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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zeit, besonders wenn die Richtung zu verändern gewesen war, ähnliche Wahrzeichen wie das erste zurückgelassen. Jedenfalls waren sie noch lange der Ansicht gewesen, daß Wohkadeh zu ihnen zurückkehren werde.
    Im Laufe des Nachmittags gelangte der Reiterzug an ein elliptisch geformtes Tal, welches einen Durchmesser von mehreren Meilen hatte und ringsum von steilen Felswänden umgeben war. In der Mitte dieses Tales erhob sich ein einzelner, kegelförmiger Berg, dessen kahle Seiten weiß im Sonnenlicht glänzten. Auf seinem Gipfel war ein niedriges, breites Steingebilde zu erkennen, welches ziemlich genau die Gestalt einer Schildkröte besaß.
    Für den Geologen unterlag es keinem Zweifel, daß es hier einmal einen See gegeben hatte, dessen Ufer von den ringsum liegenden Höhen gebildet worden war. Die Spitze des Berges, welcher sich jetzt inmitten des Tales erhob, hatte als Insel aus den Fluten geragt.
    Es ist durch systematische Beobachtungen als gewiß erwiesen worden, daß eine große Anzahl von Süßwasserseen die Landstrecken von Nordamerika bedeckt hat. Das ist in der Tertiärperiode gewesen. Diese großen Wasseransammlungen haben sich verlaufen, und die einstigen Seen sind zu Tälern geworden, welche den damals lebenden Geschöpfen als Grabstätten dienen. Der Naturforscher, besonders der Paläontologe, kann sich dort mit ungeahnten Schätzen an Fossilien bereichern.
    Man findet da die Zähne und Kinnladen des Hippopotamus, welches dem Flußpferde ähnlich gestaltet war, Reste des ungehörnten Rhinozeros und Schildkröten zu Tausenden. Es gibt da Knochengerüste des wiederkäuenden Schweines, des Hyanodon und sogar einer gewaltigen Tigerart, welche mit säbelförmigen Zähnen bewaffnet war. Heute sagt man allgemein, daß das Pferd in Amerika eingeführt worden sei; aber Nachgrabungen beweisen, daß in der Tertiärzeit mehrere Kamel- und verschiedene Pferdearten in Nordamerika gelebt haben. Eine dieser Pferdespezies hat nur die Größe eines Neufundländerhundes gehabt. Gegenwärtig gibt es auf dem ganzen Erdball nur etwa zehn Pferdearten, während allein in Nordamerika gegen dreißig fossile Pferdegattungen nachgewiesen worden sind. In jener Urzeit weideten Elefanten an den Ufern der nordamerikanischen Seen, und Schweine wälzten sich im Schlamm, einige Arten nur katzengroß, andere dagegen von der Größe eines Hippopotamus. Auf den jetzt baumlosen Ebenen von Wyoming spendeten Palmen, deren Blätter eine Länge von vier Metern hatten, ihren Schatten. Elefantengroße Geschöpfe wohnten unter diesen Palmen. Die eine Art hatte Hörner zu beiden Seiten der Nase, die andere seitwärts der Augen, eine dritte nur ein einziges Horn oberhalb der Nase.
    Wenn der Indianer zufälligerweise auf solche urweltliche Reste stößt, so wendet er sich still und ehrfurchtsvoll ab. Er kann sich das Dasein derselben nicht erklären, und da alles Geheimnisvolle ihm ‚große Medizin‘ ist, so sind ihm diese Reste heilig, und nur zuweilen versucht er es an der Hand einer Sage, sich das Vorhandensein derselben begreiflich zu machen.
    Das Tal also, an dessen Rand jetzt die Reiter hielten, war in jener Zeit auch ein See gewesen. Die Sioux-Ogellallah hatten ein Zeichen zurückgelassen, durch welches Wohkadeh benachrichtigt werden sollte, daß sie quer durch dasselbe geritten seien; aber Old Shatterhand, welcher jetzt an der Spitze ritt, folgte dieser Weisung nicht, sondern lenkte sein Pferd nach links, um längs des Fußes der Berge hinzureiten.
    „Hier steckt ein Zweig“, sagte Tokvi-tey, indem er nach dem Baum deutete, in dessen Stamm ein fremder Zweig angebracht war. „Das ist das Zeichen der Ogellallah. Warum will mein Bruder demselben nicht folgen?“
    Old Shatterhand hielt sein Pferd an und antwortete:
    „Weil ich einen viel besseren Weg weiß. Von jetzt an kenne ich die Gegend sehr genau. Hier dieser Berg ist ‚Pejaw-epoleh‘, der Berg der Schildkröte. An ihm bin ich bereits dreimal vorübergekommen, nur nicht von dieser Seite her; er ist der Berg Ararat dieser Indianer. Auch die Angehörigen der roten Rasse haben das Gedächtnis einer großen Wasserflut, einer Sintflut, aufbewahrt. Die Krähenindianer erzählen, daß, als alle Menschen ertranken, nur ein einziges Paar übrigblieb. Der große Geist rettete es, indem er ihm eine riesige Schildkröte sandte. Die beiden fanden mit all ihrer Habe auf dem Rücken des Tieres Platz und wohnten da, bis die Flut sich zu senken begann. Der Berg, welchen wir hier sehen, ist höher

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