1080 - Das Ende eines Experiments
eine Chance zu geben, obwohl Whargor nun schon seit Stunden an seiner Warteposition verharrte.
Srimavo war unmittelbar nach der Landung der LUZFRIG verschwunden. Jakob Ellmer verzichtete diesmal auf eine Suche nach ihr. Er wirkte verstört, und Deighton glaubte auch zu wissen, was ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Sein Schützling war ihm endgültig über den Kopf gewachsen. Sri hatte fast schon ein Weltbild zerstört, als sie mit Quiupu zusammen um das Fragment kämpfte.
Parnatzel bemühte sich vergeblich, den Freund aufzuheitern. An der Zahl der Alkoholbäder, die der Matten-Willy inzwischen nahm, war eher zu erkennen, daß Ellmers düstere Stimmung auf ihn überschlug.
Auf dem Weg ins Medo-Center dachte Deighton an die Unsummen, die Perry Rhodan und Reginald Bull in Quiupus Arbeiten gesteckt hatten - und an die großen Erwartungen, die sich daran knüpften.
Seine Entscheidung bedeutete nichts anderes, als dem Fremden das Fragment des Viren-Imperiums zu überlassen. Er handelte Rhodans Interessen - und vielleicht denen der Menschheit und vieler Sternenvölker - grob zuwider, aber er trug letztlich die Verantwortung für die Menschen auf Lokvorth. Zwar waren sie nicht direkt bedroht, wie Whargor auch die Raumschiffsbesatzungen geschont hatte, doch konnte dies sich sehr schnell ändern. Niemand vermochte vorherzusagen, wie sich die aufgenommenen Superviren auf Whargor auswirken würden.
Niemand außer Dorell-Ehkesh, und auch hinter ihm stand ein großes Fragezeichen.
Immerhin schien sein Aufbäumen vor dem Angriff gezeigt zu haben, daß ein Teil seines Ichs unter besonderen Umständen doch noch dazu in der Lage war, sich von Whargor zu lösen.
Er muß reden! dachte Deighton verbittert.
Es konnte kein Trost für ihn sein, daß er keine Hilfe mehr anfordern konnte, zumindest nicht von der Erde. Und selbst hundert Schiffe hätten nicht mehr ausrichten können als die vier vorhandenen.
Sollte es zum Äußersten kommen und wir Quiupu zwingen müssen, seine Rekonstruktion im Stich zu lassen, wird er einen neuen Anfang finden, redete Deighton sich ein. Whargor dürfte kaum an Quiupus Ausrüstung interessiert sein. Wir können sie jederzeit in ein Schiff verladen und zu einem anderen Ort bringen lassen, wenn dies hier vorbei ist.
Wie der ehemalige Solarmarschall es auch drehte und wendete - am Ende kam er sich immer wie ein Verräter vor.
Sahen die Kosmokraten nicht, was hier vorging? Würden sie nicht eingreifen, bevor das Fragment verlorenging?
Er drängte die Fragen beiseite, als er das Medo-Center betrat. Nur Donna St. Laurent war bei Dorell-Ehkesh. Deighton ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn ihr Anblick erschreckte. Die Sorge und das Entsetzen über die Veränderung, die mit dem Partner vorging, zehrten sie von innen her aus. Auf einer Konsole neben ihrem Stuhl befanden sich Aufputschkapseln und eine Injektionspistole. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangen waren eingefallen.
Was wird erst aus ihr, wenn er stirbt? fragte Deighton sich bestürzt.
„Hallo, Donna", sagte er, wobei er sich bemühte, möglichst unbefangen zu wirken. „Es tut mir leid, daß ich mich erst jetzt persönlich um ihn kümmern kann. Gibt es etwas Neues?"
„Nichts", flüsterte sie. „Er kam nur dieses eine Mal zu sich. Das heißt, kurz bevor die ONTARIO landete, hatte ich den Eindruck, er kämpfte wieder gegen den fremden Einfluß an. Er brachte zwar keine verständlichen Worte hervor, aber er sah mich an."
„Hat er dich erkannt?"
Sie schüttelte mutlos den Kopf.
„Nein, Gal. Aber er sah aus wie jemand, der gerade eine schlimme Enttäuschung erlebte."
„Wann war das genau?" wollte Deighton wissen. „Es kann wichtig sein. War es, als Whargor sich von der Brutwolke zurückzog? Nachdem er die Superviren in sich aufgenommen hatte?"
„Ich war doch bei ihm. Woher soll ich wissen, was da im Weltraum vorging!"
Deighton ging um die Liege herum zu einem Monitor, der die vom Computer ausgewerteten Messungen der Diagnoseroboter zeigte, rief Vergleichswerte ab und sah die Physikerin an.
„Keine Veränderung in seinem Zustand, was die Körperfunktionen angeht, Donna."
„Was heißt das schon? Wenn du damit meinst, daß es ihm nicht schlechter geht als vor fünf oder zehn Stunden, kann ich nur entgegnen, es geht ihm auch nicht besser.
Dieses Etwas dort draußen läßt ihn nicht los, Gal. Auf die Dauer wird es ihn umbringen."
„Es hat noch keinen Menschen getötet", murmelte der Aktivatorträger. „Bis
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