1097 - Der Tod aus dem Tunnel
Ihre Hände faßten die Hacke fester an. »Ist auch klar. Ich habe schließlich genug Wirbel gemacht.«
»Ich wundere mich, daß man uns allein agieren läßt.«
»Die Leute haben Angst. Außerdem sind sie froh, daß sich andere um ihre Probleme kümmern. Können wir?«
Ich war bereit, warnte Karina allerdings und erklärte, daß wir uns die Stelle schon aussuchen mußten, um ein Zusammenfallen der Wand zu vermeiden.
»Wo?«
Ich deutete mit der Hacke hin. »Fang du an.«
Es war eine Arbeit, die ich mir so nicht vorgestellt hatte. Um etwas bessere Luft in den Stollen hineinzulassen, hatte Karina die Tür nicht geschlossen. Sie hielt die beiden Lampen fest und leuchtete dorthin, wo ich die Hacke ansetzte.
Bei den ersten Schlägen wunderte ich mich über die weiche Masse. Ich hatte mir auch den Lehm härter vorgestellt, aber schon nach wenigen Schlägen hatte ich ein Loch in die Masse hineingerissen. Durch Kanten der Hacke gelang es mir auch, einige Steine zu lösen, die neben meinen Füßen vorbeirollten, und als ich wieder nachschlug, da hörte sich der Laut schon anders an.
»He, was war das?«
Ich ließ die Hacke sinken. »Kann sein, daß wir schon bald durch sind.«
»Ist die Wand denn so dünn?«
»Bestimmt nicht überall. Vielleicht haben wir einfach Glück gehabt.«
»Dann mach mal weiter.«
Bei uns war die Spannung gestiegen. Jeder wartete darauf, daß die Wand bald durchbrochen war, aber ich ließ mir schon etwa Zeit und hackte auch nicht wie ein Wilder drauflos. Ich war vorsichtig. Es lösten sich verschiedene Steine. Zum Glück rollte von oben nichts nach. Die Wand machte nicht den Eindruck, als würde sie bei den nächsten Schlägen einfach zusammenbrechen.
Zwei Schläge noch, dann war ich durch!
Plötzlich steckte die Hacke fest. Das heißt, ein Ende war verschwunden und schaute an der anderen Seite ins Leere. Auch Karina war es nicht verborgen geblieben. Sie trat auf mich zu, bückte sich und konnte nicht viel sehen.
Ich kantete das Werkzeug an. Lehm krümelte mir entgegen, dann hatte ich die Hacke wieder frei. Es war ein kleines Loch entstanden. Karina wollte sich schon bücken, um hindurchzuleuchten, aber ich hielt sie zurück.
»Warte noch.«
»Warum?«
»Es muß größer werden.«
»Willst du durch?«
»Ja, wenn eben möglich.«
Sie starrte mich erschreckt an, gab aber keinen Kommentar.
Ich machte weiter, denn ich wollte das Loch so groß haben, daß ich mich hindurchzwängen konnte. Seine Unterseite sollte mit dem Stollenboden abschließen.
Auch Karina faßte mit an. Sie hatte die Schaufel ergriffen und räumte die kleineren Steine und auch den Lehm zur Seite. Ich schlug vorsichtig weiter und schaffte es auch, das Loch zu vergrößern, ohne daß es einbrach.
Schließlich war es so groß, daß ich mich hindurchzwängen konnte. Ich prüfte auch die Stellen der Wand oberhalb des Lochs auf Brüchigkeit, konnte zufrieden sein, denn das würde halten.
Mücken tanzten uns nicht mehr entgegen. Sie waren vernichtet oder in die Flucht gejagt worden.
Um mehr Platz zu haben, schnallte ich noch die kleine Sauerstoffflasche von meinem Rücken los. Auch die Atemmaske legte ich zur Seite. Die Luft war noch zu atmen, auch wenn die, die mir entgegendrang, mir noch feuchter und älter vorkam.
Ich kniete bereits vor dem Loch.
Karina hatte sich nicht beherrschen können und bereits hindurch geleuchtet.
»Hast du was gesehen?«
»Nein, nichts. Da ist es dunkel. Was erwartest du denn?«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht kann ich herausfinden, was oder wer die Mücken so verändert hat.«
»Hast du schon eine Idee?«
»Leider nicht.«
Mehr sagte ich nicht. Bevor ich mich durch die Öffnung zwängte, leuchtete auch ich in die Gegend hinter der Querwand. Dort war die Dunkelheit ebenfalls dicht wie schwarze Watte. Es war eine Höhle, mehr sah ich nicht. Vielleicht führte der Stollen auch noch weiter in die Tiefe hinein, auf den Plänen war das nicht so genau zu erkennen gewesen, wie ich mich erinnerte.
Es wurde eng und knapp. Ich drehte mich vorsichtig weiter. Immer darauf gefaßt, eine böse Überraschung zu erleben. Ein plötzlich Angriff aus der Dunkelheit und nicht nur von einem dichten Schwärm von Vampir-Mücken.
Das Glück blieb auf meiner Seite. Zudem half mir Karina, indem sie mich an den Hüften anfaßte und weiter nach vorn schob. Die Beine nachzuziehen, bereitete mir keine Probleme. Ich war Sekunden später auf der anderen Seite der Wand und blieb dort knien.
Hinter mir und
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