Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
Vom Netzwerk:
Single nachdenklich stimmen muss. Ich bin schon vorher kein überzeugter Einzelgänger gewesen. Nach diesem Besuch hat sich die Sehnsucht nach einem festen Partner nur noch verstärkt.
    „Hey, Alter, schön dich zu sehen“, sagt Mario, und schlägt Henning kumpelhaft auf die Schulter.
    Wir haben gerade eine enttäuschende Erfahrung im Darkroom hinter uns gebracht. Was soll ich sagen? Im letzten Moment habe ich einen Rückzieher gemacht. Mario ist natürlich sauer, aber es sind genug andere Kerle hier, die er ficken kann.
    „Hallo“, sage ich zu Henning ohne ihn dabei anzuschauen.
    „Hey Fridolin“, murmelt der, den Blick nachdenklich auf seine Hände gesenkt.
    „Ich guck dann mal, ob es hier fickwilliges Fleisch gibt, das nicht den Arsch zusammenkneift, wenn es losgehen soll“, ätzt Mario, wobei er mich vernichtend anguckt.
    Ich zucke mit den Achseln und winke dem Tresenmann. Soll Mario doch rumkotzen. Mir ist es lieber so, als hingehalten zu haben ohne dabei etwas zu empfinden. Muschigehabe nennt Mario das. Arschloch.
    „Fridolin? Es tut mir leid“, flüstert Hennings tiefe Stimme an meinem Ohr.
    Ich zucke zusammen. Zum einen, weil sein Atem mir eine Gänsehaut verursacht, zum anderen, weil sein tiefes Timbre mir in den Magen fährt. Er steht ganz nah neben mir, so dass ich eine Ahnung von seinem Duft bekommen kann. Alles an dem Mann gefällt mir, sogar sein Geruch.
    „Die Sache ist unverzeihlich“, knurre ich, nicke dem Barkeeper zu und nehme mein Bier entgegen.
    „Ich weiß“, seufzt Henning, „Kann ich irgendetwas tun, um es wieder gut zu machen?“
    Der Gedanke kommt mir so plötzlich, dass ich mich selbst davor erschrecke.
    „Zum Ausgleich kannst du mir deinen Arsch anbieten“, erkläre ich und drehe den Kopf, um Henning anzugucken.
    Sein Mienenspiel ist göttlich. Entsetzen, Furcht und Neugier wechseln sich ab. Stocksteif steht er da und glotzt mich ungläubig an.
    „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Wieso nicht? Auge um Auge“, sage ich ironisch lächelnd.
    „Hier geht’s nicht um Augen, sondern um jungfräu…“ Henning bricht ab, und wenn mich nicht alles täuscht, errötet er Im Halbdunkel des ‚Goldenen Hirschen‘ ist das schwer zu erkennen.
    „Kommt nicht infrage“, erklärt er kategorisch.
    Ich zucke mit den Achseln.
    „Deine Entscheidung. Ich muss dir nicht verzeihen. Wir brauchen uns noch nicht mal kennen“, sage ich mit einem milden Lächeln.
    Das macht ihn sauer, aber genau das bezwecke ich auch damit. Ich lass ihn stehen und wandere ein wenig im Laden umher. Nachdem ich meine Flache geleert habe gehe ich zurück zu Henning, der immer noch an der gleichen Stelle steht wie vor einer halben Stunde.
    „Man sieht sich“, sage ich und nicke ihm zu.
    In der folgenden Woche treffe ich ihn regelmäßig im ‚Hirschen‘, ignoriere ihn aber. Sogar, als an einem Abend Julius und Chris dabei sind, übersehe ich Henning geflissentlich. Das macht die Stimmung kaputt, was mir jedoch egal ist. Dieser Arsch soll fühlen, wie ich mich fühle. Wie das ist? Schwer zu beschreiben. Irgendwie kribbelig und einsam. Gleichzeitig denke ich ständig an Henning und sehne mich nach ihm. Eine üble Mischung, die mir die Tage und Nächte vergällt.
    „Das geht so nicht“, erklärt mir Julius am Ende der Woche telefonisch.
    „Was?“, frage ich unschuldig.
    „Ich will nicht, dass die Freundschaft von Chris und Henning unter deiner Zickerei leidet“, sagt Julius und schnaubt.
    „Ich zicke?“
    „Und wie. Ist kaum zum aushalten“, knurrt mein Freund.
    „Wenn das so ist: Tschüss“, knurre ich zurück und unterbreche die Verbindung.
    Jetzt sind endgültig alle verrückt geworden. Henning hat den Mist gebaut, nicht ich. Dieser Arsch. Er wird am Ende noch die Freundschaft zwischen mir und Julius zerstören.
    Ich hab die Schnauze gestrichen voll. Entschlossen packe ich ein paar Sachen ein, schnappe meine Jacke und mache mich auf den Weg zu der Wurzel allen Übels. Diese wohnt gar nicht weit weg, nur zwei Bahnstationen. Ich laufe den Weg von der Haltestelle Alte Wöhr mit einem kribbelnden Gefühl im Magen, das an Übelkeit erinnert. Die tristen Backsteinfronten der Nachkriegsbauten Hamburgs ziehen an mir vorbei, ich nehme sie gar nicht wahr. In Gedanken bin ich schon bei Henning.
    Er öffnet mir, sein Blick spiegelt Erstaunen. Ich frage nicht lange, dränge ihn zurück und schlage die Tür hinter mir zu.
    „Wir erledigen das jetzt“, erkläre ich mit fester Stimme, obwohl meine Beine ganz

Weitere Kostenlose Bücher