108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
Krankenschwester anfiel? Mit dem neuen Mondaufgang hat sie
sich in eine reißende Bestie verwandelt. Der Stoff muss ihr eingegeben worden
sein ... Miss Galleys Verhalten am heutigen Morgen ... Sie war verwirrt und
schien nicht gewusst zu haben, wie sie nach Hause gekommen war... Das alles
wissen wir durch ihre Tante ... Und wir wissen, wie sich der Rausch eines
Menschen, der zum Tier wird, schließlich auswirkt. Wenn die Vollmondnacht zu
Ende ist, weiß er nichts mehr von seinen furchtbaren nächtlichen Taten und
setzt sein Leben so fort, als sei nichts geschehen ...“
Der Gedanke
ließ sie nicht mehr los. Morna Ulbrandson gab das Langsamfahren sofort auf. Sie
hatte es mit einem Mal sehr eilig. Ihr Ziel war Brenda Galleys Haus. Die Schwedin
erreichte es eine Viertelstunde später, ln dem reinen Wohnviertel herrschte
eine romantische Atmosphäre, die hervorgerufen wurde durch die brennenden
Laternen, die gepflegten Gärten und die gemütlich beleuchteten Räume, in die
vorübergehende Spaziergänger und Autofahrer einen Blick werfen konnten. Die
meisten Vorhänge waren nicht zugezogen. In den Wohnzimmern saß die Familie, in
vielen Fällen beim Fernsehen. Brenda Galleys Haus lag völlig im Dunkeln. Die
Garage war leer. Das Auto der Forscherin stand seit dem frühen Morgen auf dem
Gelände des Instituts. Morna Ulbrandson parkte ihren Leihwagen am Rand des
Gehweges vor dem Haus und näherte sich dann mit Finch Preston dem Gebäude. Die
Schwedin wusste, dass Aunt Nelly in der ersten Etage lebte. Auch dort oben war
es dunkel. Das ließ darauf schließen, dass die Zweiundachtzigjährige bereits zu
Bett gegangen war. Morna blieb lauschend an der Haustür stehen. Im Haus war
alles still, und doch konnte die schwedische PSA-Agentin ein ungutes Gefühl
nicht ignorieren. Sie betätigte die Klingel, neben der sich das Schild mit Mrs.
Nellys Name befand. In dem dunklen Haus war deutlich das Ding-Ding zu hören. Morna
drückte ein zweites und drittes Mal. Wieder schlug die Klingel an. Aber
nirgends wurde Licht angeschaltet, noch machte sich jemand bemerkbar. Finch
Preston lief ums Haus, um sich einen Gesamteindruck zu verschaffen. Sämtliche
Fenster und die Terrassentür waren geschlossen.
„Aunt Nelly
muss im Haus sein“, sagte Morna leise. Beunruhigt ließ sie ihren Blick an der
Hausfront, an Tür und Fenstern entlang schweifen. Aunt Nelly ging bei Einbrach
der Dunkelheit zu Bett. Morna wollte gerade dem achselzuckend zurückkehrenden
Finch Preston etwas sagen, als im Haus ein lautes Geräusch entstand. Ein
schwerer Gegenstand kippte um, kullerte die Treppe herab und schlug irgendwo
gegen eine Wand. Dann herrschte wieder Stille.
„Mrs.
Nelly?“, rief Morna und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür. „Hallo?
Sind Sie zu Hause? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Wenn etwas nicht in Ordnung war,
konnte sie es zumindest nicht bestätigen. X-GIRL-C gab dem Gefühl nach. Noch
ehe Finch Preston sein Angebot machen konnte, die Tür einzurennen, tat es die
Schwedin schon. Ein kurzer Anlauf, Krachen und Knirschen, die Tür flog aus dem
Schloss. Morna Ulbrandson taumelte in die Dunkelheit und erblickte gleichzeitig
ganz oben auf der in die Dachwohnung führenden Treppe einen Schatten, der im
nächsten Moment untertauchte. Die PSA-Agentin spurtete los. Am Fußende der
Treppe lagen die Scherben einer großen, buntbemalten Keramikvase, die von einem
Tisch gefallen und die Treppe hinuntergekullert war. Das war das Geräusch von
vorhin! Es befand sich jemand im Haus! Die Laternen bewirkten mit ihrem
Streulicht, dass durch die gewaltsam geöffnete Haustür ein Halbdunkel fiel, in
dem sich die beiden Eindringlinge schnell zurechtfanden. Morna stürmte über die
hölzerne Treppe nach oben. Auf dem Treppenabsatz war nichts Verdächtiges zu
erkennen. Die Tür zur Wohnung der alten Dame war nicht verschlossen. Morna
drückte die Klinke und konnte eintreten. „Mrs. Nelly?“
Wieder
erfolgte keine Antwort. Mornas Rechte zuckte zum Lichtschalter. Die Deckenlampe
in der Diele flammte auf. X-GIRL-C öffnete rasch hintereinander die einzelnen
Türen, um einen Blick dahinter zu werfen. Sie rechnete mit einer unangenehmen
Überraschung, mit einem Angriff. Schließlich hatte sie hier oben den Schatten
wahrgenommen, konnte aber nicht sagen, auf welche Seite er sich begeben hatte. Morna
Ulbrandson machte eine schauerliche Entdeckung. Sie hatte sie fast erwartet,
aber als es dann soweit war, traf es sie doch mit Wucht und Grausamkeit. Im
Bett lag
Weitere Kostenlose Bücher