1093 - Blutkult um Angela
Wand hineinsprang.
Ich rutschte den dreien entgegen, die mich auch sahen. Ein Gesicht drehte sich mir sofort zu. Es war bleich geschminkt. Ein paar Blutspritzer klebten auf der Haut. Der Mund stand offen, daraus wehte mir ein Röcheln entgegen, und dann wollten mich zwei Hände stoppen, denn die Königin der Nacht war der anderen Blutsaugerin überlassen worden.
Dünne Finger krallten sich in meiner Kleidung fest. Die Wiedergängerin wollte mich noch näher zu sich heranziehen, um den Biß ansetzen zu können.
Aber ich hatte das Kreuz.
Es steckte nicht mehr in meiner Tasche. Ich hielt es jetzt in der rechten Hand.
Ich riß sie hoch!
Sie sah es.
Und sie schrie!
Es war ein schrecklicher, ein fürchterlicher Schrei, der nicht nur meine Ohren malträtierte. Die Berührung hatte ausgereicht, um die positiven Energien freizusetzen. Sie waren absolut tödlich für einen Vampir. Die Unperson brach zusammen. Das Kreuz malte sich als Abdruck an ihrem Hals ab.
Ich schaufelte sie mit einem Tritt von der Theke weg, weil ich mich um die zweite kümmern mußte.
Sie hatte sich so weit wie möglich zurückgezogen und das schmale Ende schon erreicht. Beide Frauen sah ich im Profil. Die Königin der Nacht hing im Griff der Bestie und war nur noch ein zittriges Bündel. Ihr schien aufgegangen zu sein, was sie tatsächlich erwartete, und ich hörte auch ihren jammernden Klagelaut. Die Zähne befanden sich bereits dicht am Hals, dessen Haut so straff gespannt war wie die einer Trommel.
Ich sprang sie an.
Etwas zu spät, denn da hatte die Blutsaugerin ihr Opfer noch weitergeschoben. Der eine Schritt hatte schon ausgereicht. Sie trat ins Leere hinein, und beide fielen von der Theke weg nach unten. Sie landeten auf dem Boden, ich hörte die Königin der Nacht schreien, und mein nächster Sprung brachte mich zu ihnen.
Beide lagen da.
Keine von ihnen war auf den Rücken gefallen. Sie lagen auf der Seite, und die Untote klammerte sich an der jungen Frau fest wie an einen Rettungsanker.
Sie wollte das Blut. Sie war wie von Sinnen. Zu lange hatte sie darauf gewartet. Ihr Kopf ruckte intervallweise höher, um an den Hals zu gelangen.
Ich packte mit der linken Hand zu. Die Finger verfingen sich im dunklen Stoff der Jacke. Mit einer heftigen Bewegung zerrte ich die Wiedergängerin in die Höhe, die zu einem zappelnden und schreienden Bündel wurde.
Ich wuchtete sie herum und auch gegen den unteren Bau der Theke. Sie schüttelte sich. Ihre Wut war nicht verraucht. Der Zorn, die Gier, der Haß, das alles kam zusammen und machte sie stark.
Im letzten Augenblick stoppte sie ihren Angriff und wollte zurück.
Da war der harte Unterbau der Theke. Er stoppte sie.
»Es tut mir nicht einmal leid«, sagte ich, als ich das Kreuz gegen ihre Stirn drückte.
Ich war mir nicht sicher, ob ich das Zischen hörte, als sich die Kraft meines Kreuzes in das Gesicht einbrannte, aber der Abdruck blieb wie gemalt auf der Stirn zurück.
Zugleich erschlaffte der Körper. Es gab keine Blutsaugerin mehr. Ich hatte sie erlöst und ihr den Frieden zurückgegeben.
Das leise Weinen war nicht zu überhören. Die Königin der Nacht kniete in Greifweite am Boden.
Von ihrem Stolz war nicht mehr viel übriggeblieben. Sie hatte den Schrecken, der von einem Vampir ausging, hautnah mitbekommen.
Ich wollte ihr aufhelfen. Bei der Berührung ihres rechten Arms jammerte sie auf. Wahrscheinlich hatte sie sich beim Sturz weh getan. Trotzdem durfte sie nicht in der Nähe bleiben. Es gab noch drei andere Blutsauger.
»Versteck dich!« riet ich ihr.
»Wo denn?« fragte sie schluchzend. Die Schminke in ihrem Gesicht war verlaufen, und sie sah aus wie eine Frau, die im Karneval einiges mitgemacht hatte.
»Irgendwo.«
Mehr sagte ich nicht, denn es gab noch die anderen Blutsauger. Das war nur das eine Problem. Das andere lag sichtbar vor mir, denn der verdammte Bunker hatte sich fast geleert. Über den Grund konnte ich jetzt nicht nachdenken, denn ich mußte wieder hinter die Theke, wo mein Freund Suko kämpfte…
***
Auch Suko hielten die gleichen Gefühle umklammert wie seinen Freund John Sinclair. Es war gut, daß sich John auf das eine Ende des Tresens zubewegt hatte. Suko nahm sich die andere Seite vor, und so hatten sie eine Zange gebildet.
Niemand hatte auf ihn geachtet. Er nutzte den Schutz der Schatten aus, um den richtigen Punkt zu erreichen. Die Dämonenpeitsche steckte griff- und einsatzbereit in seinem Gürtel. Auch sie war für Vampire absolut tödlich.
Er
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