1085 - Der Symbionten-Träger
habe ihn in Pleharischs Unterkunft gefunden", erklärte sie ernst. „Sieh dir den Film an, vielmehr seine Reste. Pleharisch war nicht ständig hier in der Zentrale. Er hatte Zeit genug, seinen Aufzeichner laufen zu lassen, als er von seinem Quartier aus mit mir sprach. Ich hätte mich viel eher über die belanglosen Fragen wundern sollen, die er mir dabei stellte. Er schnitt die Stellen aus dem Film heraus, die er brauchte, um ein Video herzustellen, das er mittels entsprechender Modulation mit meinen Worten unterlegte - mit Worten, die Quiupu dazu brachten, daß er sich zum Konferenzraum begab."
„Du bist in Pleharischs Privatquartier eingedrungen?" fragte Valensen.
„Spielt das jetzt noch eine Rolle? Ich glaube nicht, daß ich mich dafür bei ihm zu entschuldigen habe. Er ist derjenige, der Quiupu in den Konferenzraum lockte und umbringen wollte. Und ich fürchte, er ist jetzt dabei, das nachzuholen, was ihm beim erstenmal nicht gelang."
Valensen verzichtete darauf, den Würfel in ein Abspielgerät zu legen. Er sprang auf und versuchte zuerst, Quiupu in seinem Nebenkontrollraum, dann Pleharisch in dessen Quartier zu erreichen.
„Nichts", flüsterte er. „Großer Himmel, wenn es nur nicht zu spät ist."
Tarla rief die beiden Gesuchten über die Stationsrundrufanlage aus, auch ohne Erfolg.
„Wir müssen die gesamte Anlage nach ihnen durchkämmen", sagte Valensen. „Jeder, der entbehrlich ist, beteiligt sich an der Suche."
„Wo immer sie sind", überlegte Tarla laut, „Pleharisch will ganz bestimmt nicht gestört werden."
„Du meinst...?" fragte Valensen. „Natürlich! Karel, du überprüfst sämtliche Sektionen auf eine Blockierung der Kommunikationsanlagen hin!"
Mystein kam der Aufforderung nach, während Valensen Alarm gab. Es dauerte keine Minute, bis Mystein sich zurücklehnte und bedeutungsvoll nickte.
„Schaltraum B-3", sagte er. „Dort stecken sie."
„Ausgerechnet da!" entfuhr es Valensen. „Wenn sie dort die gleichen Verwüstungen anrichten wie im Konferenzraum, ist ganz Kopenhagen ohne Strom. Und dann haben wir die Porleyter endgültig hier. Bevor dieser Tag zu Ende ist, werde ich graue Haare haben. Aber die nehme ich auch in Kauf, wenn wir Quiupu noch retten können. Und ich Narr habe ihn angeschrieen wie einen ..."
Er schluckte den Rest hinunter und rannte aus der Zentrale. Tarla und alle anderen, die keine wichtigen Überwachungsaufgaben wahrzunehmen hatten, folgten ihm - so auch Karel Mystein.
In einem geeigneten Augenblick aber bog er ab und ließ sich von einem Transportband zu einem Nebenschaltraum tragen. Hastig ließ er die Tür hinter sich zufahren und setzte sich vor ein Funkgerät.
*
Quiupu bekam keine Luft mehr. Pleharischs Daumen drückten sich ihm in die Kehle.
Der Besessene lag über ihm. Quiupu versuchte verzweifelt, sich seinem tödlichen Griff zu entwinden. Als er schon spürte, wie seine Glieder immer schwerer wurden, gelang es ihm endlich, die Beine soweit anzuziehen, daß er die Füße gegen den Leib des Gegners setzen und Pleharisch mit Wucht von sich stoßen konnte. So hinderlich ihm die kurzen Beine im offenen Kampf waren, so wertvoll erwiesen sie sich in dieser Situation wegen ihrer Kraft. Pleharisch wurde in hohem Bogen gegen ein langes Schaltpult geschleudert und riß dabei einige Hebel nieder. Eine Reihe roter Lichter begannen zu blinken, eine Sirene heulte auf. Quiupu kam schwankend auf die Füße und suchte nach etwas, mit dem er sich des erwarteten nächsten Angriffs erwehren konnte. Das einzige, was sich anbot, war ein tragbarer Monitor auf einer Instrumentenplatte.
Quiupu riß ihn los, wobei er ungewollt Kontakte zerstörte, die in einer Kettenreaktion mehrere Bildschirme erlöschen und die Anzeiger in Skalenfenstern heftig ausschlagen ließen. Er konnte nicht darauf achten. Pleharisch war schon wieder bis auf wenige Meter heran und setzte zum Sprung an. Quiupu schleuderte ihm mit aller Kraft den Monitor entgegen.
Pleharisch versuchte auszuweichen, doch das schwere Gerät streifte ihn an der Schulter. Seine Arme griffen ins Leere. Quiupu tauchte unter ihnen hindurch und versetzte dem Gegner von hinten einen Tritt, der ihn mit dem Kopf gegen eine Bildschirmgalerie schlagen ließ. Der dumpfe Knall einer Implosion, gefolgt von anderen, erfüllte den Raum. Irgendwo zersplitterte etwas. Eine grelle Stichflamme schoß aus der Wand.
Pleharisch brüllte auf und riß schützend die Arme vor das Gesicht.
„Gibst du jetzt auf?" rief Quiupu,
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