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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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treiben. »Wo kommt denn die her?«
    Lennet erklärte es ihr und fragte dann: »Und was willst du damit anfangen?«
    »Ich möchte versuchen, damit zu fischen.«
    »Mit einer Flasche? Wie macht man das? Schlägt man damit die Fische beim Vorbeischwimmen tot?«
    »Aber das müßtest du eigentlich wissen, Robinson! Man legt einen Köder in die Flasche, zieht sie an einem Strick nach, und die Fische schwimmen durch den Hals, kommen dann aber nicht mehr heraus. So fängt man sie.«
    »Hast du schon einmal einen Kabeljau in einer Flasche gesehen?«
    »Sardinen kommen doch auch in Sardinenbüchsen, und die sind noch viel kleiner… Aber im Ernst, ich habe irgendwo gelesen, daß man auf diese Weise fischen kann.«
    »Gut! Niemand hindert dich, es auszuprobieren. Saturnin hat uns doch von seinem Sagobrot gegeben. Brich ein Stück ab, und dann Petri Heil!«
    Obgleich sie aufeinander angewiesen waren, konnten sie es nicht lassen, sich gegenseitig aufzuziehen. Mit viel Mühe denn immer wieder schlug eine Woge über ihre Köpfe gelang es Liane, ein Stück des sonderbaren Brotes in die Flasche zu praktizieren und die Flasche an einem Seil festzubinden. Aber es schien, als hätten die Sardinen hier keine Lust, in eine Flasche zu kriechen. So gab das Mädchen schließlich die fruchtlosen Versuche auf.
    »Du mußt nun aber wenigstens anerkennen, daß ich eine gute Verliererin bin!« Sie zuckte die Schultern. »Das Fischen mit der Flasche trägt nicht zum Überleben des einzelnen in tropischen Breiten bei.«
    Lennet hielt krampfhaft sein ungefüges Steuer fest und versuchte, den Kurs zu halten.
    Als Liane nun plötzlich aufsprang, mit dem Finger nach vorn wies und gestikulierte, kam fast das Floß zum Kentern.
    »Land in Sicht!«
    Und im gleichen Augenblick verlor sie das Gleichgewicht und flog im hohen Bogen ins Wasser.
    »Mann über Bord!« rief Lennet.
    Aber der »Mann« kam gleich wieder an die Oberfläche, und es kostete nur wenig Mühe, das Mädchen wieder auf das Floß zu ziehen.
    »Hast du nicht das Land dort gesehen?« Lennet kniff die Augen zusammen. Vorn sah er zwischen Himmel und Meer so etwas wie eine schmale blaue Wolke. Er änderte den Kurs, und eine Stunde später gab es keinen Zweifel mehr: Dort war eine Insel. Und da es hier weit und breit keine andere Insel gab, mußte dies Paramotu sein.
    Es war gegen sieben Uhr abends, und die beiden Seefahrer waren völlig erschöpft, als sich in einem flammenden Sonnenuntergang die Kokospalmen der Insel klar gegen den purpurfarbenen Himmel abhoben.
    Sie kamen von Südosten. Das Ufer, das am nächsten lag und den unteren Teil der Gitarre bildete, war unzugänglich. Aber sie mußten nur einen Kilometer weiterfahren, um zu einem Sandstrand zu kommen. Und diesmal erkannte Lennet jede Einzelheit von den Studien der Luftaufnahmen wieder.
    »Da sind Leute am Ufer«, stellte Liane fest. »Und sie sehen nicht gerade sehr gastfreundlich aus.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ganz einfach! Sie empfangen uns mit Maschinenpistolen.« Lennet richtete sich auf und klammerte sich am Mast fest. Liane hatte sich nicht getäuscht. Am Strand standen mehrere Menschen, und alle waren bewaffnet. Nur einer, ein kräftiger großer Mensch, der etwas vor den anderen stand, trug statt einer Waffe ein Sprachrohr.
    »He, ihr, in dreihundertzweiundvierzig Meter«, heulte er mit aller Kraft seiner Lungen. »Landen verboten! Haut ab!«
    Er wiederholte seine Worte in anderen Sprachen, aber mit einer Aussprache, daß alles klang wie das Pfeifen einer Lokomotive.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Liane. »Die Leute machen einen sehr entschlossenen Eindruck!«
    »Zuerst fangen wir damit an, daß wir vergessen, wer sie sind. Wir sind einfache Schiffbrüchige. Wir haben nicht die geringste Ahnung, was diese braven Leutchen auf dieser Insel machen!«
    »Keine Angst, Jerome. Ich kann mich ebensogut verstellen wie du. Oder vielleicht sogar besser«, entgegnete Liane, und Lennet hatte das Gefühl, daß in diesen Worten so etwas wie ein Hintersinn lag.
    Aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Das Floß, das von einer frischen Brise weitergetrieben wurde, fuhr direkt auf den Strand zu, als könnten Lennet und Liane das donnernde Gebrüll aus dem Sprachrohr nicht verstehen. Ja, die beiden winkten den Menschen am Strand freundschaftlich zu.
    Es waren fünf: Die ganze Mannschaft war also zum Empfang der ungebetenen Gäste an den Strand gekommen, und wahrscheinlich hatte man das Floß schon lange durch Radar,

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