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1093 - Blutkult um Angela

1093 - Blutkult um Angela

Titel: 1093 - Blutkult um Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die eine Krähe der anderen kein Auge aus?
    Es gab nur zu viel Zweifel und Ungereimtheiten. Angela übernahm wieder die Initiative. Sie hielt den Arm jetzt angewinkelt und zugleich in die Höhe. Das aus der Wunde fließende Blut konnte wieder zurücklaufen. Direkt sprach sie die Königin der Nacht an. »Wolltest du das sehen? War das dein Ziel?«
    »Ja…«
    »Gut. Dann komm!«
    »Ich soll…«
    »Ja, du kannst zu mir kommen.«
    Die Königin der Nacht war noch immer unsicher. Aber sie konnte ihren Blick nicht von dem blutenden Arm lösen, und plötzlich hielt sie nichts mehr.
    Sie brauchte nur einen etwas größeren Schritt zu gehen, um Angela zu erreichen. Vor ihr fiel sie auf die Knie, und Angela wußte, was sie zu tun hatte.
    Es begann mit einem Lachen. Dann drehte sie den Arm so, daß sie auf die lange Wunde schauen konnte. Und sie brachte ihn dicht vor ihr Gesicht und damit vor den Mund.
    Sofort zuckte die Zunge hervor.
    Wie ein Tier, das seine Wunden leckt, so leckte auch Angela hier ihr eigenes Blut ab. Sie führte die Zunge vom hinteren Ende der Wunde hoch bis zum Anfang.
    Es war eine Bewegung, die den Genuß ausdrückte, den sie beim Trinken ihres eigenen Blutes empfand. Jeder hörte das Stöhnen, das diesen Genuß auch nach außen brachte, und besonders intensiv bekam es die Königin der Nacht mit, die nicht wußte, ob sie das Blut ebenfalls trinken sollte oder nicht.
    Angela ließ die Person nicht aus den Augen. Mir schien es, als würde sie sich amüsieren, und dann zuckte der Arm tatsächlich in die Richtung der Königin.
    »Bitte, jetzt du!«
    Die Angesprochene zuckte zusammen, als wäre sie überrascht worden. Ich nutzte den Augenblick und ging noch weiter vor, um besser sehen zu können. Die Königin der Nacht sah aus wie eine Figur, die mitten auf der Bühne erstarrt war. Sie hielt den Mund weit offen. Fast jeder hörte ihren hektischen Atem.
    »Na komm!« lockte Angela.
    »Soll ich wirklich? Darf ich?«
    »Wenn ich es dir doch sage…«
    Da ging sie hin, umklammerte Angelas Hand, senkte den Kopf, und aus dem Lippenspalt zuckte die Zunge hervor.
    »Nein!«
    Eine laute Frauenstimme hatte das Wort gerufen. Jeder war überrascht worden, auch ich.
    Mein Kopf zuckte nach rechts.
    Die Frau, die das Wort gerufen hatte, löste sich aus der Gruppe und lief mit langen Schritten über die Gräber hinweg auf die sargähnliche Theke zu.
    Es war Dagmar Hansen!
    ***
    Damit hatte wohl niemand gerechnet. Selbst Angela nicht, die sich nach rechts gedreht hatte, um Dagmar sehen zu können. Dabei hatte sie auch den Arm bewegt, der so aus der Reichweite der Königin der Nacht geraten war.
    Dagmar Hansen hatte den Tresen erreicht. Sie kletterte nicht auf ihn, sondern blieb stehen und schaute von unten her in die Höhe.
    Alle - ich eingeschlossen - sahen, wie ungehalten Angela über die Störung war. Darauf deuteten auch ihre nächsten Worte hin. »Was willst du? Laß mich!«
    »Nein, ich lasse dich nicht! Oder hast du vergessen, wer du bist?«
    »Es ist meine Party. Es ist mein Spiel, Dagmar. Ich bin der Vampirengel. Sie alle hier wollen mich sehen und in Aktion erleben. Nur deshalb bin ich gekommen.«
    Dagmar schüttelte den Kopf. »Du irrst dich«, sagte sie. »Deine Zeit als Vampirengel ist vorbei. Ich habe es selbst erlebt. Die ursprüngliche Kraft der Psychonauten hat dich verlassen. Du kannst dich nicht mehr Vampirengel bezeichnen.«
    »Was bin ich dann, he?«
    »Ich hoffe, daß unsere alte Kraft stärker ist als der Biß des Grausamen.«
    Angela schüttelte den Kopf. »Vielleicht hast du recht, vielleicht auch nicht. Aber es ist mein Fest, hörst du? Mein eigenes Fest. Das Blutfest für Angela. Und das ist der Anfang.«
    »Es wird kein Blutfest geben!«
    Angela lachte. Sie hatte sich verändert, und ich befürchtete, daß sie in das Dasein einer Untoten vollends abrutschte.
    Auch die People of Sin waren nicht mehr so ruhig geblieben. Das Blut hatte sie nervös gemacht. Sie standen noch auf der Stelle, aber sie waren unruhiger geworden.
    Harry Stahl stand längst nicht mehr an seinem Platz. Er war mit leisen Schritten nach vorn gegangen und hatte sich hinter Dagmar aufgebaut. Die Gäste verhielten sich noch ruhig, aber der Gedanke an den Blutkult und das Blutfest hatte sie schon aufgeregt.
    »Wir wollen Blut! Wir wollen Blut sehen!« An der Stimme erkannte ich Tiziana. Sie hüpfte in die Höhe. Ihre Arme hatte sie dabei hochgerissen. Über dem Kopf klatschten die Hände in einem bestimmten Rhythmus gegeneinander, so

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