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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seine Waffe war ihm abgenommen worden, das Handy ebenfalls, und er selbst war ein Gefangener.
    Anena hatte ihn dort hingeschafft, wo auch sie hauste. In den dunkelsten Teil des Waldes. Er hatte seinen Platz in einer Hütte gefunden, die sie zwischen zwei Bäumen gebaut hatte.
    Es war Harry nach dem Erwachen ziemlich schlecht gegangen. Er hatte sich auch übergeben müssen, war dann wieder weggetreten, hatte geschlafen, war zwischendurch mehrmals kurz erwacht, und war froh gewesen, kaltes Wasser trinken zu können, das ihm gereicht worden war.
    Die schlechte Zeit ging vorbei. Er fühlte sich etwas besser, aber er hatte auch das Gefühl für Zeit verloren. Harry kam sich vor wie jemand, der in einem Halbdunkel schwamm, ohne irgendeinen Kontakt zu fühlen. Und doch lag er auf einer Bastmatte, und ihm war sogar eine gewisse Bewegungsfreiheit gegönnt, denn gefesselt worden war er nicht.
    Dafür angekettet!
    Die schwere Kette hing an seinem rechten Bein, und sie war mit ihrem anderen Ende an einem Pflock außerhalb der Hütte befestigt worden. Die Länge der Kette ließ ihm den nötigen Platz, bis zum Aufgang kriechen zu können. Er kam auch an den Pfahl heran. Nur war es ihm unmöglich, die Kette zu lösen. Dazu fühlte er sich einfach zu schwach. Es wäre ihm auch mit normalen Kräften nicht gelungen. Um die Zange zu öffnen, hätte er schon einen passenden Schlüssel haben müssen.
    Die Welt war eine andere geworden. Er lebte inmitten des feuchten Waldes. Er war ein Bindeglied der Natur, die er nicht mochte. Immer dieses Halbdunkel, das sich in der Nacht zu einer pechschwarzen Finsternis verdichtete, in der es nie ruhig war und Harry Geräusche vernahm, die er nicht kannte.
    Sie mußten von irgendwelchen Tieren stammen, die durch die Finsternis schlichen. Mal hörte er ein Schreien, dann wieder ein Krächzen oder Geräusche, die ihn an ein Lachen erinnerten. Er fühlte sich umzingelt, auch selbst wehrlos, und es war ihm schwergefallen, sich daran zu gewöhnen.
    Anena war auch erschienen. In der Nacht hatte sie sogar neben ihm in der Hütte geschlafen, doch sie hatten kein Wort miteinander gewechselt, obwohl Harry zahlreiche Fragen auf der Zunge lagen.
    Zweimal hatte er den Versuch gestartet, aber als Antwort höchstens ein Lachen erhalten und sonst nichts.
    Er mußte warten. Dabei ging er davon aus, daß Anena ihn nicht so einfach töten würde. Das hätte sie schon längst tun können. Sie hatte etwas anderes vor. Harry wollte auch das Foto des Toten nicht aus dem Kopf. Immer wieder mußte er daran denken. Je stärker ihn dieser Gedanke beschäftigte, um so besser konnte er sich vorstellen, daß ihn das gleiche Schicksal ereilen würde.
    Der Gedanke daran machte ihm nicht eben Mut, aber er wagte auch nicht, Anena danach zu fragen.
    Er wollte sich keine Blöße geben. Ihr Plan war es, ihn weichzukochen. Jedenfalls ging er davon aus.
    Ab und zu hatte er auch etwas zu essen bekommen. Feuchtes Brot. Mochte der Teufel wissen, woher sie es aufgetrieben hatte, aber der Hunger war stark gewesen. So hatte Harry es nicht abgelehnt.
    Und wieder graute ein Tag.
    Harry hatte einige Stunden geschlafen. Die innere Uhr ließ ihn genau zu dieser Zeit wach werden.
    Er blieb zunächst auf dem Rücken liegen und hatte dabei das Gefühl, sich überhaupt nicht bewegen zu können. Seine Kleidung war naß, und die Feuchtigkeit hatte auch vor seinem Körper nicht haltgemacht. Ungesünder konnte man nicht leben, aber Harry hoffte, zäh genug zu sein.
    Allmählich dachte er auch daran, daß ihm möglicherweise jemand zu Hilfe kam. Nicht der Junge, der die Leiche gefunden hatte. Seine Gedanken drehten sich um Dagmar Hansen. Er war froh, noch mit ihr gesprochen und ihr alles erzählt zu haben.
    Auf Dagmar setzte er seine Hoffnung. Wenn kein Kontakt mehr zwischen ihnen zustande kam, mußte sie einfach mißtrauisch werden. Da kannte er sie gut genug.
    Harry drehte sich auf die Seite. Er war allein in der primitiven Hütte. An seinem rechten Bein klemmte die Kette fest. Zum Glück waren die beiden Spangen nicht so eng, als daß sie die Haut an seinem Bein aufgerissen hätten, aber daran gewöhnen würde er sich nicht. Man hatte ihm den rechten Stiefel ausgezogen. Deshalb sah er das alte Ende der Kette wie eine Klaue an seinem Bein.
    Er setzte sich hin und stellte fest, daß ihn Anena verlassen hatte. Der Druck in seinem Kopf war noch nicht völlig verschwunden. Harry hatte auch festgestellt, daß er sich nicht zu heftig bewegen durfte. Dabei geriet

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