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1093 - Blutkult um Angela

1093 - Blutkult um Angela

Titel: 1093 - Blutkult um Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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immer die Grablaternen und gaben ihr Licht ab. Ich sah auch den Spiegel, in dem die kleinen Glühbirnen leuchteten und ihn aussehen ließen wie einen Tunnel.
    »Tja, wir haben alles getan, John, und es ist doch nicht genug gewesen. Jetzt müssen wir Angela finden.«
    Mit dem Handrücken wischte ich über meine Stirn. »Es ist wichtig, da gebe ich dir recht. Aber Dagmar Hansen und Harry Stahl sind ebenfalls in ihrer Nähe.«
    Suko war skeptisch. »Setzt du viele Hoffnungen auf sie?«
    »Du nicht?«
    »Tja, es bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
    »Das hört sich an, als hättest du Bedenken.«
    »Die habe ich auch, wenn ich ehrlich bin. Sogar schwere Bedenken. Ich könnte mir vorstellen, daß die beiden nicht mehr so objektiv sind wie sie sein sollten. Sie haben sich irgendwie einfangen lassen. Angela ist nicht ohne Eindruck auf sie geblieben.«
    »Meinst du, daß sie…«
    »Sprich nicht weiter, John. Ich finde nur, daß Angela verdammt raffiniert ist. Viel haben mir die beiden nicht erzählt, doch ich sehe es als merkwürdig an, daß Angela so schnell die Seiten gewechselt hat. Das kann Berechnung gewesen sein. Tatsächlich denkt sie ganz anders und verfolgt ihre eigenen Pläne.«
    Ich wollte mich nicht von Sukos Worten überzeugen lassen und sagte: »Dagegen halte ich, daß Angela zu den Psychonauten gehört.«
    Mein Freund lachte leise auf. »Ist das ein Kriterium? Das bezweifle ich. Wir haben doch selbst erlebt, daß auch die Psychonauten nicht immer geschwisterlich miteinander umgehen.«
    »Ja, das mag stimmen. Und deshalb werden wir es auch herausfinden. Laß uns gehen.«
    Die Treppe hatten wir schon erreicht. Wir brauchten sie nur hochzusteigen, um in die ehemalige Halle zu gelangen…
    ***
    Dagmar Hansen und Harry Stahl hatten nicht darüber gesprochen, aber sie hatten sich dieser ungewöhnlichen Faszination in dem Bunker einfach nicht entziehen können.
    Es war eine eigene Welt für sich, und in diese Welt hinein war eine Person gedrungen und hatte sie an sich gerissen, die Psychonautin und Vampirin zugleich war.
    Sie war die eigentliche Herrscherin oder Königin. Sie stand auf der Theke und ließ sich nicht hineinreden. Sie dirigierte die Mitglieder der Gruppe, und sie hatte sich mit der Scherbe einen langen, tiefen Armschnitt beigebracht.
    Als Dagmar das gesehen hatte, war sie zusammengezuckt. Für einen Moment hatte sie das Gefühl gehabt, als könnte sich der Schmerz der anderen Person auch auf sie übertragen, aber sollte Angela mehr Vampir als Mensch sein, dann verspürte sie keinen Schmerz. Sie war auch nicht von Mallmann leergesaugt worden, sonst wäre das Blut nicht aus dieser langen Wunde hervorgequollen.
    Die Gäste wollten den Blutkult endlich sehen, und Angela tat ihnen den Gefallen. Sie hatte sich die Königin der Nacht geholt, mit ihr gespielt, und war dann, als es begonnen hatte, vom Tresen herab auf den künstlichen Friedhof gesprungen.
    Ein Startschuß.
    Jetzt waren ihre Fans nicht mehr zu halten. Endlich befand sich Angela zwischen ihnen. Dagmar und Harry hatten keine Chance erhalten, an sie heranzukommen.
    Plötzlich hatten sich die Leute in eine brodelnde Masse verwandelt. Nichts konnte sie mehr aufhalten. Sie rannten los. Im Nu herrschte das perfekte Durcheinander.
    Harry wurde zur Seite gestoßen. Er hatte Glück, auf den Beinen zu bleiben, weil er sich an einem Strauch abstützen konnte. Dagmar wurde von ihm getrennt. Die anderen Körper spülten sie förmlich weg, und Harry konnte nicht sehen, ob sie nun in die Nähe von Angela geriet oder nicht. Alles lief ganz anders ab, als er es sich vorgestellt hatte. Er raffte sich wieder auf. Er sah, daß auf der Theke John Sinclair gegen die Blutsaugerinnen kämpfte und überlegte einen Moment, oder er ihm zu Hilfe eilen sollte.
    Er ließ es bleiben, denn John war kein Laie. Der kam auch so mit den Blutsaugern zurecht.
    Also stürzte er sich in das Gewühl. Jetzt räumte er die Körper zur Seite. Frauen und Männer, die nicht mehr Herr ihrer Sinne waren. Sie wirkten tatsächlich wie in einem gewaltigen Blutrausch und wollten alle zu ihrer Göttin Angela.
    Durch das Geschrei hindurch drang ihre Stimme. Sie war laut und schrill. Jedes Wort konnte verstanden werden. Sie wollte nicht, daß dieses Chaos blieb. Sie heizte ihre Leute an und versprach ihnen, sie mit ins Freie zu nehmen.
    »Dort feiern wir das Fest weiter. Kommt mit. Kommt alle mit. Wir werden der Stadt schon beweisen, wer wir sind.«
    Die ist verrückt geworden, dachte Harry.

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