1088 - Killer in der Nacht
schrecklichen Wunden hinterlassen zu können.
Ich ging wie ein Schlafwandler, aber ich war hellwach - und hörte aus der Wohnung den Schrei…
***
Beide Frauen waren zurückgeblieben. Brenda hatte es versucht, John Sinclair zu folgen, aber ihre ehemalige Kollegin hatte etwas dagegen gehabt. »Nein, du bleibst!«
»Warum? Ich…«
»Weil ich es so haben will, verstehst du?« Sie lächelte Brenda kalt an. »Oder hast du vergessen, in welch einer Lage du dich befindest? Du bist nicht mehr Herrin deiner Sinne. Ich habe dich gelenkt. Schon seit damals, als ich dich besucht habe. Das alles hast du nicht gewußt, aber ich.«
»Warum hast du das überhaupt alles getan?« fragte Brenda leise. »Warum mußtest du mich so quälen?«
»Ich wollte meinen Einfluß ausdehnen, verstehst du? Ich wollte nicht allein bleiben. Das mußt du doch begreifen. Es war ein Versuch, nicht mehr und nicht weniger. Ich mußte herausfinden, ob ich in der Lage war, andere Personen zu beeinflussen. Das habe ich geschafft. Ich bin so gut geworden. Es hat alles wie am Schnürchen geklappt. Ich konnte die Verbindung zwischen uns beiden herstellen. Nicht im Alltagsleben, aber dein Unterbewußtsein ist von mir in die entsprechenden Bahnen gelenkt worden. So ist das nun mal, kleine Brenda.«
»Bist du ein Satan?«
Die Evans lächelte kalt. »Vielleicht.«
Brenda Lee nickte ihr zu. »Ja, du bist eine Teufelin. So brutal kann kein Mensch sein. Vielleicht aber steckt auch etwas Teuflisches in dir. Das weiß ich nicht genau. Ich kenne mich da nicht aus, und das will ich auch nicht.«
»Es ist nicht mehr nötig, Brenda. Deine Uhr ist abgelaufen. Du hättest alles besser haben können, aber du hast der falschen Person vertraut. Nicht Sinclair, sondern ich wäre der bessere Partner für dich gewesen, daran solltest du denken.«
»Was hätte ich denn sein sollen?«
»Eine Botin. Eine Verbündete. Wir hätten die Welt aus den Angeln heben können, aber…«
»Das will ich nicht, verdammt!« schrie sie und verlor ihre Stimme, denn sie hatte sich übernommen.
»Ich will es nicht. Ich will mein eigenes Leben führen.«
»Nicht mehr!« Mit einer heftigen Bewegung stand Christa Evans auf und drehte sich der Tür zu. So konnte sie den Eingang unter Kontrolle behalten, aber auch noch Brenda Lee sehen.
Etwas kam.
Beide Frauen schauten in den Flur hinein. Genau dort malte sich die zackige Bewegung an der Wand ab. Als wäre eine dunkle Schlange darüber hinweggehuscht.
Christa Evans lachte gurrend, bevor sie flüsterte: »Es kehrt zurück. Der zweite Teil meiner Seele ist auf dem Weg hierher. Ich möchte dir noch sagen, daß er meinem Willen gehorcht. Ich kann ihn lenken. Er tut alles für mich. Ich brauche hier einfach nur abzuwarten und kann meine Hände in Unschuld waschen.«
Die meisten Worte hatte Brenda Lee nicht mitbekommen. Sie hatte nur Augen für das, was sich immer mehr der Wohnzimmertür näherte, und sie fühlte sich auf ihrem Sitz wie angekettet.
Der Schatten bestand auch weiterhin aus einem Teil des Arms, der Hand - und dem Messer. Er bewegte sich über die offene Tür hinweg. Sein Weg war dabei genau nachzuvollziehen, weil er sich so perfekt abmalte.
Er tauchte ein in die dunkle, nur vom Blutlicht erfüllte Hölle. Die Tür hatte er verlassen, und für einen Moment war er tatsächlich verschwunden, so daß Brenda wieder Hoffnung erhielt.
Vergebens.
Sie sah ihn.
Er schwebte durch die Luft. Zwischen den beiden Frauen fand er seinen Weg. Das Messer drehte sich, blieb aber in der gleichen Höhe und auch in der Schräge, denn es zeigte von oben nach unten.
Es schwebte auf Brenda zu!
Die Evans tat nichts. Sie beobachtete den Vorgang aus halb geschlossenen Augen. Sie schien sich ihrer Sache mehr als sicher zu sein, denn sie schloß nicht einmal die Türen und dachte auch nicht an John Sinclair. Sie war einfach überzeugt von sich und hielt sich für unverwundbar.
»Es tut etwas weh, wenn du stirbst, Brenda, aber es war nicht anders zu machen. Der Weg ist vorgeschrieben. Du bist ihn gegangen, und ich werde mir vielleicht eine andere Partnerin suchen müssen, wenn ich mein Wissen teilen will.«
Brenda Lee hörte nicht hin. Das Messer war wichtiger. Noch als Schatten zu sehen. Dunkler als die Umgebung. Sie konnte nicht begreifen, daß ein Schattenmesser auch töten konnte. So etwas wollte nicht in ihren Kopf, aber je näher es auf sie zuglitt, um so deutlicher spürte sie den Einfluß.
Er war so kalt. Ein Hauch, der ihr entgegenstreifte
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