Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1096 - Baphomets Henker

1096 - Baphomets Henker

Titel: 1096 - Baphomets Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sträucher und hohes Unkraut wuchsen dort und bewegten sich zitternd im Wind. Manchmal wirkten sie wie Gespenster, die sich nicht vom Boden lösen konnten. Sie würden auch dem Baphomet-Henker Deckung geben.
    »Warum sagst du nichts, John?«
    »Ich denke nach.«
    »Und worüber?«
    »Daß ich froh bin, dich gefunden zu haben. Das hatte ich deinen Eltern versprochen.«
    »Warum hast du mich denn gesucht?«
    »Weil dein Vater es so wollte.«
    »Hat er dich gekannt?«
    »Nein, er hat nur etwas über mich in der Zeitung gelesen.«
    »Oh!« staunte sie. »Dann bist du ja berühmt.«
    Ich mußte lachen, hielt die Lautstärke aber in Grenzen. »Nein, nein, ich bin nicht berühmt. Er hat nur etwas über mich gelesen, weil ich als Polizist dort erwähnt wurde.«
    Sie blieb stehen und legte ihre freie Hand auf den Mund. Darüber sah ich nur ihre Augen. »Das bist du also: Polizist. Aber du hast keine Uniform an.«
    »Nicht alle Polizisten tragen Uniformen, Amy. Ich arbeite für Scotland Yard.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Du bist sehr aufgeweckt.«
    »Ich habe ja auch einen Bruder, der mir viel erzählt. Joey und ich verstehen uns super.«
    »Freut mich für euch.«
    Wir waren inzwischen weitergegangen. Das Wetter stand nicht mehr auf unserer Seite, denn aus den tiefen Wolken fiel Schneegeriesel über das Land hinweg. Die Körner wurden vom Wind erfaßt und peitschten in unsere Gesichter.
    »Magst du Schnee, John?«
    »Nicht besonders. Vor allen Dingen nicht hier.«
    Wir sprachen nicht weiter über dieses Thema. Der Schneefall hatte zugenommen. Er peitschte in unsere Gesichter, und wir hielten die Köpfe gesenkt, um mehr auf die Straße zu schauen. Dort wurde das Zeug vom Wind erfaßt und in regelrechten Schlieren über den grauen Asphalt getrieben.
    »John, da liegt was!«
    »Wo?«
    Amy deutete mit der rechten Hand nach vorn. »Da, mitten auf der Straße. Es ist nicht groß. Der Wind bewegt es sogar.«
    Ich wischte mir über die Augen und spähte angestrengt hin. Dabei ging ich etwas zu schnell, und Amy, deren Füße von den Ringen umklammert wurden, beschwerte sich.
    Ich entschuldigte mich, wurde langsamer, damit Amy mir folgen konnte, dann aber ließ ich sie los und ging den Rest mit sehr schnellen Schritten.
    Der Gegenstand war wirklich nicht groß. Schneeflocken umtanzten ihn. Der Wind bewegte ihn auch. Er drehte ihn um die eigene Achse, und ich erkannte ihn sehr deutlich.
    Mitten auf der Fahrbahn lag eine menschliche Hand!
    ***
    Die bösen Überraschungen rissen nicht ab. Sie steigerten sich noch. Erst die zerstochenen Reifen, nun die Hand, die mir alles andere als unbekannt war, denn sie gehörte Kurak.
    Es war die linke Hand, die Kontakt mit meinem Kreuz bekommen hatte. Entweder war sie ihm abgefallen, oder er hatte sie abgerissen. Abgeschlagen hatte er sie mit seinem Messer jedenfalls nicht, denn aus dem Gelenk schauten noch die Adern hervor, die aussahen wie die Enden kleiner Röhren.
    Die Hand lag mit der Oberfläche nach oben. Um sie besser sehen zu können, hatte ich mich vor sie gehockt und mein Blick streifte über den Handteller hinweg.
    Ja, er war noch verbrannt. Dunkel. Abgekohlt. Mit krummen Fingern, deren Kuppen leicht zerfetzt waren. Die Nägel hatte sich durch die fremde Hitze verbogen und bildeten regelrechte Klumpen.
    Der Schnee fiel jetzt wie ein Vorhang. Er legte sich zwischen mir und die Hand. Ich wollte sie nicht auf der Straße liegen lassen. Aber ich fragte mich, warum der Henker sie genau hier hingelegt hatte.
    Er tat nichts ohne Grund. Er hatte einen weiteren Hinweis auf sich gegeben, um zu zeigen, daß mit ihm noch zu rechnen war.
    Hinter mir hörte ich das leise Klirren der Kettenglieder und auch Amys Schritte. An sie hatte ich nicht mehr gedacht. Jetzt war es zu spät, sie zurückzuhalten. »Schau nicht hin«, sagte ich und erhob mich.
    Amy hatte die Hand schon gesehen. Sie stöhnte gegen ihre Hand, die sie vor die Lippen preßte, und war blaß geworden. Sie schwankte auch leicht. Ich stellte mich vor sie, damit sie die verdammte Hand nicht mehr zu sehen brauchte.
    »Es ist seine, nicht?«
    »Ja.«
    »Er braucht sie nicht mehr.«
    »So sieht es wohl aus.«
    »Was sollen wir jetzt mit ihr tun? Sie aufheben und dann wegwerfen?«
    »Ich werde sie in den Graben kicken.«
    »Aber warum hat er das getan?«
    Eine Antwort bekam sie nicht durch mich, die wurde uns von einer anderen Seite gegeben. Ein Motor röhrte auf. Zugleich erfaßte uns das Licht eines Scheinwerferpaars. Es war das Fernlicht

Weitere Kostenlose Bücher