1099 - Das Kollektiv der Porleyter
ist?" fragte er irritiert.
„Deine ‚nachmittägliche Erotik-Sendung für die Hausfrau’ wollte ich nicht hören. Daß es zwischen euch beiden um Gesil geht, ist mir klar. Der Mann müßte erst noch geboren werden, den diese Frau nicht im Handumdrehen in ihren Bann schlagen könnte. Aber darauf zielte meine Frage nicht ab. Wir stecken mitten in einer Krise. Wie sollen wir sie bewältigen können, wenn zwei unserer Topmänner miteinander in Fehde liegen?"
Perry wirkte bestürzt. Er antwortete erst nach ein paar Sekunden.
„Was auch immer zwischen Atlan und mir steht, wird unsere Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Wir treffen die Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Wir arbeiten zusammen, soweit es erforderlich ist, um die Krise zu überwinden. Niemand hat einen Anlaß oder das Recht, an unserer Zuverlässigkeit zu zweifeln."
Seine Reaktion war heftig. Er fühlte sich getroffen. Bull hob beschwichtigend die Hand.
„Niemand hat bis jetzt einen Zweifel geäußert", sagte er. „Es war nur eine Frage.
Irgend jemand mußte die Sache zur Sprache bringen."
Ein Ausdruck der Nachdenklichkeit erschien auf seinem Gesicht. Perry sah ihn unsicher an.
„Bedenken?" fragte er knapp.
Reginald Bull winkte ab.
„So möchte ich es nicht nennen. Ich dachte nur, daß die Sache zwei Aspekte hat. Wer Gesil gesehen hat, versteht den Bruderzwist zwischen Perry Rhodan und Atlan. Wie aber sieht die Sache aus Gesils Sicht aus?"
„Wie meinst du das?"
„Sie verfolgt ihre eigenen Ideen. Man meint, sie nehme überhaupt nicht wahr, was sich in ihrer unmittelbaren Umgebung abspielt. Aber ist das wirklich so? Sollte sie nicht gemerkt haben, daß die Erde sich in einer Krise befindet? Und wenn sie es in der Tat gemerkt hat, wäre es dann nicht an der Zeit, daß sie ihre Koketterie ein wenig beiseite legte - zumindest so lange, bis wir die Gefahr hinter uns haben?"
Perry schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst", sagte er.
„O doch, du weißt es!" trumpfte Bull auf. „Selbst der Wohlmeinendste käme nicht darum herum, Gesil eine krasse Egoistin zu nennen. Und ein weniger Wohlmeinender gäbe ihr vermutlich einen ganz anderen Namen."
„Welchen?" fragte Perry.
„Die Verkörperung des Bösen."
*
Die beiden Gestalten materialisierten aus dem Dunkel der Nacht, eine große und eine kleine. Rötlichbraunes Fell schimmerte im Glanz der Lampen, die rings um den Gleiter aufgebaut worden waren. Der Mausbiber ließ ein umfangreiches, nachlässig eingewickeltes Paket zu Boden gleiten. Es öffnete sich, und drei helmähnliche Gebilde kugelten daraus hervor.
„Da bringe ich dir was", sagte Gucky. „Die Antipsi-Helme machen es deinen Leuten möglich, näher an die Kuppel heranzukommen."
Atlan bezeigte nickend seinen Dank. Sein Blick war auf Fellmer Lloyd gerichtet, der im Augenblick der Rematerialisation zu einem Standbild erstarrt schien. Er hatte das Kinn leicht in die Höhe gereckt und blickte mit eigentümlichem Gesichtsausdruck in die Finsternis, als erwarte er, dort eine aufsehenerregende Entdeckung zu machen.
„Mein Gott, wie viel Schmerz", murmelte er.
Sühe Baator war auf die beiden Neuankömmlinge aufmerksam geworden. Er verließ seinen Platz am Straßenrand und kam herbei. Er hörte die Worte des Mutanten.
„Nicht wahr, du empfindest es auch?" fragte er.
Fellmer Lloyd sah ihn verwundert an.
„Der Sohn des Schamanen", erklärte Atlan. „Sühe Baator. Er nennt die Porleyter die Leidenden und glaubt, er könne ihnen helfen."
Es vergingen ein paar Sekunden, bevor Fellmer Lloyd antwortete.
„Der Mann ist kein Spinner", sagte er auf arkonidisch. „Ich lasse sein Bewußtsein auf mich einwirken. Er ist kein Mutant, aber er besitzt ein ausgeprägtes psionisches Potential. Was er dir über die Porleyter gesagt hat, ist richtig. Die dort drinnen in der Kuppel empfinden ein Unmaß an Schmerz. Sie sind verzweifelt und fester denn je entschlossen, ihrem Leiden ein Ende zu machen."
„Durch Selbstmord?"
„Anders läßt sich das Empfinden nicht deuten."
Sühe Baators Augen leuchteten in seltsamem Glanz.
„Ah, ich weiß, was ihr denkt", sagte er mit seiner hellen, durchdringenden Stimme. „Ihr unterhaltet euch in einer fremden Sprache, damit ich es nicht verstehe. Aber ihr müßt mir recht geben, nicht wahr? Es sind die Leidenden dort drinnen! Ich kann ihnen helfen.
Warum legt ihr mir Hindernisse in den Weg?"
Fellmer Lloyd wandte sich an den Mongolen. Sein Blick war
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