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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen.
    Dann drückte sie ab.
    Der Schuß kam ihr dumpf und überlaut zugleich vor. Mit der Wucht eines Faustschlags hieb das Geschoß in den Körper hinein. Ein Loch entstand. Blut und kleine Fleischstücke spritzten hervor.
    Sie besudelten Jane, aber das Tier war tot, und darauf kam es ihr letztendlich an.
    Die Zähne der Ratte hatten sich gelöst. Das Tier hatte keinen Halt mehr, rutschte ab und prallte auf Janes Oberschenkel. Sie schaute zu, ohne etwas zu tun. Jane saß steif in ihrem Sitz. Sie war bleich geworden und bekam kaum mit, daß Tränen aus ihren Augen rannen und an den Wangen hinabliefen.
    Es war in den letzten Minuten zuviel auf sie eingestürmt. Das mußte erst einmal verkraftet werden.
    Auch eine starke Frau wie Jane Collins konnte darüber nicht einfach hinweggehen. Sie war auch nur ein Mensch mit allen Schwächen und Fehlern.
    Das Tier auf ihren Oberschenkeln zuckte nicht mehr. Sein Maul stand offen. Zwischen den Zähnen hingen noch kleine Fäden aus dem angenagten Gewebe.
    Sie konnte das Tier nicht auf ihren Schenkeln liegen lassen. Sie wollte auch nicht länger parken. Es kostete sie Überwindung, die Ratte anzufassen. Beide Hände nahm sie zu Hilfe. Jane hob das Tier an und schleuderte es über ihre Schulter hinweg nach hinten. Irgendwo auf dem Rücksitz blieb es liegen.
    An der linken Seite rann noch immer das Blut über die Scheibe. Das meiste war bereits versickert.
    Jane schaute die blaß gewordenen Streifen an und spürte auch den Druck im Magen. Da wölbte sich so etwas wie ein Ekelgefühl hoch.
    Allmählich holte die Realität sie wieder zurück. Jane stellte fest, daß sich der Wagen bewegte. Jetzt kamen ihr die anderen Ratten wieder in den Sinn.
    Im Auto war es dunkel und draußen auch. Sie starrte nach vorn - und sah ihre Belagerer.
    Die Ratten hockten wie eine Mauer auf der Kühlerhaube. Dicht gedrängt. Es gab keine Lücken zwischen den Körpern. Sie glotzten nach vorn und auch durch die Scheibe. Einige aus der ersten Reihe hatten sich aufgerichtet und kratzten mit ihren Krallen über das Glas. Jane schaute auf die helleren Bäuche und hätte am liebsten jeden dieser Körper mit dem Messer aufgeschlitzt.
    Zähne hackten gegen das Glas, das nicht unüberwindbar war. Deshalb wollte Jane so schnell wie möglich weg. Hier noch lange zu stehen, hatte keinen Sinn.
    Plötzlich sackte der Golf zusammen. Jane, die nach dem Zündschlüssel gefaßt hatte, verharrte mitten in der Bewegung. Sie fand keine Erklärung für diese Bewegung und hatte den Eindruck, langsam in den Boden hineinzusinken.
    Wieder erhielt der Wagen den Druck nach unten, und da wußte Jane Collins Bescheid.
    Der Golf war nicht zusammen mit ihr in den Boden gesunken, es war mit ihm etwas anderes geschehen. Die verdammten Ratten hatten die vier Reifen durchgenagt. Sie wußten genau, wie man ein Auto fahruntüchtig machte.
    Zerfetzte Reifen, nur noch Felgen. Eine Weiterfahrt konnte sich die Detektivin abschminken.
    Trotzdem versuchte sie es. Als sie den Zündschlüssel drehte, glitten zugleich Flüche aus ihrem Mund. Sie fluchte über sich, über die Ratten, über die ganze Welt.
    Der Motor sprang an. Da hatten die verdammten Biester nichts durchbeißen können. Nur fahren konnte Jane nicht. Als sie es trotzdem versuchte, hatte sie das Gefühl, über eine weiche Gummifläche hinweg zu rumpeln. Wenn sie es darauf anlegte, würde sie ein paar Meter weit kommen, das war auch alles. Und die Ratten blieben. Sie kamen nicht nur ihren Instinkten nach, nein, Jane ging davon aus, daß sie einen Befehl erhalten hatten.
    Es war sinnlos, und deshalb stellte sie den Motor ab.
    Sie sank nach vorn und mußte sich abstützen, sonst wäre sie mit dem Kinn gegen das Lenkrad geprallt. Ich stecke in einer Falle, dachte sie. Ich stecke in einer verdammten Falle und komme so schnell nicht weg. Nicht aus eigener Kraft.
    Sie dachte an John Sinclair. Würde er ihr eine Hilfe sein? Konnte er es schaffen? Jane wußte nicht einmal, wo er sich aufhielt, aber er besaß sein Handy.
    Jane wußte nicht, ob es richtig war, was sie tat, doch in ihrer Lage sah sie keinen anderen Ausweg.
    Deshalb holte sie ihren Apparat hervor und wählte Johns Nummer.
    »Heb ab! Heb ab…«, flüsterte sie und wartete verzweifelt auf eine Reaktion.
    Sie kam nicht. John hatte den Apparat abgestellt. Jane war enttäuscht und wütend, doch bei näherem Nachdenken mußte sie ihm recht geben. Es brachte nichts, wenn er das Ding auf Empfang stellte. Es konnte in gewissen Situationen

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