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1088 - Killer in der Nacht

1088 - Killer in der Nacht

Titel: 1088 - Killer in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spät am Abend gekommen war.
    Mit müden Schritten ging sie zurück ins Wohnzimmer und räumte die leeren Tassen ab, die sie auf die Spüle in die Küche stellte. Durch das kleine Fenster blickte sie nach draußen in die dunkle Nacht hinein. Es war die Rückseite des Hauses. Hier gab es keinen Blick auf den Hyde Park. Dafür zogen sich unter ihr die stark befahrenen Straßen her, über die auch jetzt der Verkehr rollte und aussah wie eine gewaltige Schlange mit vielen hellen Augen.
    In der Wohnung war es still. Und gerade diese Stille störte sie. Estelle wartete darauf, das heimliche Keuchen oder Atmen erneut zu hören. Obwohl sie sich dafür fürchtete, wartete, sie förmlich auf die unheimlichen Geräusche.
    Sie blieben weg.
    Estelle verließ die Küche. Sie warf noch einen scheuen Blick in den Flur und sah ihn leer. Die Mordkommission hatte ihre Arbeit beendet, und auch die neugierigen Hausbewohner waren wieder in den Wohnungen verschwunden.
    Dort, wo der Tote gelegen hatte, zeigte der Boden noch einen breiten verwaschenen Fleck. Man hatte das Blut leider nicht ganz entfernen können.
    Sie wollte sich wieder zurückziehen, als die Tür gegenüber geöffnet wurde.
    Eine Frau tauchte auf. Sie war so schnell, daß sich Estelle nicht mehr zurückziehen konnte. Zudem hob die Frau in der weißen Bluse und den Jeans einen Arm und winkte ihr zu. Sie verließ dabei ihre Wohnung und kam auf Estelle zu. In der Mitte des Flurs blieb sie stehen.
    »Sind sie die neue Mieterin?«
    »Ja, ich heiße Estelle Crighton.«
    »Von der Agentur?«
    »Stimmt.«
    »Arbeiten Sie als Model?«
    »Auch das.«
    »Mein Name ist Christa Evans. Ich wohne hier schon länger.« Sie reichte Estelle die Hand. »Auf eine kurze, aber gute Nachbarschaft.«
    »Ja, danke.« Sie zog ihre Finger aus dem etwas schweißfeuchten Griff wieder zurück.
    Christa Evans ging noch nicht zurück. Sie blieb stehen, schaute sich um und zuckte mit den Schultern. »Es ist furchtbar, was hier passiert ist. Einfach schrecklich…« Sie schüttelte sich.
    »Kannten Sie den Mann?«
    Ein scharfer Blick traf Estelle. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie schon länger hier wohnen.«
    »Ach so ist das.« Es klang erleichtert. »Ja, ich kannte Caspar Wayne. Er wollte mich besuchen. Aber der Killer war schneller. Es tut mir leid für ihn.«
    »Dann waren Sie beide befreundet?«
    »Ach, wissen Sie, das kann man nicht so sagen. Caspar lebte im Nebenhaus. Wir haben uns zufällig getroffen, und ich bat ihn, in meiner Wohnung etwas zu reparieren. Das ist alles. Daß es ihn tödlich erwischen würde, hätte ich nie gedacht. Das Leben kann oftmals so verflucht grausam sein.«
    Estelle wußte nicht, ob sie der Frau glauben sollte. Wahrscheinlich hatte dieser Caspar Wayne einen anderen Grund für seinen Besuch gehabt. Doch das ging sie nichts an.
    »Ich hoffe nur, daß der Mörder bald gefunden wird«, sagte sie.
    »Bestimmt, Estelle, denn wir haben eine gute Polizei.«
    »Da sagen Sie was. Trotzdem wünsche ich Ihnen eine gute Nacht. Ich bin einfach zu müde.«
    »Ja, schlafen Sie gut…«
    Estelle gefiel der seltsame Unterton in der Stimme nicht, aber sie machte sich keinerlei Gedanken darüber. Es konnte auch reine Einbildung sein.
    Sie hätte sich in der Wohnung wohl gefühlt, wären da nicht die Erinnerungen an das heftige Atmen gewesen. Wenn sie daran dachte, bekam sie einen Schauer. Zugleich dachte sie daran, daß sie die Nachbarin nicht angelogen hatte. Sie war tatsächlich müde und wollte sich hinlegen.
    Das helle Licht im Wohnzimmer löschte sie und ließ nur eine schwache Stehleuchte brennen. Dann ging sie ins Schlafzimmer, zog sich aber nicht aus, sondern legte nur die Schuhe ab. Die braune Samthose behielt sie an, ebenso wie den dunkelblauen Pullover aus weicher Kaschmirwolle.
    Estelle fand ihr Verhalten selbst ungewöhnlich. So etwas hatte sie noch nie getan, aber in diesem Fall wollte sie sofort auch angezogen sein, wenn etwas passierte.
    Das Schlafzimmer war mit einem Doppelbett bestückt, denn die Wohnung wurde auch an zwei Personen vermietet. Das Mannequin hatte sich für die rechte Seite entschieden und schlug nur die Tagesdecke zurück. Als Lichtquelle diente die Lampe mit dem hellblauen Schirm auf dem Nachttisch.
    Auf dem Rücken blieb sie liegen. Sie wartete darauf, in den Schlaf zu fallen, doch die Gedanken an den vergangenen Tag wollten sie einfach nicht loslassen. Sie huschten wie ein Film durch ihren Kopf, wo sie Bilder bildeten, und vermischten sich auch mit

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