1090 - Der Kardec-Kreis
erkannte, und baute es umständlich vor sich auf. Dann hob er den Blick und sagte: „Wiederhole bitte deine Äußerung. Ich habe dich nicht verstanden."
Die in Interkosmo gesprochenen Worte drangen in der Sprache der Mächtigen fehlerfrei aus Koros eigenem Übersetzer. Dieser aber war ein Simplexgerät. Er übersetzte nur in der einen Richtung, nicht in der anderen. Denn Lafsater-Koro-Soth hätte es für unter seiner Würde gehalten, Terraner in ihrer eigenen Sprache anzusprechen. Solange die Not oder die Eile ihn nicht dazu zwangen.
Das nonchalante Verhalten des Terraners ärgerte ihn nur am Rande. Er war es gewohnt, daß man ihm bei jeder Gelegenheit zu verstehen gab, wie wenig er und seine Artgenossen auf dieser Welt willkommen waren. Die Abneigung war eine typische Reaktion der geistig Unterlegenen.
Aber diesmal hatte er es eilig. Er wollte seine Botschaft an den Mann bringen.
„Ich wünsche Perry Rhodan zu sprechen", wiederholte er sein Anliegen. „Und zwar ohne weitere Verzögerung."
„Perry Rhodan befindet sich in einer Sitzung des Krisenstabs ..."
„Das weiß ich", unterbrach Koro den anderen scharf. „Man mag ihn an einen Radiokomanschluß holen."
Der junge Terraner zuckte mit den Achseln, stand auf und verschwand aus dem Bildkreis. Eine Minute verging. Das Bild zuckte mehrmals, die zerfransten Bänder von Störeffekten liefen über die Videofläche; mehrere Schaltungen wurden vorgenommen, bei denen man Stimmen aus dem Hintergrund hörte, und schließlich materialisierte Rhodans Bild.
„Die Kommunikationstechnik ist dem Anspruch der beiden Ritter ebenbürtig", erklärte Lafsater-Koro-Soth spöttisch.
„Es geschieht nicht oft, daß man mich aus einer Krisensitzung holt", antwortete Rhodan mit beiläufigem Lächeln. „Das Schaltprogramm ist darauf nicht vorbereitet. Ich nehme an, du hast Wichtiges."
„Dein Fernraumschiff war leer", sagte Koro mit Nachdruck. „Keine verrückte Frau, die es in die Luft sprengen wollte, kein rebellischer Computer, keine Superviren."
„Das ist unmöglich!" begehrte Rhodan auf.
„Rede keinen Unsinn!" konterte der Porleyter. „Ich war dort und habe es mit eigenen Augen gesehen. Eure Warnungen waren unbegründet, eure Vorsichtsmaßnahmen überflüssig. Wenn das die Art ist, wie zwei Ritter der Tiefe zu Werke gehen, dann kann man sie nicht ernst nehmen."
Rhodan hob die Schultern - eine Geste der Gleichgültigkeit, die Lafsater-Koro-Soth in kurzer Zeit hassen gelernt hatte.
„Niemand ist unfehlbar", sagte der Terraner. „Ich bin glücklich, daß es so ausgegangen ist und nicht anders. Was war es, worüber du mit mir sprechen wolltest?"
Um ein Haar wäre es ihm gelungen, den Porleyter aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Er wollte aufbrausen, beherrschte sich jedoch im letzten Augenblick.
„Das war es, Perry Rhodan", antwortete er mit kaum unterdrücktem Hohn. „Du hast abermals versagt. Die Folgen des Ultimatums treffen dich nicht ohne Grund."
„Das ist deine Ansicht, Lafsater-Koro-Soth", sagte Rhodan leichthin. „Ich kann sie nicht ändern. Aber ich kann etwas anderes tun: mich um Dinge kümmern, die wirklich wichtig sind."
Im nächsten Augenblick war die Bildfläche erloschen. Lafsater-Koro-Soth registrierte mit Genugtuung, daß es ihm gelungen war, den Terraner zu treffen. Minuten später empfing er einen Bericht der letzten zehn Porleyter, die sich noch an Bord des terranischen Fernraumschiffs befanden. Man teilte ihm mit, daß die Durchsuchung endgültig abgeschlossen und nichts Verdächtiges gefunden worden sei.
„Kehrt an eure Posten zurück", trug Koro ihnen auf. „Die Terraner mögen sich von jetzt an um ihr Schiff kümmern."
In Wirklichkeit war ihm die Angelegenheit nicht ganz so gleichgültig, wie er sich nach außen hin den Anschein gab. Er war nicht bereit zu glauben, daß die Terraner die Geschichte mit der Frau, die sich an Bord der SOL befand und gedroht hatte, das Schiff zu sprengen, frei erfunden hatten. Gewiß - das Gespräch zwischen einem Wesen namens Gesil und Perry Rhodan, das er in der Aufzeichnung gehört hatte, mochte fingiert sein.
Aber er sah nicht, welchen Vorteil eine solche Lüge der Gegenpartei eingebracht hätte. Die Terraner fingierten nichts, es sei denn, sie versprächen sich etwas davon. Es ärgerte ihn, daß es ihm nicht gelang, ihren Trick zu durchschauen.
Er fuhr auf, als der Kommunikator sich meldete. Einer seiner Artgenossen, dessen Aufgabe es war, ein wachsames Ohr für alles zu haben, was sich im
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