1083 - Das Mondschein-Monster
davon, daß wir ihn in einem Baum liegend gefunden haben. Die Kraft ist also negativ.«
»Und Sie beide rechnen mit Aibon, wie Sie mir bei unserem Telefongespräch gesagt haben?«
Diesmal schaltete ich mich ein. »Ja, mit Aibon und mit der Macht des Guywano.«
Sir James brauchte man nicht zu erklären, wer Guywano war. »Dann muß er es geschafft haben, das Licht des Mondes für sich zu gewinnen, um es entsprechend einzusetzen.«
»Davon gehen wir ebenfalls aus.«
Er nahm wieder seine Brille ab und lehnte sich zurück. Dann lachte er uns an. »Für mich ist das annehmbar, jedoch nicht für die anderen heute abend. Versetzen Sie sich mal in meine Lage. Ich muß den Leuten etwas hinwerfen. Einen Köder, mit dem sie sich vorläufig zufriedengeben. Sie könnten von mir auch Antworten bekommen, aber die würden nicht akzeptiert werden. Man würde mich für verrückt halten, wenn ich das sage, was Sie mir gesagt haben.«
»Versuchen Sie es trotzdem, Sir.«
»Es bleibt mir auch nichts anderes übrig«, erwiderte er sarkastisch. »Ich muß nur einen Kompromiß bringen, mit dem sie sich einverstanden erklären können.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Sir?«
»Zeit.« Der Superintendent schlug auf den Schreibtisch. »Zeit ist wichtig. Jetzt sind Sie an der Reihe. Können Sie mir ungefähr sagen, wann ich mit ersten Ergebnissen rechnen kann? Können Sie das?«
Suko und ich schauten uns an.
»Bitte!« drängte unser Chef. »Das ist kein Spaß. Von der Presse habe ich Ihnen noch nichts berichtet. Die Leute haben natürlich Wind bekommen und belagern uns ebenfalls.«
»Bis morgen«, sagte Suko.
Sir James hob die Augenbrauen. Er wiederholte die Antwort und fragte dann: »Was bedeutet das? Können Sie sich genauer artikulieren? Ein Tag ist lang, ebenso die Nacht…«
»Sir, wir werden der einen Spur nachgehen. Zu diesem Sauna-Club fahren. Dort ist Coogan gewesen und hat sich amüsiert und vielleicht auch regeneriert. Bisher ist es wirklich unsere einzige Spur. Die wollen wir auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Sobald dieses Gespräch hier beendet ist, fahren wir los.«
»Wo liegt der Club?«
»In Longcross.«
»Also recht einsam.«
»Wir kennen den Ort nicht, Sir.«
»Ich weiß nur, wo man ihn finden kann.« Er räusperte sich. »Wichtig ist ja dieses Mondschein-Monster, was immer man sich darunter vorzustellen hat. Ich gehe mal davon aus, daß man Ihnen keine Beschreibung gegeben hat.«
»Da haben Sie recht, Sir.«
Unser Chef dachte nach. Schließlich nickte er. »Einverstanden. Ich möchte Sie auch nicht länger aufhalten. Ich werde dann versuchen, gewisse Leuten einen Tag und auch eine Nacht hinzuhalten. Mal sehen, was sich ergibt.«
»Das wäre am besten, Sir.«
Unser Gespräch war beendet. Wir verabschiedeten uns, aber fröhlich sah keiner aus, denn dieser Fall war nicht nur rätselhaft, sondern konnte auch tödlich für uns enden…
***
Der Herbst brachte nicht nur die schönsten Farben des Landes, in dieser Jahreszeit wurden die Tage auch kürzer. Da uns Sir James noch aufgehalten hatte, würden wir das Ziel nicht mehr bei Tageslicht erreichen, sondern in der Dämmerung eintreffen. Wir waren über Land gefahren und immer mehr der sinkenden Sonne entgegen, die den Herbsttag noch zusätzlich verschönerte.
Im Westen stand sie wie ein roter Ball, den eine Riesenhand gegen den Himmel geschleudert hatte.
Darunter zeichnete sich der graue Streifen der Dämmerung ab. Letzte Strahlen übergossen das Land und malten das bunte Laub der Bäume golden an. Bilder wie aus einer Kitschkulisse, aber so echt.
Wir ließen uns davon einfangen und vergaßen die eigentlichen Sorgen des Falls immer wieder.
Es gibt nichts Schöneres als die Natur in ihrem Wechsel. Ich zumindest genoß diese Anblicke in der kurzen Zeit, die uns blieb. Zudem brauchte ich nicht zu fahren, das hatte Suko übernommen.
Wir hatten die Themse überquert, waren durch zahlreiche mehr oder weniger große Orte gefahren, auch vorbei an zahlreichen Seen und kleinen Flußläufen und hatten nahe der Stadt Staines die Fahrtrichtung gewechselt, so daß wir jetzt nach Süden rollten, um Longcross zu erreichen. Wir hätten sogar auf der Autobahn fahren können, doch die Strecke war einfach zu kurz.
So blieben wir dann auf der normalen Landstraße, die die Bezeichnung B 386 trug. Sie führte in diesem Bereich parallel zur Autobahn und auch nach Longcross hinein.
Wie der Name schon richtig sagte, gingen wir davon aus, daß wir die Wald-Sauna auch im
Weitere Kostenlose Bücher