108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
Möglichkeit zu
geben, etwas über den neuen Stoff zu erfahren. Zehn Minuten später revidierten
die Forscherin und der Professor ihre ursprüngliche Meinung. Offenbar hatten
sie sich doch getäuscht. Da war tatsächlich niemand ...
Brenda Galley
schlüpfte in ihren Mantel. Es war halb eins. Die Wolken zogen schnell dahin,
und die Luft war sehr kühl. „Ich gehe nach Hause, Professor“, sagte sie und
stieg in ihr Auto. „Und Ihnen würde ich das Gleiche empfehlen. Um sechs Uhr ist
die Nacht um. Sie sollten mehr schlafen.“ „Ich werde Ihren Ratschlag
beherzigen, Galley. Ich schließe alles ab, lösche sämtliche Lichter und fahre
ebenfalls los.“
„Aber tun Sie
das auch wirklich, Professor! Ich kam schon mal frühmorgens hier an, da haben
Sie auf der Couch in der Küche geschlafen.“
„Da war ich
auch noch jünger, Galley.“
„So viel mehr
auch nicht. Das liegt noch keine zwei Monate zurück ...“ Lachend verabschiedete
sie sich. Coleman sah noch, wie sie über die asphaltierte Zufahrt rollte und
vor dem verschlossenen Gittertor ankam. Jeder Mitarbeiter hatte einen kleinen
Ultraschallsender, mit dem er das Tor automatisch öffnen und schließen konnte.
Brenda Galley hielt das flache Gerät bereits in der Hand und drückte auf die
Sensortaste. Das Tor schwang auf. Aber zum Hinausfahren kam sie nicht mehr. Auf
dem Rücksitz des Autos glitt schattenhaft und lautlos eine Gestalt in die Höhe.
Sie hatte sich in der Dunkelheit versteckt und flach auf die Polster gebeugt,
um beim Einstieg der Forscherin nicht wahrgenommen zu werden. Die Gestalt hatte
kein Gesicht! Der Kopf war eine einzige breiige Masse, ohne Nase, Mund und Augen ...
In der Hand
hielt der Unheimliche eine Spritze. Er stieß die Nadel durch Brenda Galleys
Mantel und drückte gleichzeitig den Kolben hinab. Die Forscherin zuckte
zusammen, riss den Mund noch auf und wollte um Hilfe schreien. Aber das starke
Betäubungsmittel wirkte sofort. Brenda Galley wäre mit dem Gesicht nach vorn
gefallen, hätte der Unheimliche sie nicht am Kragen festgehalten. „Dein Gesicht
brauche ich noch, mein Täubchen“, klang es dumpf aus dem unmodelierten Kopf. Es
war Dr. Satanas, der in Brenda Galleys Wagen hockte. Er ließ die Spritze in
einer flachen Pappschachtel verschwinden und entnahm dieser stattdessen ein
blitzendes Skalpell. Brenda Galley merkte nicht, wie ihr geschah. Ihr
Bewusstsein war völlig ausgeschaltet. „Ich bin ganz vorsichtig, mein Täubchen“,
sagte Satanas höhnisch, „denn ich brauche dich doch noch...“ Satanas schob
Mantel und Bluse der Frau über die Achseln nach unten und löste mit sicherem
Schnitt ein hauchdünnes, nur etwa ein Quadratzentimeter großes Stück Haut. Die
Stelle blutete kaum. Das Skalpell wurde zusammengeklappt wie ein Taschenmesser,
und Satanas führte die Hand genau an die Stelle seines Gesichts, wo sich
eigentlich die Nasenwurzel befinden musste.
Er presste
das frische, blutige Hautstück fest auf den blasigen, breiigen Untergrund.
Blitzschnell vollzog sich die Veränderung des bisher formlosen Antlitzes. Die
Lippen des Unheimlichen bewegten sich und murmelten unablässig dumpfe,
geheimnisvolle Beschwörungsformeln. Beängstigend hörten sich die Worte an, die
keiner menschlichen Sprache zu entstammen und vom Teufel aus der Hölle direkt
inspiriert zu sein schienen. Die Temperatur in dem Auto der bewusstlosen
Forscherin kühlte ab, und die Atmosphäre erfüllte sich mit einer gespenstischen
Spannung. Die Geister des Schattenreiches waren Satanas’ Gesprächspartner. Sie
griffen ein und steuerten das Unfassbare, von dem noch kein Mensch Zeuge
geworden war. Das frische Hautstück wirkte wie eine winzige Insel in dem
grauen, formlosen Gesicht. Diese Insel begann zu wachsen. Schicht um Schicht,
Zelle um Zelle.
Eine einzelne
Zelle enthält den gesamten Bauplan des jeweiligen Körpers, dem sie entstammt.
Eingefangen in die geheimnisvolle Spirale der DNS sind sämtliche Bausteine, wie
Wesensart, Aussehen und Charakter. Aus dem grauen, formlosen Brei bildeten sich
der Nasenrücken, die Atemlöcher, die Höcker der Augenbrauen und das Gebiss.
Vertraute Gesichtszüge entstanden. Es waren die Gesichtszüge Brenda Galleys ...
Aus Dr. Satanas
wurde - Dr. Brenda Galley!
Nach dem
Vollzug des grausamen ersten Schrittes folgte der zweite. Mit Hinken Fingern
legte Satanas seine Kleidung ab und schälte die Bewusstlose aus der ihren. Er
zog Brenda Galleys Kleider an und schaltete den Motor und das Licht des Wagens
aus, der
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