Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1090 - Der Kardec-Kreis

Titel: 1090 - Der Kardec-Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
der Bewegung inne. Auf halber Höhe der Rampe blieb sie stehen und wandte sich um, als wolle sie erforschen, woher das seltsame Geräusch kam.
    Eine seltsame Wandlung vollzog sich in ihrem Gesicht. Das harmonische Ebenmaß der Züge löste sich auf. Der Mund weitete sich, die Lippen wurden zu einem dünnen, farblosen Strich. Falten bildeten sich auf der Stirn. Die Augen quollen aus den Höhlen hervor und versprühten Blitze einer unheimlichen Wut. Der Mund fuhr auf und produzierte einen gurgelnden Schrei. Gesil hatte Quiupu in seiner Nische zwischen den Gestellen entdeckt.
    Ihr Gang war der eines Automaten, das verzerrte Gesicht häßlich. Ihre Stimme hatte nichts Weibliches mehr an sich. Ein Schwall von Beschimpfungen quoll über die Lippen.
    Sie wankte die Rampe herab und bewegte sich mit schweren Schritten quer durch den Raum auf Quiupu zu. Die Arme hatte sie erhoben, und die Hände waren nach vorne gereckt wie Klauen.
    Quiupu richtete sich auf.
    „Steh!" schrie er.
    Das Gesicht Gesils hatte nichts Menschliches mehr an sich. Der weit offene Mund war zu einer grotesken Form erstarrt. Die Lippen bewegten sich nicht.
    Quiupu wich zur Seite aus.
    Ein unheimlicher Kampf spielte sich im Bewußtsein Gesils ab. Die Schaltung, die Quiupu vorgenommen hatte, wirkte auf den Spoodie ein, den sie unter der Kopfhaut trug, und versuchte, ihn aus Seth-Apophis' Bann zu befreien. Das war nicht mehr Gesil, die auf den Virenforscher zustampfte - es war ein Geschöpf, das von einer Flut fremder Einflüsse hin und her gerissen wurde.
    Die Hände schossen nach vorne und versuchten, Quiupu zu fassen. Er duckte sich und wich dem tödlichen Griff durch eine blitzschnelle Bewegung aus. Gesil fuhr herum.
    Er sprang sie von der Seite her an. Zwischen seinen Fingern blitzte die Klinge eines winzigen Vibratormessers. Er legte mit der Linken zu einer Finte aus. Die Frau ließ sich tauschen und machte eine Abwehrbewegung. Im selben Augenblick griff er nach ihrem Schopf und riß den Schädel zu sich heran. Blitzschnell stach das kleine Messer zu. Ein dicker Strang dunklen Haars fiel zu Boden. Ein Schnitt über die Kopfhaut, eine rasche Bewegung mit der Hand. Ein winziger, silberner Organismus erschien und wurde von Quiupus geübten Fingern zur Seite geschleudert.
    Ein mörderischer Schlag traf den Virenforscher gegen die Brust. Er flog rückwärts und prallte gegen eines der Gestelle. Die Wucht des Aufschlags preßte ihm die Luft aus den Lungen. Mit der Kraft der Verzweiflung wehrte er sich gegen die lähmende Schwäche, die ihn überkommen wollte. Aber als er versuchte, sich aufzurichten, versagten ihm die Beine den Dienst.
    Gesils Körper war nach vorne gebeugt. Sie wollte sich auf ihn stürzen. Er wollte sich zur Seite werfen, aber es war keine Kraft mehr in ihm. Das ist das Ende, ging es ihm durch den Sinn.
    Da drang ein dumpfes Ächzen aus ihrem Mund. Die angewinkelten Arme begannen zu zittern. Die Hände streckten sich kraftlos. Gesil tat einen haltlosen Schritt zur Seite, dann brach sie zusammen. In unnatürlich verkrümmter Haltung blieb sie auf dem Boden liegen.
    Keuchend kam Quiupu auf die Beine. Wankend stand er über der reglosen Gestalt und betrachtete sie mit ungläubigem Staunen. Ein paar Sekunden verstrichen, während er sich darüber klarzuwerden versuchte, welch gnädiges Schicksal ihn im letzten Augenblick vor dem Schlimmsten bewahrt hatte.
    Er sah den silbernen Spoodie, der sich am Boden wand. Schwerfällig trat er hinzu und setzte den Fuß fest auf das zappelnde Gebilde. Es knirschte, und als er zur Seite trat, kam unter der Sohle seines Schuhs ein winziges Häufchen grauen Staubes zum Vorschein. Er hatte noch nie erlebt, wie sich ein Supervirus unter dem Einfluß solcher mechanischer Gewaltanwendung in Millionen mikroskopischer und funktionsloser Bruchstücke verwandelte.
    Langsam kehrte die Fähigkeit klaren Denkens in sein Gehirn zurück. Er erinnerte sich an seinen Auftrag. Er durfte keine Zeit verlieren. Jede Sekunde war kostbar. Er durchquerte den Raum und stieg die Rampe hinauf.
     
    *
     
    Den Behälter mit den Spoodies in der Hand, trat er auf den Transmitter zu. Nichts hielt ihn davon ab, durch das flimmernde Energiefeld zu treten und in die Geborgenheit zu entrinnen, die am anderen Ende der Strecke auf ihn wartete. Nichts - außer der Erinnerung an die verwirrenden Mentalimpulse, die er wahrgenommen hatte, bevor Gesil den Laborraum betrat.
    Er zögerte, wandte sich um, wußte plötzlich, was er zu tun hatte. Mit

Weitere Kostenlose Bücher