1090 - Für immer und ewig
ohne Schutz ist.«
»Dann bleib doch bei ihr.«
»Auf keinen Fall. Ich will sehen, wer das getan hat.«
Ich zog meine Beretta und reichte sie ihr rüber. Die dunkelhäutige junge Frau schaute aus glasigen Augen zu und sprach immer wieder davon, daß Jay nicht mehr am Leben war.
»Und wie heißt du?« fragte Glenda.
»Linda. Linda Drew.«
»Ihr seid hier gewesen, um das Haus zu besichtigen.«
»Nein, nicht, ja auch…« Sie schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich kann nicht mehr.«
Glenda Perkins sprach ruhig auf sie ein. Sie erklärte Linda auch, wer wir waren und daß wir unbedingt zurück in das Haus mußten, um die beiden Zombies zu stellen.
»Sie werden euch fressen!«
»Nein, das nicht«, sagte ich. »Wir sind gekommen, um die Brut zu vernichten und nicht, um das Haus zu besichtigen, Linda.«
»Die Brut«, flüsterte sie mir nach. »Ja, das ist der richtige Ausdruck. Aber sie sind so stark und…«
»Wir besitzen die entsprechenden Waffen. Ich kann verstehen, was Sie durchlitten haben, aber es muß jetzt weitergehen. Deshalb wäre es am besten, wenn sie hier draußen warten. Oder mit dem Wagen wegfahren, falls er ihnen gehört.«
»Nein, das war Jays Auto.«
»Gut, dann gebe ich Ihnen den Rover.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich… ich… will aber nicht!« schrie sie. »Nein, verdammt noch mal, ich will es nicht! Ich kann nicht. Ich will nicht allein bleiben. Ich brauche Menschen um mich herum. Versteht ihr das?«
Glenda strich über ihre Wange. »Ja, ich verstehe dich, Linda. Was ist mit dir, John?«
Was sollte ich dazu sagen. Es paßte mir überhaupt nicht in den Kram, das sie mit uns zurück ins Haus gehen wollte. Sie jedoch hier draußen allein zu lassen, war auch ein verdammtes Risiko. Wir mußten auch damit rechnen, daß sie uns folgte. Da war es schon besser, wenn wir sie mitnahmen.
»Okay«, sagte ich. »Gehen wir zurück. Aber tun Sie uns den Gefallen, Linda. Bleiben Sie an unserer Seite.«
»Das will ich.«
Mit einem bedrückenden Gefühl drehte ich mich wieder um und versuchte von neuem, das Haus zu betreten…
***
Diesmal schafften wir es.
Die große Halle lag vor uns wie eine düstere Filmkulisse. Sie hätte wirklich anders aussehen können, doch man hatte all die Möbel und auch Bilder daraus entfernt. Statt dessen standen dort lange Tische und Stühle, wie geschaffen für eine Hochzeitsgesellschaft, wenn sie richtig aufgestellt waren.
Es gab kein künstliches Licht. Keine Lampen an den Wänden und auch nicht an der Decke. Wer hier mit Energie arbeiten wollte, der mußte seinen eigenen Generator herbeischaffen.
Ein ungewöhnliches Haus mit dem Flair einer großen Gruft. Ich hatte dafür eine Nase. Durch die Düsternis wehte der modrige Geruch des Todes, auch eine typische Begleiterscheinung für die Untoten, wie ich sie schon erlebt hatte, wenn sie aus den Gräbern krochen, um auf Menschenjagd zu gehen.
Hinter mir hatten sich Glenda und Linda in die Halle gedrängt. Glenda war ruhig, aber ihr Schützling atmete heftig und flüsterte ihr auch etwas zu.
Das untote Brautpaar war nicht zusehen. Es stand auch nicht auf der breiten, nach oben führenden Treppe, die die Distanz mit einem eleganten Schwung nahm. Außer uns dreien gab es kein Lebewesen in der Halle.
»Sie sind weg!« flüsterte Linda.
Ja, leider, hätte ich beinahe gesagt, denn durch die Frau hatten wir wertvolle Zeit verloren. Das Haus war verdammt groß. Ich wollte erst gar nicht an die zahlreichen Verstecke denken, die sich hier boten.
Auch bei den Tischen und Stühlen bewegte sich nichts. Aber es kam mir hier auch vor wie die Ruhe vor dem Sturm, der bestimmt bald losbrechen würde.
»Wo ist es passiert, Linda?« fragte ich, ohne mich dabei nach ihr umzudrehen.
»Die Braut hat mich durch die Halle gejagt.«
»Und die Sache mit Jay?«
Sie fing wieder an zu weinen, weil ich den Namen erwähnt hatte. »Jay Burgess starb…«
Ich ließ sie nicht ausreden. »Was?« Jetzt fuhr ich herum. »Er heißt Burgess?«
»Ja, ja…«
»Der Verwalter heißt auch Burgess«, sagte Glenda.
»Jay ist sein Sohn.«
Ein harter Schlag, den mußten wir zunächst mal überwinden. Ich dachte an Suko, der zu Burgess hatte zurückgehen wollen. Seinen Sohn bekam ich nicht in die Rechnung hinein.
»Warum seid ihr überhaupt hergekommen?«
Linda deutete ein Lächeln an. »Es ging um… na ja, wir wollen ganz für uns sein. Da gibt es einen Raum mit einem Himmelbett, verstehen Sie. Wir waren dort und… danach sind wir dann in die
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