Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1079 - Station der Freien

Titel: 1079 - Station der Freien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
mußte.
    „Was hast du da gesagt?" keuchte er, und seine beiden Stielaugen verschlangen sich wie aufsteigende Ranken ineinander. „Du und neuer Herrscher? Das war der beste Witz, den ich in meinem Leben gehört habe."
    Thoresyn wandte sich beleidigt ab.
    „Du tust gerade so, als wäre ich verrückt", sagte er. „Ist es denn so abwegig, daß ich die Nachfolge meines Vaters antrete?"
    „Oh, Mann", stöhnte der Phygo. „Das ist absurd."
    „Wozu wollt ihr mich dann haben?" fragte der Gerjok gereizt.
    „Bestimmt nicht als neuen Herrscher."
    „Aber wozu dann?"
    „Du wirst den Exponenten im entscheidenden Moment ablenken. Wenn wir zuschlagen, müssen wir ihn so überrumpeln, daß er keine Zeit mehr hat, sich zu wehren. Das ist nur möglich, wenn jemand bei ihm ist, dem er vertaut, und den er nicht für voll nimmt."
    „Danke", fauchte Thoresyn. „Du bist wirklich reizend zu mir."
    „Ich fürchte, es wird eine blutige Schlacht geben", fuhr Karrsedh fort. „Wer überleben will, muß sich beizeiten auf die richtige Seite schlagen."
    „Und du meinst, daß deine Seite diejenige ist?"
    „Davon bin ich überzeugt. Wir geben dir eine Chance, Thoresyn. Nutze sie, denn es ist in deinem Interesse. Solltest du aber auf den Gedanken kommen, deinen Vater oder deine Mutter zu warnen, dann ist es ganz schnell vorbei mit dir."
    „Ihr wollt auch meine Mutter umbringen?"
    „Wir haben keine andere Wahl."
    Der Jugendliche zuckte zusammen. Damit schien er nicht gerechnet zu haben.
    „Muß das sein?" fragte er schüchtern.
    „Wir haben gehört, was du vor noch gar nicht langer Zeit zu ihr gesagt hast", erklärte der Phygo. „Wir waren überrascht, weil aus deinen Worten hervorging, daß du die Situation richtig analysiert hast."
    „Ihr habt mich belauscht?"
    „Du weißt, daß wir alle nur überleben können, wenn beide verschwinden."
    Thoresyn erschauerte.
    „Es ist entsetzlich", sagte er. „Wir alle haben uns von Seth-Apophis befreit, aber wir können mit unserer Freiheit nichts anfangen. Anstatt sie zu nutzen, die Macht von Seth-Apophis zu brechen oder einen Fluchtweg in eine andere Machtballung zu suchen, bringen wir uns gegenseitig um."
    „Das eben wollen wir beenden."
    „Es scheint so, als könnten wir nicht leben, ohne von irgend jemandem am Gängelband geführt zu werden."
    „Der Eindruck täuscht", widersprach ihm der Phygo energisch. „Wir werden beweisen, daß wir in Freiheit leben und unser Schicksal selbst bestimmen können."
    Ein ohrenbetäubender Krach unterbrach die beiden ungleichen Wesen in ihrem Gespräch.
    Es klang, als sei eine Bombe eingeschlagen.
     
    *
     
    Icho Tolot erwachte wie aus einem tiefen, traumlosen Schlaf.
    Er riß die Augen auf und stellte fest, daß er schwerelos in absoluter Dunkelheit schwebte.
    Die Instrumente vor ihm zeigten an, daß er nur noch einige Minuten zu leben hatte.
    Das war's also, dachte er erneut. Ein wenig unrühmlich dieses Ende.
    Dem instinktiven Gefühl folgend, daß „hinter" ihm irgend etwas war, das er sehen sollte, warf er sich herum, und tatsächlich entdeckte er etwas, das sich schwach leuchtend aus der Dunkelheit hervorhob.
    Er befand sich zwischen zwei mächtigen Materiebrocken und war etwa zweitausend Meter von einigen Gebilden entfernt, die ihn an terranische Burgen der Frühzeit erinnerten. Er glaubte, Burgzinnen am Rand von hohen Kuppeln erkennen zu können.
    Eine Anlage! durchfuhr es ihn.
    Die Lähmung war völlig abgeklungen. Er konnte sich bewegen, und in diesen Minuten konnte er auch einigermaßen klar denken. Zumindest erkannte er, daß etwas in seiner Nähe war, das Leben verhieß. Er versuchte, das Antigravaggregat seines Kampfanzugs einzuschalten, doch ein rotes Licht leuchtete auf und zeigte ihm an, daß die Energiereserven erschöpft waren.
    Nur noch Minuten! dachte er verzweifelt. Die Zeit reicht nicht.
    Unter größten Anstrengungen warf er sich ruckend herum, da er merkte, daß er langsam auf einen der beiden Materiebrocken zutrieb.
    Als die letzten Sauerstoffreserven verbraucht waren, berührten seine Füße den Materiebrocken. Icho Tolot zog die Beine an und warf die vier Arme nach vorn - und wiederum trieb er ein Stück weiter.
    Blitzschnell streckte er dann seine Beine. Die Füße stießen gegen einen harten Widerstand, und dann segelte Icho Tolot auf die Anlage zu.
    Doch plötzlich zweifelte er an dem, was er sah.
    Spiegelte ihm nicht sein verwirrter Geist vor, daß da eine Anlage war, die so etwas wie Burgzinnen hatte?
    So etwas

Weitere Kostenlose Bücher