1085 - Rattenliebe
bitte.«
»Aber ich kann mir vorstellen, daß sich welche in deiner Nähe aufhalten. Was du erlebt hast, kannst du nicht so einfach abschütteln, Teresa.«
»Das stimmt.«
»Wie hast du dein Leben jetzt aufgebaut?«
»Vielleicht als Rächerin?«
»Warum?« fragte ich verwundert. »Du hast doch bereits Rache genommen. Das ist vorbei.«
»Nein!« zischte sie mich an und sprühte mir sogar Speichel ins Gesicht. »Das ist nicht vorbei, John. Es geht weiter, immer weiter. Ich hole mir meine Rache, keine Sorge.«
»Bei fremden Männern, die du ansprichst und mit hierher nimmst. So wie mich.«
»Das ist richtig.«
»Und dann läßt du sie zappeln, wie du mir erzählt hast. Gehört das auch zu deiner Rache?«
»Es ist ein Teil davon«, gab sie zu. »Jeder, der mit mir zurechtkommen will, der muß auch mit meinen Freunden zurechtkommen. So einfach ist die Gleichung.«
»Verstehe«, sagte ich leise. »Dann lernen deine Freunde nicht nur dich kennen, sondern auch die Ratten.«
»Eben.«
»Da habe ich Glück gehabt!«
Teresa setzte sich steif hin. »Glaubst du das wirklich, John? Glaubst du, daß ich bei dir eine Ausnahme mache? Nein, das werde ich nicht tun, auch nicht, weil du nicht der bist, für den du dich ausgegeben hast.«
Achtung, jetzt hieß es achtgeben. Wußte sie mehr als sie zugab? Wenn ja, woher? Verraten hatte ich mich nicht, abgesehen davon, daß sie meine Waffe gesehen hatte, aber die ließ nicht unbedingt auf einen Polizisten schließen.
Sie wartete auf eine Antwort und schaute mich gespannt an. Ich ließ mir Zeit und lächelte zunächst einmal. Es sollte sie in Sicherheit wiegen. »Moment mal, Teresa, wer sagt dir denn, daß ich nicht derjenige bin, für den du mich hältst?«
»Es ist mein Instinkt, John. Ja, genau der. Darauf kann ich mich verlassen. Ich habe ihn von den Ratten übernommen, verstehst du? Ich war doch lange genug mit ihnen zusammen. Wir haben voneinander gelernt. Ich bin besser als es Giorgio Toledo je gewesen ist. Das darfst du nicht vergessen.«
»Wer soll ich denn sein?«
Sie reckte ihr Kinn vor. »Sag es selbst! Erkläre mir, wer du wirklich bist.«
Das tat ich nicht. Ich hatte Zeit genug gehabt, mir eine gute Ausrede zu überlegen. Diese Frau konnte annehmen, was sie wollte, die Wahrheit würde sie von mir nicht erfahren. »Okay, wenn du mich schon durchschaut hast, will ich dich nicht länger auf die Folter spannen. Ich weiß nicht, was du genau gedacht hast, aber ich bin nicht rein zufällig ins No holy gegangen. Man hat mir einen Tip gegeben. Es war ein Freund, der mir von diesem Etablissement erzählt hat. Und ich denke auch, daß du diesen Mann kennst.«
»Wie heißt er?« Teresa saß plötzlich nicht mehr so locker auf ihrem Platz.
»Bannister. Robert Bannister…«
Mehr sagte ich nicht. Ich wollte meine Worte wirken lassen. Zunächst tat sich nichts. Es war Teresa anzusehen, daß sie überlegte. Dann wiederholte sie den Namen Bannister zweimal, um schließlich zu nicken. »Ja, ich kenne ihn. Robert…«
»Er war bei dir. Er muß auf dem gleichen Platz gesessen haben wie ich. Das hat er mir erzählt.«
»Und was hat er noch erzählt?«
»Daß ihn eine Superfrau angesprochen und in ihren Bann gezogen hat. Es kam so plötzlich. Er wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, aber er war von ihr begeistert, und genau diese Begeisterung teilte er mir mit. Er war bereit, alles für diese Frau zu tun, und das hat er schließlich auch getan.«
Teresa lächelte spitz. »Ja, ich erinnere mich an ihn. Robert, der gute Robert. Er war mit meinen Freunden zusammen, aber er wollte nicht mehr mit mir schlafen. Er ist dann weggelaufen. Eigentlich schade. Er war ein attraktiver Mann. Er hätte von mir alles haben können, aber wie ich schon sagte, John. Wer mich lieben will, der muß auch meine Freunde mögen. So lautet mein Gesetz.«
»Haben sie ihn denn geliebt.«
»Das weiß ich nicht. Sie haben ihm eine Chance gegeben.«
»Er sah es anders. Er sprach von Bissen, die ihm zugefügt worden waren.«
Sie trank einen Schluck von ihrem Wein. »Bisse, John, was heißt das schon. Es waren Liebesbeweise, die man ihm gegeben hat. So und nicht anders mußt du das sehen. Mit Bissen hat das alles nichts zu tun gehabt. Tut mir leid, wenn er es falsch gesehen hat.«
»Seine Erzählungen haben mich neugierig gemacht«, sagte ich. »Und jetzt bin ich hier.«
Teresa rückte wieder näher an mich heran. »Du hast ihm nicht geglaubt - oder?«
»Es fiel mir zumindest schwer. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher