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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Erde legend, brachte er die Augen so nahe wie möglich an den Boden. Leise, leise schob er den Rand der Leinwand empor. Jetzt konnte er hineinblicken.
    Was er sah, mußte ihn überraschen. Die Gefangenen befanden sich nämlich nicht darin, auch keiner der Schoschonen. Nur allein der Häuptling saß auf einem Büffelfell, rauchte scharf duftenden Kinnikinnik, welcher aus Tabak und Weidenschale oder Blättern des wilden Hanfes zusammengesetzt wird, und blickte zum halb offenen Zelt hinaus, die belebte Szene, welche um das Lagerfeuer spielte, still betrachtend. Er kehrte Old Shatterhand den Rücken zu.
    Dieser wußte gar wohl, was hier zu tun sei, wollte aber doch nicht ohne Einwilligung des Apachen handeln. Darum ließ er die Leinwand wieder nieder, wendete sich vom Zelt ab, raufte einen Grashalm aus und nahm denselben in der vorhin beschriebenen Weise zwischen die beiden Daumen.
    Ein leises, einmaliges Zirpen ließ sich hören.
    „Tho-ing-kai – die Grille singt!“ erklang die Stimme eines Schoschonen vom Lager her.
    Wenn er gewußt hätte, welch eine Grille es war! Das Zirpen war für Winnetou das Zeichen, herbeizukommen. Der Apache behielt seine langsame, würdevolle Bewegung bei, bis er in den Schatten des Zeltes trat und nun von den Schoschonen nicht mehr gesehen werden konnte. Da legte er das Gewehr ins Gras, ließ sich nieder und schlich sich möglichst rasch zum Zelt hin. Dort angekommen, flüsterte er:
    „Warum ruft mich mein Bruder?“
    „Weil ich deine Einwilligung erhalten möchte“, antwortete Shatterhand ebenso leise. „Die Gefangenen befinden sich nicht in dem Zelt.“
    „Das ist nicht gut, denn nun müssen wir zurück und von der anderen Seite nach den anderen Zelten schleichen. Das dauert so lange Zeit, daß es indessen Morgen werden kann.“
    „Vielleicht ist das gar nicht nötig, denn Tokvi-tey, der ‚Schwarze Hirsch‘, sitzt drin.“
    „Uff! Der Häuptling selbst! Ist er allein?“
    „Ja.“
    „So brauchen wir die Gefangenen ja nicht zu holen!“
    „Das dachte auch ich. Wenn wir ihren Häuptling gefangennehmen, können wir die Schoschonen zwingen, den dicken Jemmy und den Hobble-Frank freizugeben.“
    „Mein Bruder hat recht. Aber können die Schoschonen vom Feuer aus in das Zelt blicken?“
    „Ja! Aber der Schein des Feuers geht nicht bis zu der Stelle des Zeltes, an welcher wir uns befinden.“
    „Sie werden aber doch gleich bemerken, daß ihr Häuptling nicht mehr dort sitzt.“
    „So werden sie denken, daß er sich in den Schatten zurückgezogen hat. Mein Bruder Winnetou mag bereit sein, mir zu helfen, falls mein erster Griff nicht glücken sollte.“
    Das war so leise geflüstert, daß kein Hauch davon im Innern des Zeltes zu hören war.
    Jetzt schob Winnetou die Leinwand leise und langsam empor, so weit, daß Old Shatterhand, welcher sich fest an den Boden schmiegte, hineinkriechen konnte. Dies tat der kühne Jäger so geräuschlos, daß der ‚Schwarze Hirsch‘ unmöglich von der ihm nahestehenden Gefahr etwas bemerken konnte.
    Nun befand Shatterhand sich in dem Zelt, vollständig, mit dem ganzen Körper. Der Apache kroch mit dem halben Körper nach, um nötigenfalls augenblickliche Hilfe bringen zu können. Shatterhand streckte die Rechte aus. Er konnte den Schoschonen gerade erreichen. Ein schneller kraftvoller Griff nach dem Hals desselben – der ‚Schwarze Hirsch‘ ließ die Pfeife fallen und schlug ein-, zweimal mit den Armen in der Luft herum; dann sanken sie ihm herab; der Atem war ihm ausgegangen.
    Old Shatterhand zog ihn aus dem Lichtkreis zurück ins Zeltdunkel, legte ihn da nieder und kroch, ihn nach sich ziehend, wieder zum Zelt hinaus.
    „Gelungen!“ flüsterte Winnetou. „Mein weißer Bruder hat die Kraft des Bären in seiner Hand. Wie aber bringen wir ihn fort? Wir müssen ihn tragen und doch dabei unsere Spur auslöschen.“
    „Das ist freilich ungeheuer schwierig.“
    „Und was tun wir mit dem Wächter, welchen wir gefesselt haben?“
    „Den nehmen wir auch mit. Je mehr Schoschonen sich in unserer Hand befinden, desto eher geben die Roten ihre beiden Gefangenen frei.“
    „So wird mein Bruder den Häuptling tragen, und Winnetou trägt den anderen. Dabei können wir aber die Spuren nicht auslöschen, und darum müssen wir noch einmal zurück.“
    „Leider! Es wird dabei viel kostbare Zeit verstreichen, und wir –“
    Er hielt inne. Es trat etwas ein, wodurch all ihren Bedenken ein schnelles Ende bereitet wurde. Es war ein lauter,

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