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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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ist ein Muffel. Er kümmert sich nicht um mich. Aber es könnte natürlich auch Madeleine Terran sein. Sie sieht so traurig aus, und ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Spion guter Laune ist.«
    »Es gibt keinen Grund, Madeleine Terran zu verdächtigen. Andererseits ist da noch Henry Goffic…«
    »Was hat er dir getan? Er ist ein guter Kerl. Oder bist du eifersüchtig, weil er fünf Zentimeter größer ist als du?«
    »Ich werfe ihm doch nicht seine Zentimeter vor, Liane!«
    »Was denn?« Sie gähnte, als wolle sie einen Wal verschlucken.
    »Seine Verlobte!« Lennet machte ihr Konkurrenz.
    »Du sollst doch angeblich auch eine haben, Jerome Blanchet.«
    »Aber das ist nicht wahr! Wenn einer meine Verlobte entführte, und mich damit zu erpressen versuchte, hätte er nicht viel Erfolg.«
    »Und wenn einer mich entführte, Jerome Blanchet?« Bei dem Versuch, Lennet zu necken, vergaß sie sogar für einen Augenblick ihr Schlafbedürfnis.
    »Ich würde ihm sofort ein Beileidstelegramm schicken«, entgegnete Lennet. »Aber ich glaube, wir reden Quatsch.
    Wir sollten uns besser schlafen legen.«
    »Aber das können wir doch nicht«, protestierte Liane.
    »Wir müssen die Insel auskundschaften, wir müssen zusehen, daß wir ins Haus kommen, und wir müssen den Verräter entlarven. Und das alles vor fünf Uhr fünf morgen früh.«
    »Das ist richtig«, meinte Lennet und begriff, daß er zu schnell gesprochen hatte.
    »Ich finde übrigens, daß deine Dienststelle es schon so hindrehen müßte, daß das Flugzeug nicht so schnell kommt. Wie stellen deine Chefs sich das vor? Die ganze Arbeit in einer einzigen Nacht zu erledigen!«
    »Du siehst, man hat eben eine gute Meinung von mir.«
    »Zu gut, meiner Meinung nach! Wenn ich dir helfen kann… Aber offen gestanden, ich bin so fürchterlich schläfrig…«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen, Liane. Geh ins Zelt und schlafe ein bißchen. Um drei morgen früh geht es dir besser. Ich wecke dich pünktlich. Und dann entlarven wir den Verräter!«
    Er sprach so ernsthaft, und sie war so müde, daß sie ihm glauben wollte, auch wenn sie im Grunde wußte, daß er sich über sie lustig machte.
    »Und du?« fragte sie. »Wie willst du denn aufwachen?«
    »Das ist eine Sache des Trainings«, erwiderte er. »Alle Agenten haben einen eingebauten Wecker! Komm mit!«
    Sie schlichen zu den Zelten zurück. Liane drohte, mitten auf der Lichtung einzuschlafen, und Lennet zog sie am Handgelenk hinter sich her.
    Vor ihrem Zelt wartete er noch ein paar Minuten, bis er an ihren regelmäßigen Atemzügen hörte, daß sie eingeschlafen war. Dabei mußte er alle Tricks aufwenden, um nicht selbst auf der Stelle einzuschlafen. Dann schlich er in sein Zelt und legte sich nieder, ohne die geringsten Vorkehrungen für frühes Aufstehen getroffen zu haben.
    Und dies hatte zwei Gründe: Erstens wußte er, daß er zu müde war, um erfolgversprechend etwas unternehmen zu können, und zweitens kannte er die beiden Nachrichten auswendig, die noch heute nacht bei dem Funker der Mannschaft eintreffen würden. Schließlich hatte er sie selbst mit abgefaßt.
    Die erste, die um 22 Uhr über den Äther ging, las sich so: »Bestätigen Empfang Ihrer Nachricht über den Schiffbruch. Wasserflugzeug kommt zur verlangten Zeit.
    Geben Sie sich inzwischen nicht so geheimnisvoll. Jerome Blanchet ist harmlos und eher dümmlich. Kann auch im Wohnhaus empfangen werden, damit kein Verdacht erregt wird. Stop und Ende.«
    Die zweite, um 2.25 Uhr, würde so lauten:
    »Wasserflugzeug hat Panne. Fliegt ab, sobald Havarie behoben. Stop und Ende.«
    Und Lennet wußte überdies mit Sicherheit, daß diese Pannen nicht zu beheben waren, ehe die Maschine zu ihrem wöchentlichen Besuch sowieso kam. Da die Maschine gestern hier gewesen war, hatte er also fünfmal vierundzwanzig Stunden, um den Verräter zu finden. Das war nicht viel Zeit. Zwei Offiziere mit mehr Erfahrung als er und auch mit mehr Zeit hatten keinen Erfolg gehabt. Aber eine Nacht würde auch nicht viel ändern. Es war deshalb besser, wenn er sich jetzt ausruhte.
    Es war nicht fünf Uhr fünf, sondern neun Uhr dreißig, als Lennet durch den Duft frischen Kaffees geweckt wurde.
    Er schlug die Augen auf. Der alte Meeresforscher steckte den Kopf durch den Zelteingang und sagte: »Nun, junger Mann, haben Sie gut geschlafen?«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Lennet. »Fast könnte ich glauben, ich hätte ein Schlafmittel genommen!«
    »Dann kommen Sie zum Frühstück«, entgegnete

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