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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon früher nach Putzmitteln gerochen hatte.
    Licht brauchte er nicht. Die erste Etage hatte er schnell erreicht und probierte, den Schlüssel ins Schloß zu schieben, was nicht so einfach war, denn er zitterte noch immer.
    Kein anderer Mieter betrat den Flur. So gelang es ihm, ungesehen in die Wohnung zu schlüpfen, die recht geräumig für eine Person war. Seine Mutter war nicht da. Wäre sie hier gewesen, er hätte sicherlich ihre Atemzüge gehört, denn das Schnarchen hatte sie nicht abgelegt.
    Er kannte sich auch im Dunkeln aus. Finster war es nur im Flur, von dem die Türen abzweigten. Mit der linken Hand drückte er die Küchentür nach innen, schob sich über die Schwelle, blieb für einen Moment stehen und schaute auf das Fenster, das einen Ausschnitt in der Wand bildete. Hinter der Scheibe trieb der Dunst vorbei. Allerdings dünner als auf dem Friedhof.
    Er kam ihm hier vor wie lange Gardinen, die vom Dach herabhingen und immer weiter gezogen wurden.
    Auch jetzt verzichtete er auf das Licht. Wie immer war die Küche aufgeräumt. Nichts lag oder stand herum. Alles hatte seinen Platz. Auch die Messer, deren Griffe schräg aus dem Block hervorschauten. Sie waren sein Ziel.
    Mike Warner hörte sich hechelnd atmen, als er sich dem Messerblock näherte. Er streckte seine Hand aus. Mit zielsicherem Griff fand er genau das Messer, das er haben wollte.
    Es war die breiteste und stärkste Klinge und noch beidseitig geschliffen. Mit einem Ruck zog er die Waffe hervor - und hörte plötzlich das leise Lachen.
    ER war bei ihm.
    ER sah ihn!
    »Gut, mein Freund, sehr gut. Ich sehe, daß du deinen Schwur hältst. Das gefällt mir…«
    Mit dem Messer in der rechten Hand drehte sich Mike Warner auf der Stelle. »Ja, ja, ich habe ihn nicht vergessen. Ich weiß, was ich dir schuldig bin.«
    »Du hast den Namen behalten?«
    »Habe ich. Sie heißt Milena Kovac.«
    »Sehr gut, mein Freund. Aber nicht jetzt. Warte noch eine Nacht ab, und dann hol sie dir.«
    Mike nickte ins Leere hinein, trotzdem darauf hoffend, daß der Unheimliche die Bewegung sah. Er wollte sich auch nicht länger in der Wohnung aufhalten. Es gab ein Ziel. Eben diese Milena. Und er würde auch nicht zu den anderen zurückkehren.
    Er war jetzt allein. Er war ein Einzelgänger und fühlte sich plötzlich gut.
    »Ja, im Namen des Teufels und der Hölle!« flüsterte er, als er durch das Treppenhaus ging und sich so gut fühlte wie nie zuvor in seinem jungen Leben…
    ***
    »Sind Sie sicher, daß es Ihre Katze gewesen ist?« fragte ich.
    Milena drückte sich hoch. »Ja«, erwiderte sie und schaute dabei zum Fenster hin. »Ich bin mir sicher. Ich kenne meine kleine Katze. Ich weiß, wie sie schreit. Und das ist der letzte Schrei in ihrem Leben gewesen. Man hat sie getötet.«
    »Dann muß er da sein!« sagte Suko. Milena nickte.
    »Sollen wir im Garten nachschauen, ob Ihre Katze tatsächlich tot ist? Wir könnten sie suchen.«
    Milena Kovac schüttelte den Kopf. »Nein, das möchte ich nicht. Es ist zu dunkel. Mir ist es lieber, wenn Sie beide hier im Haus in meiner Nähe bleiben.«
    Das konnten wir verstehen. Ich war bis zum Fenster gegangen und hatte es ganz aufgezogen. Der Blick in den Garten brachte nicht viel. Trotz der relativ hellen Nacht war so gut wie nichts zu erkennen. Es lagen zu viele Schatten im Garten, die auch irgendwelchen Fremden Deckung boten.
    Wohl fühlte ich mich nicht. Ich hatte schon einen sanften Schauer bekommen, als ich das Fenster wieder schloß, es aber gekippt ließ. Es gab Gardinen, und ich fragte Milena, ob sich sie nicht besser zuziehen sollte.
    »Nein, nicht, dann komme ich mir zu eingeschlossen vor.«
    »Okay, warten wir ab.« Ich nahm wieder meinen Platz ein, fing Sukos Blick auf, der zu Milena hinschaute und dabei die Schultern anhob. Wahrscheinlich beschäftigten ihn die gleichen Gedanken wie mich. Ich hatte nämlich das Gefühl, nicht die ganze Wahrheit erfahren zu haben. Nur Fragmente. Da blieb noch zu viel in der Schwebe.
    »Darf ich Sie was fragen, Milena?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wovor fürchten Sie sich genau?«
    Sie lächelte schmal. »Das habe ich Ihnen schon gesagt. Ich fürchte mich vor dem Bösen.«
    »Okay, das wissen mein Freund und ich. Ich denke, daß ich auch in seinem Namen spreche, wenn ich behaupte, daß uns das etwas zuwenig ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zu allgemein«, sagte Suko.
    Milena zuckte die Achseln.
    Mein Freund ließ nicht locker. »Sie müssen uns verstehen. Wir schlagen uns hier bei

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