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1079 - Station der Freien

Titel: 1079 - Station der Freien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinein.
    Verdammter Narr! durchfuhr es ihn. Was tust du eigentlich?
    Vernunft und Beherrschung kehrten zurück, als er erkannte, daß er sich in einer lebensgefährlichen Situation befand, in der er es sich nicht leisten konnte, gedankenlos herumzutoben.
    Wo ist die Stimme von Seth-Apophis? fragte er sich.
    Wo ist die Geistesverwirrung, die du befürchtet hast?
    Was ist denn nun geworden? Bist du frei, oder bist du verrückt?
    Mein Verstand ist klar, dachte er. Oder nicht?
    Es gelang ihm nicht; seine Gedanken zu ordnen. Unverständliche Laute kamen über seine Lippen. Erschrocken wollte er aufhören zu reden, aber er konnte nicht. Die Laute quollen aus ihm heraus, wie Wasser aus einer Quelle, und er hatte nicht den geringsten Einfluß darauf.
    Teile seines Planhirns blieben unter seiner Kontrolle.
    Sie diagnostizierten klar und eindeutig, und es half ihm nichts, daß er sich dagegen wehrte.
    Icho Tolot wußte, was mit ihm geschehen war.
    Er befand sich auf dem gleichen Weg, den Bruke Tosen vorher beschritten hatte.
    Sein Geist hatte sich verwirrt.
     
    3.
     
    Icho Tolot durchlebte eine Phase, in der er nicht wußte, was er tat.
    Erst nach geraumer Zeit kam er wieder zu sich.
    Er fand sich auf einem langgestreckten Gang wieder, und er begriff, daß er sich in unmittelbarer Nähe des Raumes aufhielt, in dem Bruke Tosen und er wie Gefangene gehalten worden waren.
    Erstaunt drehte er sich um und blickte zurück.
    Unwillkürlich erwartete er, eine Spur der Zerstörung zu sehen, die er angerichtet hatte, doch er irrte sich.
    Ich habe mich offenbar ganz friedlich verhalten, dachte er, und er wunderte sich, daß sein Verstand völlig klar war.
    Unsicher griff er sich an die Brust.
    Hatte ihm sein Zellaktivator geholfen? Hatte das unvergleichliche Gerät ihn von der Schwelle des Wahnsinns zurückgerissen?
    Sei nur nicht so sicher, daß es schon vorbei ist, ermahnte er sich selbst. Auch Bruke hatte Phasen, in denen sein Verstand völlig in Ordnung zu sein schien. Später drehte er dann wieder durch.
    Vor ihm auf dem Gang lag das Musikinstrument, mit dem das Gerjok-Kind gespielt hatte.
    Jetzt tat es ihm leid, daß er nicht zumindest für einige Minuten auf das Kind eingegangen war.
    Was hätte ich mir dabei schon vergeben? dachte er. Vielleicht hätte es mir sogar ganz gut getan, wenn ich mich ein wenig mit ihm beschäftigt hätte.
    Eine Tür öffnete sich, und ein Gerjok trat auf den Gang heraus.
    Icho Tolot hob eine Hand.
    „Hallo", sagte er schwach und zögernd.
    „Was willst du von mir?" fragte das Vogelwesen.
    Der Haluter bückte sich und nahm das Musikinstrument auf. Verlegen drehte er es in den Händen.
    „Wo ist das Kind, das damit gespielt hat?"
    „Warum willst du es wissen?"
    „Es ist nicht wichtig", erwiderte Icho Tolot leichthin und überreichte dem Gerjok das Instrument. „Nur so."
    Das Vogelwesen blickte ihn mit traurigen Augen an.
    „Es ist tot."
    „Tot?"
    „Das Kind war krank. Schwer krank."
    „Das wußte ich nicht."
    „Es litt unter Rückenmarkzersetzung. Eine tödliche Krankheit, gegen die es noch kein Mittel gibt."
    Der Gerjok seufzte.
    „Hat es versucht, mit dir zu spielen? Es wollte mit allen spielen, die hier vorbeikamen.
    Es wußte, daß es bald sterben würde."
    Diese Worte trafen den Haluter bis ins Innerste. Er war unfähig, irgend etwas darauf zu antworten. Die Kehle schnürte sich ihm zu, und eine Hand schien sich um seine beiden Herzen zu krampfen. Hilflos blickte er den Gerjok an, der sich nun abwandte und langsam davonging.
    Icho Tolot spürte, daß eine Veränderung in ihm vorging. Sein Verstand begann sich zu verwirren. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Seine Fäuste zuckten ins Leere, und ein schemenhaftes Wesen erschien vor ihm, als wolle es sich ihm als Partner für den Schattenkampf stellen.
    Ihm war hundeelend zumute.
    Benommen wankte er weiter und verlor nun auch die letzte Kontrolle über seinen Verstand.
    Icho Tolot wurde wahnsinnig.
    Der Zellaktivator konnte die verhängnisvolle Entwicklung nicht verhindern, und im Umkreis von Millionen von Lichtjahren war kein Arzt vorhanden, der ihn hätte retten können.
    Das Ende eines Unsterblichen zeichnete sich ab.
     
    *
     
    Naggencarphon betrat zu dieser Zeit zusammen mit seinen Soldaten eine Anlage, die aus zweiundzwanzig miteinander verbundenen Kuppeln bestand. Ein kostbares Dreifachband aus blitzenden Diamanten zierte seine Hälse.
    Die Gerjoks rückten in eine der größten Kuppeln mit angeschlagenen Waffen

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