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1090 - Der Kardec-Kreis

Titel: 1090 - Der Kardec-Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf dem Absatz um.
    „Es ist soweit", sagte er hart. „Jen - wir machen uns auf den Weg."
     
    6.
     
    In der Vergrößerung wirkte das Supervirus wie eine Maschine - ein Robot, den jemand nach dem Vorbild eines Rieseninsekts erschaffen hatte. Das Bild war Quiupu vertraut, und doch packte ihn immer wieder ein ehrfürchtiger Schauder, wenn er die formvollendete Eleganz sah, mit der ein unbekannter Konstrukteur sein Produkt ausgestattet hatte. Er erblickte die haarfeinen Nahtlinien, entlang denen die Bestandteile des Spoodie-Körpers aneinander grenzten. Zerlegte man das Supervirus, so entstanden rund achttausend Komponenten (8192, um genau zu sein), die Quiupu als Viralkomplexe bezeichnete. Diese waren wiederum zerlegbar, die Produkte der Zerlegung abermals - und so weiter, bis schließlich aus dem einen Supervirus Billionen nicht mehr weiter zerteilbarer Elemente geworden waren, die von den Terranern Viren genannt wurden, für die Quiupu jedoch ein Wort seiner Muttersprache verwendete, das soviel wie „Infinitesimalmaschinchen" hieß.
    Er war den umgekehrten Weg gekommen. Aus den Viren hatte er Spoodies geschaffen - damals auf Lokvorth. Ein winziger und dennoch eminent wichtiger Bestandteil des Viren-Imperiums war wiedererstanden. So hatte der Auftrag gelautet, der ihm von den Kosmokraten zuteil geworden war. Er hatte sich seiner trotz großer Schwierigkeiten entledigt. Der Augenblick seines Triumphs kam, als Helfer der Kosmokraten über Lokvorth erschienen und den Supervirenpulk abtransportierten.
    Er scheuchte die Erinnerungen von sich. Er hatte keine Zeit, sich in Gedanken zu verlieren. Der Augenblick der Entscheidung nahte. Das Supervirus auf der Videofläche vor ihm war keines seiner Erzeugnisse. Es war einer jener Spoodies, die er den Besatzungsmitgliedern der SOL aus dem Schädel operiert hatte. Mit diesem einen Virus hatte er sich während der vergangenen Stunden, seit er in das neue Labor umgezogen war, eingehend beschäftigt.
    Er konzentrierte sich auf das Bild. Er besaß eine Fähigkeit der Konzentration, die in den Augen der Terraner fast schon wie mediale Begabung erschien. Sein Blickfeld verengte sich, bis er nur noch den silbern schimmernden Umriß des Supervirus sah. Die Augen sogen sich daran fest, und das Gehirn verlangsamte seine Tätigkeit, bis alle Gedanken zum Stillstand gekommen waren. Für Quiupu war es, als werde er eins mit dem seltsamen Mechanismus, den der Bildschirm zeigte. Er horchte angespannt in sich hinein, und nach wenigen Sekunden schon fand er, wonach er gesucht hatte.
    Eine Resonanz. Ein Gleichschwingen zwischen einem Teil seines Bewußtseins und einem Einfluß, der von dem Supervirus ausging. Es war eine positive Resonanz. Sein Experiment war erfolgreich gewesen. Er hatte die Degenerierung des Supervirus, die im Zuge der Umprogrammierung durch Seth-Apophis erfolgt war, rückgängig gemacht.
    Der Spoodie dort auf dem Videoschirm unterschied sich in nichts von den Superviren, die er auf Lokvorth erzeugt hatte. Er war ein positiver Spoodie, frei von jedem Einfluß der fremden Superintelligenz.
    Und doch - als er den langsam verebbenden Vibrationen der Resonanz lauschte, entdeckte er den Anklang einer Disharmonie, eine winzige Unstimmigkeit.
    Die Entdeckung überraschte ihn nicht. Er hatte sie schon Tausende von Malen gemacht. Selbst der mit größter Sorgfalt und unter idealen Bedingungen synthetisierte Spoodie wies jenen winzigen Mißklang auf. Quiupu nannte ihn die „Vishna-Komponente". Er wußte, daß ihm die Kenntnis dieser Bezeichnung zusammen mit dem Wissen zuteil geworden war, mit dem die Kosmokraten ihn ausgestattet hatten, damit er seinen Auftrag erfüllen könne. Was er sich darunter vorstellen sollte, wußte er nicht, aber daß es die richtige Bezeichnung war, daran gab es keinen Zweifel. Also scheiterte der Erfolg an der Vishna-Komponente.
    Seufzend schaltete er die Projektion aus. Wäre ihm Zeit geblieben, hätte er alle Superviren, die er den Schädelplatten der Solaner, entnommen hatte, von Seth-Apophis' Einfluß befreien können. Er kannte die Methode. So aber mußte er sich mit anderen Dingen befassen. Die Jahre, da er sich als Virenforscher allein dem Auftrag der Kosmokraten gewidmet und sich ausschließlich mit den Superviren befaßt hatte, waren vorüber. Die Entwicklung der Dinge hatte sein Schicksal in einen größeren Ereignisrahmen eingepaßt. Er war nicht mehr nur Quiupu, der Diener der Kosmokraten.
    Er war Quiupu, Perry Rhodans Freund, Gegner der

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