108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
großen Aufwand auflösen
lassen. Kein Mensch hätte etwas bemerkt. In der Gestalt Manuela Lopez’ hätte
Dr. Satanas deren Rolle unbemerkt weiterspielen können. Aber darauf war es ihm
nicht angekommen. Er hatte anderes vor ...
Gegen elf Uhr
verließ Morna Ulbrandson nachdenklich das Leichenschauhaus. Bis zu diesem
Zeitpunkt waren von verschiedenen Bestattungsinstituten mehrere Verstorbene
eingeliefert worden. Jede Neueinlieferung nutzte der Verwalter, um zur
Nervenstärkung einen Schluck aus der Whiskyflasche zu nehmen. „Sonst“, lautete
sein Kommentar, „ist das ganze Elend hier überhaupt nicht auszuhalten.“
X-GIRL-C
unterrichtete vereinbarungsgemäß die Zentrale in New York über ihre bisherigen
Aktivitäten und Überlegungen. X-RAY-1 hatte ebenfalls eine Neuigkeit für sie.
„In Salem gibt es zwei neue rätselhafte Mordfälle“, erfuhr sie durch die Stimme
des PSA-Leiters. In einer kleinen Weltkugel, die als Anhänger an einem goldenen
Armkettchen hing, befand sich eine vollwertige Sende- und Empfangsanlage. Sie
bestand aus teilweise mikroskopisch kleinen Bauteilen und war eine
Spezialentwicklung für die PSA. Über Satellitenfunk konnte von jedem Ort der
Welt ohne Zeitverlust jeder Agent mit dem großen Unbekannten, wie X-RAY-1 auch
bezeichnet wurde, Kontakt aufnehmen. Umgekehrt war dies auch der Fall. „Ein
Mann namens Tom Eloy aus der Wilson-Street wurde in der Nacht überfallen und
getötet. Die ihm zugefügten Wunden werden als mit großer Wahrscheinlichkeit von
einem Raubtier bezeichnet. Wir haben sofort die Aussage unter die Lupe nehmen
lassen und Informationen eingeholt. Im Umkreis von hundertzwanzig Meilen rund
um Salem gibt es derzeit keinen Zirkus, keine Tierschau und keinen Zoo. Der
Ausbruch eines wilden Tieres ist nirgends in Oregon oder einem Nachbarstaat
gemeldet. Sehen Sie sich
Tom Eloy an!
Der zweite Mord betrifft einen Wissenschaftler. Ernest Coleman ist sein Name.
Der Forscher wurde heute Morgen erwürgt von seiner Mitarbeiterin aufgefunden.
Dr. Brenda Galley war die Erste, die ihn sah. Sie wurde zusammengebrochen von
später eintreffenden Mitarbeitern entdeckt, die sofort die Polizei benachrichtigten.
Dr. Galley steht noch unter Schock und war bisher nicht vernehmungsfähig. Sie
liegt derzeit im George-Hospital in Salem.“
●
Auch Larry
Brent alias X-RAY-3 erfuhr über den PSA-Funk die letzten Informationen. In
Salem spitzten sich die Dinge zu. Wäre es da nicht besser gewesen, er wäre dort
geblieben und hätte Morna an Ort und Stelle unterstützt, statt nach Coyame in
der Provinz Chihuahua zu reisen? Zwei Zwischenlandungen hatte er bereits hinter
sich. Rund alle dreihundertfünfzig Meilen musste er runter. Dazu suchte er sich
meistens eine abgelegene Straße, damit niemand das Manöver beobachten konnte.
Er fuhr dann auf kürzestem Weg zu einer Tankstelle und oft danach noch
meilenweit über den nächsten Highway oder eine Landstraße, ehe sich ihm wieder
die Gelegenheit bot, den Lotus aufsteigen zu lassen und den Flug fortzusetzen.
So vergingen Stunden um Stunden. Es war die längste Strecke, die er jemals im
Lotus durch die Luft zurücklegte. Insgesamt lagen rund zweieinhalbtausend
Kilometer vor ihm. Mexiko war weit...
Am späten
Nachmittag tankte er ein viertes Mal auf. Er hatte die Grenze bereits
überflogen und startete auf einer einsamen Straße, die quer über ein
Hochplateau führte, erneut zum Flug. X-RAY-1 ließ ihn auf seine Frage nach
einer Unterstützung hin wissen, dass seine Mission in Coyame nicht minder
wichtig sei. „Wahrscheinlich geht es sehr schnell, X-RAY-3. Sie sollen Maria
Lopez dort lediglich kennenlernen und sich ein Bild von ihr machen. Und, wenn
es geht, eine Nacht im Kloster verbringen. Stellen Sie fest, ob Maria Lopez
wirklich noch lebt, wie sie lebt oder ob eine andere längst ihre Stelle
eingenommen hat.“ X-RAY-1 ging in seinen Andeutungen diesmal viel weiter. Gab
es Neuigkeiten, die zum Zeitpunkt des Beginns seines Auftrags noch nicht so
klar erkennbar waren?
„Es gibt
inzwischen Hinweise darauf, X-RAY-3, dass mit der
Familie Lopez einiges nicht stimmte. Sie lebte sehr abgeschieden, und vor allem
der Vater hatte das ganze Dorf gegen sich. Es heißt, dass keiner etwas mit ihm
und seinen Leuten zu tun haben wollte. Sie wurden gemieden wie die Pest, wie
Aussätzige. Dies soll unter anderem zum frühen Tod von Señora Lopez geführt
haben und ist auch verantwortlich dafür, dass die ganze Familie schließlich
auseinander fiel und
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