1088 - Der ewige Krieger
raschen Aufbruch drängt, dann sollte man sich ruhig danach richten."
„Das ist ein gutes Argument", meinte Javier zufrieden und wandte sich an die Umstehenden. „Nehmen wir uns ein Beispiel an Tengri Lethos und verzichten wir auf eine überstürzte Abreise. Einen Gefallen werden wir ihm auch nicht tun, nämlich den, die Forschungsreise durch Norgan-Tur fortzusetzen. Es ist zu offensichtlich, daß Lethos uns nur loswerden möchte, damit wir ihn nicht stören und nicht hinter sein Geheimnis kommen."
„Lethos-Terakdschan hat sich nicht geschickt angestellt, so daß seine Absichten leicht zu durchschauen waren", stimmte die Hamiller-Tube zu. „Was gedenken Sie nun zu tun?"
„Die BASIS bleibt im Orbit von Khrat", sagte Javier, ohne lange zu überlegen. „Mal sehen, ob wir die Erlaubnis bekommen, Khrat einen Besuch abzustatten. Der Besatzung täten ein paar Tage Urlaub in Naghdal recht gut. Und dabei ergäbe sich für uns die Möglichkeit, die Gelegenheit zu nützen, Lethos' Geheimnis auf die Spur zu kommen." Er wandte sich Deneide Horwikow zu und bat sie, über Funk auf Khrat anzufragen, ob es der Mannschaft der BASIS erlaubt sei, sich für ein paar Tage in Naghdal zu vergnügen.
„Du denkst dabei wohl in erster Linie ans Vergnügen", sagte Sandra Bougeaklis.
„Glaubst du, daß dies die richtige Einstellung ist?"
„Du hast mir auf dem Gebiet von Pflichtbewußtsein und Disziplin einiges voraus", gab Javier grinsend zu. „Darum vertraue ich dir das Kommando für die Dauer meiner Abwesenheit mit ruhigem Gewissen an. Du hast sogar in der Wahl des Bereitschaftsdiensts freie Hand und kannst dir selbst eine Mannschaft zusammenstellen. Ich möchte mich nämlich nicht unbeliebt machen."
Sandra Bougeaklis funkelte ihn zornig an, sagte aber nichts.
Bald darauf erschien Deneide Horwikow und meldete: „Der Landurlaub ist gesichert. Auf meine Anfrage erhielt ich spontan die Zusicherung, daß Naghdal ab sofort auf unbegrenzte Zeit zu unserer Verfügung stehe. Man hat mir versichert, daß es für uns keinerlei Beschränkungen geben würde."
„Offenbar ahnt niemand, daß wir etwas anderes als unser persönliches Wohl im Sinn haben", meinte Roi Danton. „Oder aber Tengri Lethos überkompensiert sein schlechtes Gewissen und will uns auf diese Art beweisen, daß er nichts zu verbergen hat."
3.
Es hatte Javier einige Überredungskunst gekostet, seinen sechsjährigen Sohn Oliver dazu zu bringen, auf der BASIS zurückzubleiben.
„Unser Aufenthalt in Naghdal dient nur scheinbar dem Vergnügen, Olli-Bolli", hatte er ihm geduldig erklärt. „In Wirklichkeit wollen wir Nachforschungen anstellen. Die werden mich so in Anspruch nehmen, daß ich mich nicht um dich kümmern kann."
„Habt ihr, du und Roi, vor, wieder in das Gewölbe unter dem Dom Kesdschan zu gehen?" fragte Oliver.
„Ich hoffe, das wird nicht nötig sein", antwortete sein Vater.
„Was habt ihr dann zu befürchten?" bohrte sein Sohn weiter. „Glaubst du, ihr könntet wieder in ein psionisches Labyrinth geraten?"
Javier schüttelte den Kopf.
„Mit solchen Gefahren rechnen wir diesmal nicht. Du machst dir also ganz falsche Hoffnungen. Der Aufenthalt in Naghdal wird vermutlich recht langweilig werden."
„Aber warum darf ich dann nicht mitkommen?" fragte Oliver verständnislos. „Wenn du keine Zeit für mich hast, kann sich Demeter um mich kümmern."
„Ich fürchte", sagte Javier seufzend, „daß Demeter nicht der Sinn danach steht, Kindermädchen für dich zu spielen."
„Ich kann selbst auf mich aufpassen."
„Auf der BASIS bist du besser aufgehoben", sagte Javier abschließend.
Er hätte selbst nicht zu sagen vermocht, warum er den Jungen nicht nach Naghdal mitnehmen wollte, sonst war er gar nicht so autoritär. Und nach menschlichem Ermessen hatten sie auf Khrat mit keinerlei Gefahren zu rechnen. Er gehorchte nur einem unbestimmten Gefühl und verhielt sich darum so ablehnend zu seinem Sohn.
Von den 12.260 Besatzungsmitgliedern blieben nur etwa 100 als Bereitschaftsdienst an Bord zurück. Unter ihnen waren auch neben Sandra Bougeaklis Leo Dürk, der Waffenmeister, Deneide Horwikow, als Funk-Kontaktperson und Mehldau Sarko, der Hangarmeister, der dreißig Beiboote ausschleuste.
Man hätte die Mitglieder des „Vergnügungskommandos", wie die Zurückgebliebenen nicht ohne gewissen Neid ihre nach Khrat fliegenden Kameraden nannten, in weniger Beibooten unterbringen können. Aber es schien Javier ratsamer, einen gewissen Aufwand zu
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