108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
Anhaltspunkte. Gemeinsam begaben sie sich zu
Jacksons Office, in dem der andere Polizist zurückgeblieben war. „Wir müssen ne
Meldung machen, Alan“, sprach Freddy seinen Kollegen an, der am Schreibtisch
hockte und in einem Magazin blätterte. „Komische Geschichte. Manuela Lopez’
Leiche ist verschwunden. Ffft - sie hat sich einfach in Luft aufgelöst. Ihre
Kühlkammer ist leer.“
„Okay, dann
nehmen wir die Sache noch auf, Freddy. Und dann ist endgültig Schluss für
heute. Ich bin todmüde.“
Der
Angesprochene bemerkte erstaunt, dass er kein Glas auf dem Tisch sah. „Ich hab’
gedacht, du würdest dir einen Drink von Jacksons Super- Whisky genehmigen.“
„Ich bin noch
nicht dazu gekommen“, antwortete daraufhin der Mann am Tisch und wies bei
diesen Worten auf das geöffnete Magazin. „Jackson hat noch einige andere
Ablenkungen auf Lager... Der Sex-Report hier hat’s in sich. Die Fotos sind
erstklassig.“ Er grinste von einem Ohr zum anderen und sah dann die attraktive
Schwedin mit einem unverschämten Blick an, als wolle er sie auf der Stelle
ausziehen. „Wo habt ihr denn diese Biene aufgetrieben? In der Kühlkammer kann
sie doch kaum gelegen haben ...“ Mit diesen Worten erhob er sich.
Die Schwedin
stellte sich vor. „Wir ziehen gewissermaßen an einem Strang, meine Herren“,
sagte sie lächelnd. „Ich bin beauftragt, bei der Aufklärung des rätselhaften
Mordfalles Manuela Lopez mitzuwirken. Es gibt da einige Ungereimtheiten, die
näher untersucht werden müssen.“ Der Polizist Alan, der in Jacksons Büro
zurückgeblieben war, hob kaum merklich die Augenbrauen. „Bis jetzt konnte,
soviel mir bekannt ist, lediglich die genaue Todesursache noch nicht
festgestellt werden. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung stand noch aus.
Kann es nicht sein, dass der Mörder Manuela Lopez’ die Möglichkeit hätte, die
Leiche von hier verschwinden zu lassen um dieser Untersuchung vorzubeugen?“
„Durchaus
möglich“, murmelte Morna. „Wir wissen noch zu wenig, und das macht alles umso
schwieriger. Deshalb habe ich den Auftrag, als Manuela Lopez’ Nachfolgerin
aufzutreten. Ich bin gewissermaßen eine Freundin von ihr.“
Dies war eine
gezielte Indiskretion. Morna Ulbrandson wollte bekannt machen, dass sie im
Chalakka nur zur Tarnung residierte. Dr. Satanas, der mit großer
Wahrscheinlichkeit hinter Manuelas Tod und dem Verschwinden ihrer Leiche
steckte, musste sich noch hier in Salem aufhalten. Er führte etwas im Schilde.
Alle Spuren wiesen eindeutig daraufhin. Was er allerdings durchführen wollte,
war nach wie vor rätselhaft und unbekannt. Wenn die Ermordung und das
Verschwinden Manuela Lopez’ durch Satanas dessen erster und zweiter Streich
war, dann würde mit Sicherheit ein dritter folgen. Und noch etwas war wichtig
in dem undurchsichtigen und gefährlichen Spiel, auf das Morna Ulbrandson sich
eingelassen hatte. Dr. Satanas war einer der schrecklichsten Erzfeinde der PSA
und damit auch aller, die für sie arbeiteten, in erster Linie für die
Agentinnen und Agenten. Der Unheimliche kannte inzwischen die meisten von ihnen
und hasste jene, die bisher versucht hatten, seine teuflischen Kreise zu
stören. Iwan Kunaritschew, Larry Brent und - Morna Ulbrandson ...
Schon mehrfach
war es zu Begegnungen zwischen diesen Personen und ihm gekommen. Dass sie Dr.
Satanas in dieser Sekunde gegenüberstand und zwar in der Gestalt des Polizisten
Alan, ahnte sie allerdings nicht...
●
Die beiden
Beamten verließen das Leichenschauhaus. Jackson genehmigte sich einen Schluck
aus der Bottle und bot auch Morna ein Gläschen an, aber die Schwedin lehnte
dankend ab. Sie unternahm in aller Ruhe noch mal einen Rundgang durch das große
Haus, um sich mit allen Türen, Zugängen und Fenstern in sämtlichen Stockwerken
vertraut zu machen. Es gab keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen. Blieb
nur ein Schluss: Der Leichenräuber besaß einen Nachschlüssel oder Manuela Lopez
war nach ihrer Einlieferung wieder zum Leben erwacht. Nicht zu wirklichem
Leben, sondern zum Dasein einer Untoten, eines Zombies ... Dies würde bedeuten,
dass Satanas von Anfang an diese Möglichkeit eingeplant hatte und aus diesem
Grund darauf verzichtete, die Leiche in einem Säurebad aufzulösen, wie es sonst
seine Art war. Dabei hätte er im Fall Manuela Lopez’ dazu die beste Gelegenheit
und Voraussetzungen gehabt, dies zu tun. Im Chalakka gab’s genügend Badewannen
und Becken. Manuelas Körper hätte sich darin ohne
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