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11 - Menschheitsdämmerung

11 - Menschheitsdämmerung

Titel: 11 - Menschheitsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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das Bad schien überwachungsbefreit zu sein.
    Eigentlich hatte Tom gehofft, dass Interpol selbst ein Auge auf die Unterkunft haben würde.
    »Haben Sie schon vergessen, dass ich suspendiert bin?«, hatte McDevonshire ihn erinnert. »Dank der Mithilfe meiner Freunde können wir zwar über Material wie den Wagen und das Haus verfügen, aber ein offizieller Einsatz übersteigt unsere Möglichkeiten. Früher oder später wird ohnehin jemand Fragen stellen: Wer hat den Einsatz angeordnet? Und aus welchem Grund? Wollen wir hoffen, dass Robby seine Spuren ebenso gut verschleiert hat wie die Loge.« McDevonshire machte eine kurze Pause. »Nein, es ist bedeutend einfacher, Sie übernehmen das selbst und alarmieren, wenn jemand einbricht, die örtliche Polizeistation. Die liegt gerade mal fünfhundert Meter entfernt.«
    Und so saßen sie nun zu zweit zwischen Monitoren, ohne dass sich etwas ereignete. Der Commissioner war wieder ins Büro zurückgekehrt. Um den weiteren Plänen der Loge auf die Schliche zu kommen, wie er es ausdrückte.
    Die Spannung zwischen Tom und Maria Luisa trat auf dem beengten Raum noch deutlicher zutage als im Hotelzimmer. Nur selten kam ein Gespräch auf. Und wenn, drehte es sich um Nichtigkeiten.
    Bis die Spanierin von ihrem Beobachtungsposten aufstand und aus dem Wagen stieg. »Ich muss mir mal die Füße vertreten«, sagte sie.
    »Ich komme mit«, entfuhr es Tom sofort, auch wenn er dadurch die Observierung nicht fortsetzen konnte.
    »Nein! Ich brauche ein paar Minuten für mich.« Sprach’s und war verschwunden.
    »Warte doch!«, rief er ihr nach. »Du hast mir versprochen -«
    Er brach den Satz ab, denn ein Zug fuhr gerade unter der Brücke durch, in deren Nähe sie parkten, und übertönte seine Worte.
    Die Minuten, die Maria Luisa angekündigt hatte, wurden zu Stunden. Eine Zeit, in der sich auf den Monitoren nichts ereignete, in der es dafür aber in Toms Kopf drunter und drüber ging. Er fühlte eine selten erlebte Hilflosigkeit, eine Anspannung im Nacken und zwischen den Schulterblättern. Wie ein Tier, das sich bedroht wähnte und dessen Körper sich bereit machte – sei es zum Angriff oder zur Flucht. Am liebsten hätte er diese Anspannung gelöst, indem er sinnlos um sich schlug und schrie, aber er verkniff sich diese Anwandlung.
    Immer wieder trudelte ihm ein Gedanke durch den Kopf. Ich will doch nur helfen!
    Aber er war nicht fähig dazu. Weder konnte er Maria Luisa helfen, weil die ihn nicht an sich heranließ und jeden Versuch abblockte, noch der ganzen Welt, weil er keine Ahnung hatte, wo die Loge sich verbarg.
    Und dann war da noch dieser innerliche Zwiespalt, der ihn beinahe in den Wahnsinn trieb. Er wusste, dass der Kampf gegen den Mann in Weiß oberste Priorität einnehmen musste, denn wenn die Welt unterging, spielte alles andere ohnehin keine Rolle mehr. Dennoch war es ihm wichtiger, Maria Luisa zu helfen – und dadurch sich selbst.
    Sollte es zum Schlimmsten kommen und der Komet einschlagen, bedauerte er jeden Menschen, der in diesem Augenblick niemanden an seiner Seite wusste, den er liebte.
    Als Tom schon fast nicht mehr daran glaubte, dass die Spanierin überhaupt zurückkam, öffnete sich die hintere Tür des Lieferwagens und sie stieg ein. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sie sich auf ihren Platz und starrte die Monitore an.
    Dann, nach weiteren fünf Minuten des Schweigens, wandte sie sich Tom zu. »Ich weiß einfach nicht mehr, wie es weitergehen soll.« Sie bemühte sich hörbar um Fassung. »Ich liebe dich, weißt du?«
    Tom nickte nur.
    »Ich war so froh, dem Leben mit meinem Vater entkommen zu können. All den schlimmen Zeiten. Die Wochen mit dir waren schrecklich mit all ihren Gefahren. Mit dem Tod um uns herum. Aber – bei Gott! – zugleich waren sie so aufregend wie nichts zuvor. Zum ersten Mal habe ich mich richtig lebendig gefühlt.«
    Der Archäologe griff nach ihrer Hand, doch sie entzog sie ihm.
    »Und dann ist Jandro gestorben.« Tränen traten ihr in die Augen. Ihr Unterkiefer zitterte. »Ich kann nicht anders, als immer wieder zu denken: Das ist Gottes Strafe dafür, dass ich den für mich vorgesehenen Pfad verlassen habe.«
    »Das darfst du nicht glauben! So etwas würde Gott …«
    Energisch schüttelte sie den Kopf und eine Träne flog davon. »Ich bin nicht bereit, mit dir über Gottes Willen zu diskutieren.« Sie atmete tief durch. Trauer und Schmerz verschwanden aus ihrem Gesicht und wichen einer Miene der Entschlossenheit. »Ich kann nicht

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