1084 - Stätte der Verdammnis
gewisse Normalität hin.
Was die Sache unnormal und auch außergewöhnlich machte, war der Spiegel unter der Decke.
Kreisrund wie der Vollmond. Ziemlich groß, und auf seiner Fläche malte sich das Bett ab.
Tricia hatte die Tür geschlossen und sah mich auf den Spiegel schauen. »Gefällt er dir?«
»Es ist ungewöhnlich.«
»Magst du ihn?«
Ich mußte lachen. »Was sagen denn deine anderen Gäste dazu?«
»Oh, die sind oft begeistert. Es ist doch toll, sich beim Spiel selbst zu sehen.«
»Kann sein.«
Sie wollte noch mehr sagen, um mich zu überzeugen, aber ich ging von ihr weg, bevor sie mich noch halten konnte. »He, wo willst du denn hin, John?«
»Nur zum Fenster.«
»Und dann?«
»Ich schaue gern hinaus.«
Sie hinderte mich nicht daran, das Fenster zu öffnen. Ich war froh über die andere Luft, aber ich mußte zugleich zugeben, daß Aibon auch außerhalb des Hauses seine Spuren hinterlassen hatte. Es war weiterhin die normale Dunkelheit vorhanden. Wenn ich sehr genau hinschaute, dann fielen mir die weichen, grünen Schleier auf, die ebenfalls vom Mondlicht gebadet wurden.
Der Erdtrabant stand voll und unwahrscheinlich klar am Himmel. Eine Scheibe, die sich leicht verändert hatte, weil auch vor ihr der grüne Schleier hinwegzog. Wo er begann und wo er endete, das wußte ich nicht. Jedenfalls stand dieses Haus und auch das Gebiet in der Nähe unter seiner Kontrolle.
Die Luft kam mir vor wie ein feuchter Schwamm, der gegen mein Gesicht gedrückt wurde. Sie hatte sich nicht verändert, das wußte ich noch von meiner Herfahrt.
Ich beugte mich weiter vor, um die Umgebung besser kontrollieren zu können. Viel Neues bekam ich nicht zu sehen. In der Dunkelheit verschwammen die Konturen. Alles lief ineinander über, und der Wald wirkte wie eine gewaltige und zu Boden gefallene Wolke, die sich dort festgesetzt hatte.
Es war schwer, in der Dunkelheit, auch wenn sie durch das grünliche Mondlicht etwas erhellt wurde, Bewegungen zu sehen. Ich würde sie nur dann erkennen, wenn jemand ein Licht bei sich trug. So wie Suko die tanzenden Augen des Monsters entdeckt hatte, als es durch den Wald geschlichen war.
Das Glück hatte ich nicht. Keine Lichter, keine Bewegungen, nicht mal ein verräterisches Rascheln.
Ich fühlte mich in der Einsamkeit gefangen und dachte auch über eine Flucht nach, um nach Suko suchen zu können.
Sein Verschwinden bereitete mir immer mehr Sorgen. Okay, er war ein knallharter Kämpfer und hatte schon unzählige, lebensgefährliche Situationen überstanden. Für jeden Menschen gibt es ein Limit. Das kann positiv und negativ sein. Auch bei Suko war das der Fall. Ich hoffte, daß er sein Limit nicht erreicht hatte.
»Was tust du da?«
Ohne mich umzudrehen, gab ich die Antwort. »Ich bin ein Mensch, der gern aus dem Fenster schaut.«
»Es ist kalt.«
»Pardon, aber die frische Luft brauche ich.«
Tricia ließ nicht locker. »Du kommst mir eher vor wie jemand, der etwas sucht.«
Ich zuckte die Achseln. »In der Dunkelheit?«
»Schließe es bitte.«
Das hätte sie mir nicht zu sagen brauchen, denn es gab wirklich nichts zu sehen. Das war zwar traurig, aber es stimmte leider. So drückte ich das Fenster wieder zu, drehte den Griff herum und warf noch einen letzten Blick in die Sphäre der vom Mondlicht erhellten Dunkelheit mit dem grünlichen Aibon-Schein.
Ich drehte mich um.
Ich sah Tricia, und ich schluckte, denn sie stand plötzlich nackt vor mir…
***
Das Kleid war heruntergerutscht. Um ihre Füße herum bildete es ein rotes faltiges Stück Stoff, das auf dem hellen Boden wirkte wie eine Insel. Ich vergaß Aibon, ich vergaß das Mondschein-Monster und konzentrierte mich einzig und allein auf den Anblick dieser Frau, die es wert war, angeschaut zu werden und es auch wollte, denn darauf deutete ihr Lächeln hin.
Die schwarze Haarflut breitete sich auf den wohlgerundeten Schultern aus. Tricia war nicht dünn.
Bei bestimmten Modeschauen hätte man sie sicherlich wegen ihrer Figur abgelehnt. Für mich war sie toll proportioniert. Der Schwung der Hüften, die schwer wirkenden aber gut gewachsenen Brüste mit den harten Spitzen, die Oberschenkel, die auch nicht zu den dürren Latten zählten, das dunkle anrasierte Dreieck dazwischen und dazu das hübsche Gesicht. Das alles paßte für meinen Geschmack wunderbar zusammen.
Ich hatte Mühe, mich auf die Augen zu konzentrieren, denn das Aibon-Licht wollte mir nicht aus dem Kopf. Irgendwo mußte es sich verborgen halten, auch bei
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