1093 - Blutkult um Angela
Tänzerinnen hineinfiel und festgehalten wurde.
Noch war nichts passiert, was ein Eingreifen von meiner Seite gerechtfertigt hätte. Wir lebten in einem freien Land. Jeder konnte im Rahmen der Gegebenheiten tun und lassen, was er wollte. Von den Akteuren hatte ich bisher nur Angela als Vampir identifiziert, doch auch sie paßte nicht in die normale Schublade, da sie zugleich noch Psychonautin war.
Die Gäste schauten zu und waren hingerissen. Sie standen da wie eingepackt in eine Starre, aus der sie jetzt wieder erwachen würden, wenn die richtigen Dinge passierten.
Ich sah rechts von mir eine Bewegung.
Es gab einen, der die Zuschauernähe verließ. Es war Suko, der über den Friedhof schlich und sie schattengleich durch den künstlichen Nebel bewegte. Er verfolgte anscheinend die gleichen Gedanken wie ich, nur ging er auf die andere Seite des Tresens zu.
Das gefiel mir, denn so hatten wir Angela praktisch in die Zange genommen.
Die Königin der Nacht wurde noch immer von den Frauen festgehalten. Sie schienen auf etwas zu warten, und damit mußte auch Angela unmittelbar zu tun haben. Jedenfalls ging ich davon aus.
Weshalb sonst hätte man sie herschaffen sollen?
Sie hob den rechten Arm.
Es war ein Zeichen für die drei männlichen Mitglieder der Gruppe. Die Musik verstummte wie abgeschnitten.
Im ersten Moment empfand ich sogar die Stille als störend. Bis ich nach einigen Sekunden merkte, daß es so still gar nicht war. Die Zuschauer im Bunker standen unter Dampf. Sie atmeten gepreßt, und ab und zu war ein leises Stöhnen zu hören, wenn sich die Spannung freie Bahn verschaffte.
Auf der Theke waren auch die Akteure zur Ruhe gekommen. Als warteten sie auf das Zeichen ihres Regisseurs, um weitermachen zu können. Auch mir fiel diese ungewöhnliche Atmosphäre auf, die sich innerhalb des Bunkers ausgebreitet hatte. Sie steckte voller Spannung, was nicht einmal unbedingt etwas mit den People of Sin oder Angela zu tun hatte. Es lag an der Erwartungshaltung der Gäste. Sie strömten etwas aus, das schwer zu begreifen und zu fassen war. Zwischen den Zuschauern und den Akteuren hatte sich ein Band aufgebaut, das nicht reißen wollte.
Die Männer der Gruppe hielten sich am hinteren Rand des Tresens auf. Sie waren so etwas wie stumme Beobachter, was ich gut erkennen konnte, denn sie bewegten ihre Köpfe in die verschiedenen Richtungen, um möglichst viel mitzubekommen. Vielleicht waren sie schon dabei, sich irgendwelche Opfer auszusuchen, über die sie später herfallen würden. Möglich war alles.
Es redete auch niemand. Die Zuschauer hielten sich zurück. Sie standen wie erstarrte Geistwesen auf dem künstlichen Friedhof, die Blick nach vorn gerichtet, wo es irgendwann weitergehen mußte.
Ich spähte von der Seite aus hin. Von Suko sah ich nichts mehr. Das war auch nicht nötig, denn ich wußte, daß ich mich voll und ganz auf ihn verlassen konnte.
Dagmar Hansen und Harry Stahl taten nichts. Ich rechnete damit, daß sie einen klaren Kopf behielten und sich nicht von der Atmosphäre einfangen ließen.
Dieser Film Blade kam mir wieder in den Kopf. Da war es zu Beginn zu einem wahren Blutfest gekommen. Ich wollte nicht, daß sich so etwas in der Wirklichkeit wiederholte, aber ausschließen konnte ich es leider auch nicht.
Die Zeit lief normal ab. Das tat sie immer. Nur dann nicht, wenn Suko die Magie seines Stabs einsetzte. Aber die Zeit ist auch relativ. Jeder empfindet sie anders. Mir kam sie in dieser Szene vor, als würde sie langsamer vergehen und sich jeder unter der Glocke der Zeitlupe bewegen.
Kein Flüstern. Keine Stimmen. Nur Atemzüge. Gepreßt, gespannt, manchmal auch seufzend.
Dann die Stimme der Königin der Nacht. Zuerst hörte sie sich leise an. Beinahe schon jammernd.
Worte waren noch nicht zu verstehen, was sich änderte.
Die Königin der Nacht stand von Angela, bewacht von den beiden Frauen aus der Gruppe. Sie hatten sich dicht hinter ihr aufgebaut. Sie taten nichts, als die Königin der Nacht ihre Arme ausstreckte und die Hände wie bittend bewegte. Die Bewegung begleitete sie mit Worten, die ausschließlich Angela galten.
»Bitte«, sagte sie jetzt laut und deutlich, wenn auch noch flüsternd. »Bitte, ich möchte, daß du mich zum. Vampir machst. Ich will in die andere Existenz eintauchen. Zusammen mit meinen anderen Freundinnen und Freunden. Ich möchte die erste sein, die den Biß erhält.« Sie legte den Kopf schief und strich mit einer schon zärtlichen Geste über ihre linke
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