11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens
den Pazifik werfen!« brummte er. Er wandte sich an seine Mitarbeiter. »Wir müssen die Gegenwart dieser beiden Gestalten für…« Er blickte auf die Uhr. »… acht Stunden und siebenunddreißig Minuten ertragen. Goffic, geben Sie sofort eine. Nachricht durch und fordern Sie für fünf Uhr fünf ein Wasserflugzeug an. Sie…« Er wandte sich an Lennet und Liane. »… erhalten ein Abendessen mit tausend Kalorien, und dann werden Sie in Einzelzelten mit den Maßen 2,10 auf 0,87 Meter untergebracht. Es ist Ihnen untersagt, sich mehr als einhundertvierzehn Meter von der zugewiesenen Stelle zu entfernen. Los, gehen wir.«
»Monsieur«, sagte Lennet, »versprechen Sie uns wenigstens, daß Sie nicht die Absicht haben, uns zu schlachten und aufzuessen.«
Der Meeresforscher, der Funker und die Sekretärin begannen zu lachen.
Doch der Chef und sein Sicherheitsoffizier schienen den Humor der Gestrandeten nicht zu schätzen.
»Hör zu, mein Lieber«, knurrte Leutnant Plana, »sei froh, daß man dich hier aufgenommen hat, und behalte deine Witze für dich.«
Sie setzten sich in Marsch, die beiden Geretteten wie Gefangene in der Mitte.
Rasch fiel die Dämmerung ein. Liane war durch die Anstrengungen der letzten sechsunddreißig Stunden so erschöpft, daß sie sich Mühe geben mußte, nicht in Weinen auszubrechen. Geheimagent Lennet, der weniger müde und auch durch den sonderbaren Empfang weniger schockiert war, stützte sie beim Gehen.
Nach einer halben Stunde Marsch über einen durch das Gestrüpp gehauenen Trampelpfad kamen sie zu einer Lichtung, die nahe einem anderen Strand lag. Lennet schätzte, daß sie die Insel durchquert hatten und sich nun dort befanden, wo das Griffbrett der Gitarre begann. Sie wurden aufgefordert, hier in Gesellschaft des Meeresforschers, der Sekretärin und des Sicherheitsoffiziers zu warten. Der Chef und der Funker verschwanden unter den Bäumen.
»In dreiundzwanzig Minuten sind wir zurück«, verkündete Porticci, ehe er ging.
Alle setzten sich ins Gras, und trotz der eisigen Miene des Sicherheitsoffiziers begann bald eine Unterhaltung.
»Wenn wir Ihnen nicht sagen, wer wir sind, werden Sie uns sicher für plemplem halten«, sagte Baret und schüttelte seine weißen Haare. »Wir haben hier eine wissenschaftliche Aufgabe zu erledigen, und da es sich um einen Regierungsauftrag handelt, ist die Sache streng geheim!«
»Was forschen Sie?« fragte Liane. »Versuchen Sie, das Liebesleben der Meeresschildkröten zu erkunden?«
»Oder das Überleben des einzelnen in äquatorialen Breiten?« fügte Lennet hinzu.
»Wir studieren die Auswirkung unterseeischer Explosionen auf die fliegenden Fische!«
»Und?« fragte Liane. »Gefällt es Ihnen?«
»Monsieur Blanchet«, unterbrach Madeleine Terran, »erzählen Sie uns doch etwas von ihrer Verlobten. Als wir Ihre Geschichte im Radio hörten, waren wir alle sehr bewegt.«
Lennet brachte seine Geschichte so spannend wie möglich vor. Nach und nach lockerte sich die Atmosphäre.
Lediglich Leutnant Plana wahrte sein feindliches Schweigen.
Nach genau dreiundzwanzig Minuten kehrten der Chef und der Funker zurück. Den Gestrandeten wurden zwei Zelte zur Verfügung gestellt. Ferner gab es eine kalte Mahlzeit mit Bier und Fruchtsaft.
»Morgen um fünf Uhr fünf ist das Flugzeug da. Halten Sie sich bereit!« befahl Porticci statt eines Gutenachtwunsches.
Seine Untergebenen zeigten sich menschlicher. Sie schwatzten. Dann verschwand dieser oder jener und kam zehn Minuten später mit einer Aufmerksamkeit zurück.
Madeleine Terran brachte Bonbons aus Frankreich, Baret eine halbe Flasche Rotwein und Goffic Fotos von seiner Verlobten, einer entzückenden Bretonin, die ebenso ungeduldig wie er auf das Ende der Versuche wartete, damit sie heiraten konnten.
»Die befestigte Villa kann nicht weit entfernt sein«, flüsterte Liane Lennet ins Ohr.
»Ungefähr zweihundert Meter hinter diesem Kokospalmen-Wäldchen«, gab der Geheimagent auf die gleiche Weise zurück. Er kannte sich ebenso gut, wenn nicht besser aus als die Bewohner der Insel.
Nach einer Stunde, die in heiterem Geplauder verging, meinte Baret:
»Wir würden Sie gern unter unserem Dach begrüßen, aber das ist gegen die Vorschrift. Wir werden uns jetzt zurückziehen. Schlafen Sie gut, nach all den Aufregungen.«
»Ich hoffe, wir können Sie morgen besuchen«, bemerkte Liane mit unschuldiger Miene.
»Aber… wir wären entzückt, aber Sie fliegen doch schon ganz früh!« erwiderte der
Weitere Kostenlose Bücher