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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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her.
    Dann ertönt ein heller Pfiff und die Kugel rollt. In der ersten Halbzeit spielen wir mit dem Wind - ein Vorteil, den wir unbedingt ausnutzen sollten. Vor allem hohe Bälle werden wie von Geisterhand in Richtung des ivorischen Tores getrieben, und mit dem Wind im Rücken läuft sich’s auch viel leichter. Unsere Gegenspieler kämpfen mit zusammengebissenen Zähnen gegen die Böen an,
und selbst die Kowalskis bewegen sich so langsam, als müssten sie schwere Rucksäcke mit sich herumschleppen. Das verschafft uns zwangsläufig ein spielerisches Übergewicht. Je länger das Spiel läuft, desto mehr verlieren wir den Respekt vor unserem Gegner und kennen nur noch eine Richtung: vorwärts!
    Der Ball flitzt nur so durch unsere Reihen, doch den Steilpässen in die Spitze rennen selbst die wieselflinken Paco und Pablo vergeblich hinterher. Der Wind kommt ihnen stets zuvor, packt sich die Kugel und bläst sie im Nu über die Torauslinie. Vielleicht sollten wir es lieber mal mit Fernschüssen probieren. Denn irgendwie muss es uns doch gelingen, in der ersten Halbzeit einen Vorsprung herauszuschießen. Dann könnten wir uns in der zweiten Hälfte ganz darauf konzentrieren, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Ja, genau so und nur so , denke ich, können wir hier erfolgreich sein. Das Beste wäre natürlich, wenn der Wind zur Pause drehen würde, aber mit einem so unverschämten Glück sollte man lieber nicht rechnen.
    Plötzlich habe ich die Chance zum 1:0 auf den Schlappen. Danny hat den Ball aus dem Halbfeld in den gegnerischen Strafraum geflankt. Der Abwehrschlag des Verteidigers gerät zu kurz, und ich fackele nicht lange, sondern halte aus ungefähr zehn Metern einfach drauf: Wie an der Schnur gezogen zischt der Ball auf den Torwinkel zu, wird immer schneller und landet … jippie! … am Lattenkreuz. Verflixt! Leider zu früh gefreut.
    Kurz darauf dreht der Keeper einen Flachschuss von Basti mit den Fingerspitzen um den Pfosten. Ein Kopfball
von Flo wird im letzten Moment von der Torlinie geschlagen.
    Während uns der Wind um die Ohren pfeift, bestürmen wir den gegnerischen Kasten. Mit vereinten Kräften müssen wir das Ding doch endlich mal ins Netz wuchten. Da holt Philipp den Hammer raus und lässt von der Strafraumgrenze aus ein Mordspfund los. Der Ball jagt direkt auf die Tormitte zu. Der Keeper reißt im letzten Moment die Fäuste hoch und boxt den Ball hoch in die Luft. Doch ehe er sich die vom Himmel fallende Kugel sichern kann, wird diese von einer Böe erfasst und über seine Hände hinweg in die Maschen gedrückt. Wir drehen jubelnd ab. Der Treffer gehört zur Hälfte Danny, zur anderen Hälfte der steifen Brise, die sich allmählich in einen Sturm verwandelt.
    Ob verdient oder nicht - mit einem 1:0 wechseln wir die Seiten und stellen uns für die zweiten dreißig Minuten auf eine Abwehrschlacht ein. Denn natürlich tut uns der Wind nicht den Gefallen, pünktlich zur Halbzeit die Richtung zu wechseln.
    Nach der Pause drängt die Elfenbeinküste mit Macht auf den Ausgleich. Doch nicht nur unsere Gegenspieler, sondern auch die Wolken am Himmel haben mächtig Fahrt aufgenommen. Sie ballen sich zu dunklen Paketen zusammen, während die Kowalskis ihre Rucksäcke abwerfen und ihren Turbo zünden. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns in der eigenen Hälfte zu verschanzen und nach bester italienischer Tradition Beton anzurühren. Eine Angriffswelle nach der anderen rollt uns entgegen.
Vor allem Benno verrichtet Schwerstarbeit und wirft sich dem Brüderpaar mit seinem nutellagestählten Körper entgegen. Doch auch deren Teamkollegen beteiligen sich an einem Sturmlauf, dem wir auf Dauer nichts entgegenzusetzen haben. So wie ich im Match gegen Spanien gespürt, nein: gewusst habe, dass wir das Feld als Sieger verlassen werden, so spüre ich jetzt, dass wir auf verlorenem Posten kämpfen.
    Unsere Verteidigung wankt, doch noch fällt sie nicht. Verzweifelt versuchen wir, die entstehenden Löcher in unserem Bollwerk zu stopfen, aber immer öfter brennt es lichterloh in unserem Strafraum. Irgendwann tankt Roman Kowalski sich durch und taucht allein vor Jaromir auf. Der wehrt den ersten Schuss mit dem Fuß ab und lenkt den Nachschuss mit einem Blitzreflex an die Latte, doch dem anschließenden Kopfball muss auch er sich geschlagen geben. Italien -

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