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1088 - Killer in der Nacht

1088 - Killer in der Nacht

Titel: 1088 - Killer in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hängte. Dann führte ich sie ins Wohnzimmer und fragte sie, ob sie etwas trinken wollte.
    »Ein Wasser, bitte.«
    »Okay.«
    Ich holte mir ebenfalls ein Glas aus der Küche. Entspannt hatte sich Brenda Lee nicht hingesetzt.
    Sie hockte auf der Stuhlkante, als wollte sie jeden Moment wieder hochspringen und wegrennen.
    Dann schaute sie zu, wie ich das Wasser in die beiden Gläser verteilte und sie dabei fragte: »Waren Sie tatsächlich dabei, als wir Monty, den Killer, fingen?«
    »Nein, aber ich habe es von einer Kollegin gehört. Sie war auf dem Kinderfest.«
    »Dann sind Sie auch Erzieherin?«
    »Das kann man so sagen.«
    Ich nahm Platz. Als wir getrunken hatten, sagte ich: »Ihr Anruf hat mich wirklich aufgewühlt, sonst hätte ich nicht mit Ihnen Kontakt aufgenommen.«
    »Es war wichtig.«
    »Da kann ich nicht widersprechen, wo ich soeben von der dritten Leiche zurückgekehrt bin.«
    Jetzt war sie überrascht. »Bitte. Sie haben die Person, die umgebracht wurde, schon gesehen?«
    »Nicht nur das. Ich habe sie sogar gefunden.«
    »Wo… wo war es?«
    Ich erklärte es ihr.
    Brenda Lee atmete tief ein und sackte im Sessel zusammen. Sie wühlte ihr braunes Haar auf, das an vielen Stellen von aschgrauen Strähnen durchzogen war. Auf dem Gesicht zeichnete sich für einen Moment eine starke Qual ab, und sie schüttelte den Kopf. »Er schlägt immer und immer wieder zu, wenn wir ihn nicht stoppen.«
    »Und Sie haben ihn gesehen, Brenda.«
    »Nein, nicht ihn.«
    »Was dann?«
    »Die Taten oder die Untaten, die habe ich gesehen. Das war einfach grauenhaft…«
    »Wie war es denn bei Caspar Wayne, dem letzten Toten? Die Tat liegt noch nicht lange zurück. Sie müßten sich eigentlich noch gut daran erinnern können.«
    »Ja, das weiß ich.« Sie lehnte sich zurück und hob den Kopf an, wobei sie gegen die Decke schaute, als würden sich genau dort ihre Erinnerungen bildlich abmalen. »Ich habe die Angst des Mannes schon körperlich erlebt, als er durch das Treppenhaus hetzte. Er ist von dem Killer verfolgt worden, von seinem Messer, und er hat sein Atmen gehört, immer sein Atmen, wie eine Peitsche in seinem Nacken. Es war für ihn furchtbar. Er konnte ihm nicht entkommen.«
    Plötzlich war mir ganz anders zumute. Sie hatte von einem Atmen gesprochen, und genau das hatte ich ebenfalls vernommen. Dann konnte der Killer auch in meiner Nähe gewesen sein.
    »Warum sagen Sie nichts, Mr. Sinclair?«
    »Pardon, ich war nur mit meinen Gedanken woanders. Bitte, erzählen Sie weiter.«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen. Im Flur hat er ihn dann erwischt. Plötzlich war das Messer da. Als wäre es von der Decke gefallen, und dann stieß es zu.«
    »Es oder er?«
    Sie nickte mir zu. »Es, das Messer!«
    »Und was war mit ihm, dem Killer?« Brenda Lee blies den Atem in ihr Glas. »Das weiß ich nicht, denn ihn habe ich nicht gesehen.«
    »Aber sie sprachen von einem Mörder…«
    »Nein, Mr. Sinclair, nur von diesen Atemstößen. Man kann sie nicht beschreiben. Sie waren mehr als das. Wie eine Peitsche, aber das sagte ich schon. Sie hetzte den Mann die Stufen hoch, und im Flur ist es dann geschehen. Plötzlich war das Messer da.« Sie hörte auf zu reden, und ihre Schultern sackten nach unten.
    Ich gönnte ihr eine kleine Pause, bevor ich die nächste Frage stellte. »Das war nicht der einzige Mord, den Sie in Ihren Träumen erlebt haben?«
    »Nein, er war es nicht. Schon die beiden anderen habe ich durchlitten. Ich mußte dann später in den Zeitungen lesen, daß sich alles so zugetragen hat, wie ich es erlebt habe. Das… damit kam ich nicht zurecht. Das war der reine Wahnsinn…«
    »Können Sie sich einen Grund vorstellen, daß so etwas Ungewöhnliches bei Ihnen möglich ist?«
    »Nein«, sagte sie mit fester Stimme. »Das kann ich beim besten Willen nicht. Und ich bin auch nicht stolz darauf, wenn Sie das meinen. Nein, auf keinen Fall. Ich sehe das nicht als eine Begabung an, sondern nehme es als Fluch hin und wäre froh, wenn ich davon erlöst wäre. Aber das wird so schnell wohl nicht klappen. Ich muß damit leben. Ich wüßte auch nicht, wer mir da helfen könnte. Ich habe mich keinem anvertraut, jetzt nur Ihnen, Mr. Sinclair, denn schon nach der zweiten Tat wußte ich, daß es kein Zufall war, was ich erlebt habe. Nein, bestimmt nicht.«
    »Was könnte es dann gewesen sein, Mrs. Lee?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Aber Sie besitzen eine besondere Begabung oder Eigenschaft, wenn ich das richtig sehe.«
    »Ja, das mag sein.

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