.
Warum sie die Frau besucht hatten, war ihr egal. Wichtig waren die Domina und Suko, der ziemlich derangiert aussah, denn er war von einigen Hieben getroffen worden.
Ich sah auf einem Tisch die Beretta und seine Dämonenpeitsche liegen, aber Sukos Haltung war zumindest ungewöhnlich. Nicht nur, daß er auf dem Boden kniete, nein, es kam noch etwas anderes hinzu. Seine Arme waren auf den Rücken gebogen, und ich ging davon aus, daß man seine Hände gefesselt hatte.
Einen Bogen schlagend ging ich auf ihn zu. Die Domina, die auch das entsprechende
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