1080 - Das Ende eines Experiments
fürchte, daß das weitere Geschehen nicht mehr von uns beeinflußt werden kann. Aber sollte Kirt wirklich sterben, dann um zu leben..."
*
Er haßte sich dafür, die Physikerin allein mit Dorell-Ehkesh zurücklassen zu müssen.
Sie war nicht von ihm zu trennen. Er verfluchte Lokvorth und den Tag, an dem er hier hergekommen war.
In der Funkzentrale wurde er bereits erwartet. Ein Raumschiff mit den von den Superviren befallenen Menschen näherte sich dem Scarfaaru-System und würde in wenigen Minuten einfliegen. Selbst diese Nachricht, die doch bedeutete, daß es Bully gelungen war, die vierundzwanzig Männer und Frauen noch aus dem Solsystem zu schleusen, konnte ihn nicht froher stimmen.
Galbraith Deighton ließ sich eine Verbindung zu Quiupu schalten und erklärte dem Viren-Forscher kurz und bündig, daß er nicht mehr mit einem Angriff Whargors rechnete.
„Aber was heißt das schon!" beklagte sich das kosmische Findelkind. „Er hat mir viel zu viele Bestandteile genommen! Das Fragment schweigt, ich kann meine Teilrekonstruktion nicht mehr befragen!"
„Dann arbeite weiter!" antwortete Deighton barsch.
„Ich bin schon konsterniert", kam es von Jakob Ellmer, der anscheinend darauf wartete, daß Srimavo mitten in der Funkzentrale erschien, „aber deine Laune möchte ich haben."
Deighton lehnte sich zurück und schloß für einen Moment die Augen.
„Du hast recht, Jakob", gab er zu. „Aber was stellt ihr euch unter einem Mann wie mir vor? Ein gefühlloses Etwas?"
„Das hat niemand behauptet."
„Aber ihr denkt es. Wer sich über meine Verfassung wundert, soll ins Medo-Center gehen und sich Kirt ansehen. Und wo ich gerade bei ihm bin - ich brauche endlich einen Stellvertreter oder eine Stellvertreterin für ihn, der die Belange der Station in die Hände nimmt und sich vor allem auch um die Befallenen kümmert. Quiupu wird sie kaum in den nächsten Stunden untersuchen wollen. Wer bietet sich an?"
Wie erwartet, schlug ihm Schweigen entgegen. Deighton bestimmt ohne langes Hin und Her eine Frau, die ihm einige Male positiv aufgefallen war. Sie hieß Terja Bliström, war etwa sechzig Jahre alt und Fremdweltenökologin. Allerdings besaß sie auch auf anderen Gebieten genügend Wissen, um quasi überall mitreden zu können.
„Ich glaube nach dem, was ich durch Kirt erfahren habe, nicht mehr an die Notwendigkeit einer Evakuierung der Station, Terja, aber wir halten uns dennoch dazu bereit. Bitte; unterrichte alle davon, daß wir einen Schritt vorangekommen sind und über Kirt Kontakt zu Whargor haben. Dann sorge dafür, daß die Befallenen nach ihrer Ankunft gut untergebracht werden. Ich werde mich um sie kümmern und hoffe auch, daß Quiupu sich ihrer morgen oder übermorgen annehmen kann."
Die Wissenschaftlerin nickte. Etwas von der Last der Verantwortung war abgegeben.
Deighton konnte sich auf Quiupu konzentrieren, mit dem er erneut Kontakt aufnahm.
„Es tut mir leid, daß ich vorhin so heftig war", sagte er. „Quiupu, ich bin sicher, daß du von Whargor nichts mehr zu befürchten hast. Du kannst in Ruhe weiterarbeiten. Ich möchte dich aber bitten, noch einmal den Versuch zu machen, dein Fragment zu befragen, und zwar über folgendes." Er wiederholte mit eigenen Worten, was Dorell-Ehkesh von sich gegeben hatte. „Er kam als Aggressor, und das auch nur, weil er dazu gezwungen war. Es ist jetzt unsere Sache, ihm zu helfen, aber dazu brauchen wir Informationen, die er selbst uns vielleicht nicht geben kann. Und noch etwas. Wenn deine Teilrekonstruktion schon sein Kommen voraussagte, ist sie vielleicht auch in der Lage, uns etwas über die momentanen Vorgänge auf der Erde zu verraten."
„Du glaubst daran?" fragte Ellmer überrascht. „Du glaubst wirklich, daß...?"
„Jakob, bei dem, mit dem wir hier konfrontiert Werden, müssen wir alles vergessen, was uns sonst als glaubhaft, vorstellbar oder logisch erscheint. Ich habe eine schwache Hoffnung, nicht mehr."
Quiupu antwortete nicht.
„Hörst du mich nicht?" fragte Deighton. „Was ist los mit dir? Quiupu!"
„Vielleicht meint er, wenn sein Fragment schweigt, müßte er das auch tun", versuchte Ellmer zu scherzen. „Aus Sympathie."
„Haha", machte Deighton. Er rief ein letztes Mal nach dem kosmischen Findelkind, das auf den Schirmen ganz deutlich in unmittelbarer Nähe der Brutwolke zu sehen war.
Als dann die Stimme des Extraterrestriers an die Ohren der Anwesenden drang, klang sie so erregt wie noch nie zuvor.
„Deighton!"
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