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1093 - Blutkult um Angela

1093 - Blutkult um Angela

Titel: 1093 - Blutkult um Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geisterhafte Kulisse, und es sah auch nicht danach aus, als sollte sie so bald wieder gefüllt werden.
    »Hast du gesehen, wohin sie gelaufen sind?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nein. Es gibt auch für mich keinen Grund.«
    »Klar, nicht für dich. Aber für die anderen. Angelas Blutfest ist nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hat. Da ist etwas dazwischen gekommen, wir beide.«
    »Und warum sind sie weg?«
    »Vielleicht machen sie draußen weiter. Schau dir die Straßen an, die ganze Gegend eignet sich dafür, um hier ein Blutfest zu inszenieren.«
    »Dann sind auch Dagmar und Harry bei ihnen.«
    »Bestimmt.«
    Wir hörten Schritte und schauten in das dämmrige Dunkel des Friedhofs hinein.
    Die Königin der Nacht hatte sich aufgerafft. Sie war allerdings nur bis zu einem der nahen, künstlichen Grabsteine gegangen und hatte sich dort niedergelassen. Da hockte sie wie ein Häufchen Elend, das weder ein noch aus wußte. Sie starrte auf ihre Knie und hielt sich die rechte Schulter.
    Erst als wir vor ihr standen, schaute sie hoch. Tränen hatten Spuren in der bleichen Gesichtsschminke hinterlassen.
    Sie wirkte auf mich wie ein trauriger Clown. Die Königin der Nacht war sie nicht mehr. Nur ihr Outfit erinnerte noch daran.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich.
    Sie hob die Schultern. »Es ist alles kaputt.«
    »Kann man wohl sagen. Aber du solltest froh sein, daß du noch am Leben bist.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Doch, glaube mir. Wie heißt du eigentlich?«
    »Vera.«
    »Bist du eine Freundin von Tiziana?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Und warum ist sie weg?«
    Bisher hatte ich immer sehr schnell eine Antwort erhalten. Diesmal zögerte sie. »Ich weiß auch nicht so genau, was da passiert ist. Plötzlich gingen sie alle. Aber das habe ich nicht so richtig mitbekommen. Ich wollte bei Angela bleiben. Ich wollte, daß sie mich mit in ihre Welt hineinzieht.«
    »Sei froh, daß es ihr nicht gelungen ist«, sagte ich. »Ich möchte nicht über das Dasein eines Vampirs sprechen, weil ich mich da nicht hineinversetzen kann, aber es ist immer besser, ein Mensch zu sein und so zu leben.«
    »Wir mögen aber den Tod!« flüsterte sie.
    Ich verdrehte die Augen. »Der Tod ist etwas anderes als das Dasein einer nicht richtig lebenden und auch nicht richtig toten Person zu führen. Du schwebst zwischen den Reichen. Du bist nur in der Nacht richtig wach, du hast keine Gefühle mehr, und dich treibt nur die Gier nach dem Blut der Menschen voran.« Ich hatte einfach das Bedürfnis, Vera dies sagen zu müssen, obwohl die Zeit drängte. Ob es ihr half, stand in den Sternen.
    »Was soll ich denn jetzt tun?«
    »Bleib einfach hier.«
    »Allein?«
    »Kann sein, daß du hier sicherer bist als draußen. Wir werden uns dort umschauen. Kannst du uns nicht sagen, wie sich dieses Fest hier hat fortsetzen sollen? Oder habt ihr vorgehabt, die gesamten restlichen Stunden der Nacht hier zu verbringen?«
    Jetzt schaute sie hoch und nickte.
    »Was sollte da geschehen?« Ich hatte die Frage gestellt, obwohl ich die Antwort ahnte. Suko stand nicht mehr in meiner Nähe. Er war über den Friedhof hinweg zum Ausgang gegangen.
    »Wir alle wollten so werden wie sie.«
    »Zu Vampiren?«
    »Nein, nein, nicht direkt. Nur zu Wesen, die Mensch und zugleich Vampir sind.«
    »Wie der Kinoheld.«
    »Ja, es war unser Film. Dann haben wir erfahren, daß Angela so ist wie er.«
    »Nein, Vera, das stimmt nicht. Angela ist trotzdem anders. Sie ist auch ein Mensch und in ihr steckt der Vampirkeim, doch sie hat eine andere Vergangenheit als die…«
    »Ja«, sagte Vera stöhnend. »Sie ist ein Engel. Ein Vampirengel. Sie konnte fliegen.«
    »Das wolltet ihr auch, wie?«
    »Es ist ein Traum gewesen.«
    »Und es wird wohl für immer ein Traum bleiben«, erklärte ich.
    Die Königin der Nacht merkte, daß sich unser Gespräch dem Ende zuneigte, und sie fragte: »Gehst du jetzt?«
    »Ich muß weg.«
    »Zu den anderen.«
    »Wenn ich sie finde.«
    »Ja, geh, wenn du es dir vorgenommen hast. Ich werde hier im Bunker bleiben und mich wahrscheinlich betrinken. Es ist genügend da.«
    »Es ist zwar nicht das Wahre, aber besser als eine Existenz als Untote zu fristen.« Ich legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob den Kopf leicht an. »Du hast Glück gehabt, Mädchen, sehr viel Glück.«
    Sie hob als Antwort nur die Schultern.
    Ich ließ sie sitzen und ging zu Suko, der auf mich gewartet hatte. Er stand am Eingang und schaute in den leeren Gang hinein. Dort standen noch

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