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1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sein, die jeden noch so lauten Scherz sogleich mit ungestümer Heiterkeit quittierten.
    Sie suchten einen freien Tisch und gaben ihre Bestellung auf. Der Bärtige stellte sich als Patriarch der Orsofal-Sippe vor, dessen altersschwacher Walzenraumer seit Wochen auf Cheyraz lag und sich seitdem jedem Startversuch beharrlich widersetzte.
    Früher, erinnerte sich Pierre, besaßen die Springer das Handelsmonopol in der Galaxis, bis ihnen die legendären Freihändler erstmals echte Konkurrenz boten.
    Seitdem war der Markt offener und transparenter geworden, und heute rühmten sich die meisten Springer-Sippen ihrer festen Zugehörigkeit im Organisationsgefüge der Kosmischen Hanse. Sie waren voll integriert, ohne die historischen Eigenheiten ihres Volkes jemals aufgegeben zu haben.
    Im Fall Orsofals bedeutete das nichts anderes, als daß der Patriarch vermutlich lieber in die eigene Tasche wirtschaftete und den privaten Profit pflegte, bevor er sich um die Instandhaltung seines Raumschiffs bemühte. Der Ausfall wichtiger Aggregate war irgendwann die logische Konsequenz.
    Pierre hütete sich freilich, den Bärtigen darauf anzusprechen. Er war nicht daran interessiert, die frisch gewonnene Sympathie gleich wieder zu verlieren und womöglich einen handfesten Streit zu provozieren. Statt dessen nahm er die Havarie der ORSOFAL zur Grundlage, den Köder abermals auszuwerfen.
    „Cheyraz muß etwas Magisches an sich haben", meinte er philosophisch. „An unserem Triebwerk ist nach der Landung ebenfalls ein Defekt aufgetreten. Wir sitzen hier genauso fest wie ihr."
    „So so, ein Defekt", säuselte Orsofal mit der sanftesten Stimme, die ihm zur Verfügung stand. „Was du nicht sagst! Ein Defekt, ausgerechnet bei einer hanseatischen Kogge!
    Wie preist ihr eure Kegelschiffe immer an? Wartungsfrei, störungssicher ..."
    Silvia stieß ihren Begleiter mit dem Ellbogen an.
    „Hörst du das? Er glaubt uns nicht."
    Orsofal schob sein Glas zur Seite und beugte sich weit über den Tisch.
    „Nein, ich glaube euch nicht", raunte er so leise, daß keiner der übrigen Gäste ihn verstehen konnte. „Vielmehr bin ich davon überzeugt, daß ihr den Schaden an eurem Triebwerk selbst herbeigeführt habt, um euren Aufenthalt auf Cheyraz zu verlängern.
    Und daß in euren Köpfen ein Plan herumspukt, wie ihr die Porleyter vertreiben könnt..."
    Pierre kniff die Augenlider zusammen. Jetzt mußte sich zeigen, ob seine Taktik erfolgreich war, ob der Springer sich ihnen anschloß - oder sie verriet.
    „Und wenn es so wäre?" flüsterte er verschwörerisch.
    In Orsofals Augen blitzte es unternehmungslustig auf. Krachend hieb er die Faust auf den Tisch.
    „Beim Bart des Patriarchen! Dann bin ich dabei!"
     
    *
     
    Etwas hatte sich geändert seit dem Auftauchen der DRUDEL. Eine düstere und jederzeit spannungsgeladene Atmosphäre herrschte im Bereich des Handelskontors - als könnte jeden Augenblick ein Sturm losbrechen, dessen zerstörerischer Gewalt nichts und niemand widerstehen würde.
    Woher dieser Eindruck rührte, wußte Pert Laagmer nicht zu sagen. Wahrscheinlich war er sogar der einzige, der so empfand. Er wußte, daß die Raumfahrer blufften und etwas im Schilde führten - alles übrige beschränkte sich auf Vorahnungen und vage Vermutungen. Einen anderen Grund für sein Unbehagen fand er nicht.
    Er war deshalb geradezu erleichtert, als der Kommandant der DRUDEL seinen Besuch ankündigte. Von ihm erhoffte er sich Aufklärung.
    Aber er wurde enttäuscht.
    In Nego SnaaMajs Begleitung befand sich ein junger Wissenschaftler, der, wie sich der Kommandant zu versichern beeilte, der eigentliche Anlaß seines Kommens war.
    Kein Wort fiel zunächst über das, was Pert Laagmer so dringend in Erfahrung bringen wollte.
    „Als Josuar hörte, daß sich ein Großfunkrelais auf Cheyraz befindet, war er sofort Feuer und Flamme", berichtete Nego. „Er will es sich unbedingt ansehen, aus privatem Interesse sozusagen. Ich wäre dir deshalb dankbar, wenn du dich für eine Besuchserlaubnis verwenden könntest."
    Pert lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Was wurde hier gespielt? Er war entschlossen, es herauszufinden.
    „Ein ungewöhnliches Anliegen", meinte er, während er die beiden Männer, die vor seinem Arbeitstisch Platz genommen hatten, ausgiebig musterte. „Eine Relaisstation der Hanse ist keine Einrichtung, die jede Privatperson ohne weiteres besichtigen kann. Ihr wißt sicher, daß dazu eine Sondergenehmigung nötig

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