108 - Die Fratze des Grauens
Magie ein, drohte Ellis alles Erdenkliche an, doch der zähe Kerl blieb stur. Er war eine Nuß, die sich nicht knacken ließ.
Doch wir gaben ihm keine Ruhe.
Daryl Crenna machte weiter. Mason Marchand löste ihn ab. Anschließend nahm sich Brian Colley das Monster vor. Und auch Anthony Ballard beteiligte sich an der Befragung.
Wir anderen ruhten uns zwischendurch aus.
Ellis’ Spannkraft hatte merklich nachgelassen, als ich den Raum wieder betrat, in dem er sich befand.
Ich trank Kaffee, hatte kurz geschlafen. Die Nacht war vorüber. Wir hatten Tag, und nachdem ich meine Tasse geleert hatte, übernahm ich Ellis wieder.
»Ihr kriegt nichts aus mir raus, Ballard«, knirschte Ellis.
»Was wird passieren, Ellis?« fragte ich. »Was wolltest du in der ›Art Gallery‹? Wieso wolltest du dich ausgerechnet dort verstecken? Soll ich dir sagen, wofür ich dich halte? Meiner Ansicht nach bist du eine Figur in einem großen, gefährlichen Spiel, das sich die schwarze Macht ausgedacht hat. Der erste Zug scheint bereits gemacht zu sein. Wie geht es weiter. Weißt du es, oder bist du so unbedeutend, daß man dich darüber im unklaren ließ?«
Robert Ellis fing plötzlich an brüllend zu lachen. »Vielleicht steht der Weltuntergang bevor. Wer weiß, Ballard.«
»Wenn die Welt untergeht, gehst du mit unter.«
»Das muß nicht sein. Ich gehöre nicht zu euch. Sie werden kommen…«
»Wer, Ellis? Wer wird kommen?« fragte ich erregt. War es möglich, ihm jetzt das Geheimnis zu entlocken?
»Die Dämonen! Und sie werden die Welt in ein Chaos stürzen, werden die Herrschaft übernehmen! Das Böse wird sich über alle Kontinente ausbreiten…«
»Und seinen Anfang wird es hier in London haben?« fragte ich, während es mich eiskalt überlief.
»Das Tor wird sich öffnen wie eine Schleuse, und sie werden die Welt überschwemmen!« kündigte Ellis an. »Gegen diese Kraft kommt ihr nicht an!«
»Wann wird das sein?«
»Bald, sehr bald. Die Uhr ist schon fast abgelaufen.«
»Was passiert mit dir, wenn es soweit ist?« wollte ich wissen.
»Ich bin ein Auserwählter.«
»Wie viele Auserwählte gibt es?«
Diese Frage beantwortete mir Ellis nicht. »Die Dämonenflut wird euch alle vernichten!« schrie er statt dessen. »Alle! Und ich werde wieder frei sein!«
Der Kerl sprach von einem Höllentor. Offensichtlich war es noch geschlossen, aber es würde sich bald auftun. Vielleicht hätte Ellis die Voraussetzungen dafür schaffen sollen. Wir hatten ihn aber aus dem Verkehr gezogen. Hieß das, daß das Tor nun geschlossen bleiben würde? Mit allen diesbezüglichen Fragen ließ er mich abblitzen.
»Sie werden kommen! Sie werden kommen!« rief er nur immer wieder. »Ihr könnt sie nicht aufhalten!«
Wenn er davon so überzeugt war, mußte es andere geben, die die Vorbereitungen trafen. Schwarze Helfershelfer! Sie mußten sich in der Stadt befinden, Aber wo? Wo steckten sie? Wie sollten wir sie finden? Arbeiteten sie getrennt oder gemeinsam? Wie viele waren es? Wie sahen die Vorbereitungen aus, die sie treffen mußten? Wo befand sich das Höllentor?
Die Antworten, die wir von Ellis bekommen hatten, konnten nur als Spitze des Eisbergs angesehen werden. Darunter befand sich unvergleichlich mehr, was wir nicht wußten.
Wir hatten nicht einmal Kenntnis, wo sich dieser Eisberg befand. Wir wußten lediglich, daß wir mit voller Fahrt darauf Zufuhren, und wenn es meinen Freunden und mir nicht gelang, diesen dichten Nebel aufzureißen, würden wir dagegenprallen und untergehen und die ganze Menschheit mit uns.
Die Welt war bedroht, doch Ellis verriet uns keine Einzelheiten.
Ich rief mir alles ins Gedächtnis, was Robert Ellis gesagt hatte. Vielleicht hatte er unbewußt etwas verraten. Ich zermarterte mir den Schädel, überließ Ellis den anderen, zog mich in eine Ecke des Raumes zurück und schaltete ab. Ich hörte kaum noch, was die anderen redeten, rekapitulierte immer wieder das Gehörte, stellte Querverbindungen her und manchmal - ich gebe es zu recht gewagte Überlegungen an. Es blieb mir nichts anderes übrig.
Und plötzlich glaubte ich, es zu haben…
***
Es gab tatsächlich mehr von Robert Ellis’ Sorte - und sie sahen alle aus wie er.
Wes Sturgess hatte sich zu ihrem Anführer gemacht, und da er der Kräftigste von allen war, hatte niemand etwas dagegen.
Sie waren alle gleich alt - also zwanzig.
Vor zwanzig Jahren waren sie als Keim des Bösen aufgegangen, und sie hatten bisher ein nutzloses Leben gelebt,, doch nun
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