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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wollen.«
    »Ich habe Katja fünf Jahre lang jeden Monat besucht. Zuerst als sie noch in Holloway in Untersuchungshaft war, später dann im Gefängnis. Sie hat nur einmal mit mir gesprochen, ganz am Anfang, als sie verhaftet wurde. Danach nie wieder.«
    »Und was sagte sie?«
    »Dass sie Sonia nicht getötet hat.«
    »Haben Sie ihr geglaubt?«
    »Ja.«
    Aber sie hatte ihr natürlich glauben müssen, sonst hätte sie ja ihr Leben lang eine schreckliche Last mit sich schleppen müssen, gerade sie, die Frau - ob sie nun in ihrem Glauben an einen allmächtigen und weisen Gott ruhte oder nicht -, die dafür gesorgt hatte, dass Katja Wolff die Arbeit bei der Familie Davies bekam.
    »Haben Sie von Katja Wolff gehört, seit sie wieder auf freiem Fuß ist?«, fragte Barbara.
    »Nein.«
    »Könnte es - abgesehen vielleicht von dem Bedürfnis, ihre Unschuld zu beteuern - einen Grund dafür geben, dass sie sich nach ihrer Entlassung bei Eugenie Davies meldete?«
    »Keinen«, antwortete Schwester Cecilia mit Entschiedenheit.
    »Sie sind sicher?«
    »Aber ja. Wenn Katja überhaupt mit jemandem aus dieser Schreckenszeit Kontakt aufnehmen wollte, dann gewiss nicht mit einem Mitglied der Familie Davies. Höchstens mit mir. Aber ich habe nichts von ihr gehört.«
    Sie sprach mit absoluter Bestimmtheit und schien so überzeugt, als gäbe es ihrer Meinung nach nicht den geringsten Raum für Zweifel. Barbara fragte sie, wieso sie sich so sicher sei.
    »Wegen des Kindes«, antwortete sie.
    »Sonia?«
    »Nein. Ich spreche von Katjas Kind. Es kam im Gefängnis zur Welt. Ein Junge. Nach der Geburt bat Katja mich, ihn bei einer Familie unterzubringen. Wenn sie also auf freiem Fuß ist und über die Vergangenheit nachdenkt, wird sie, das kann man wohl mit Sicherheit annehmen, vor allem wissen wollen, was aus ihrem Sohn geworden ist.«

9
    Yasmin Edwards sperrte ihren Laden so gewissenhaft wie immer für die Nacht ab. Die meisten Geschäfte in der Straße, der Manor Place, waren seit Ewigkeiten mit Brettern vernagelt und hatten längst das gleiche Los erlitten, das so ziemlich allen leer stehenden Häusern auf der Südseite der Themse blühte: Sie dienten Graffitikünstlern als Experimentier- und Malflächen, und von den Fenstern, die nicht mit Gittern oder Sperrholz gesichert waren, gab es nur noch die Rahmen ohne Glasscheiben. Yasmin Edwards' Laden war eines der wenigen neuen oder wieder eröffneten Geschäfte in dieser Gegend von Kensington. Nur die beiden Pubs hatten den städtischen Verfall, der bereits vor langem in der Straße Einzug gehalten hatte, überlebt. Aber wann kam es schon mal vor, dass ein Wirtshaus nicht überlebte? So lange es Alkohol gab und Typen wie Roger Edwards, die ihn wie Wasser tranken, hatten sie nichts zu befürchten.
    Yasmin prüfte noch einmal das Vorhängeschloss und vergewisserte sich, dass das Gitter richtig eingerastet war. Dann ergriff sie die vier Plastiktüten, die sie im Laden gefüllt hatte, und machte sich auf den Heimweg.
    Sie lebte seit ihrer Entlassung aus dem Holloway Gefängnis vor fünf Jahren in einer Wohnsiedlung, dem Doddington Grove Estate, nicht weit von ihrem Laden entfernt, und hatte das Glück, dass ihre Wohnung, nach der sie sich weiß Gott die Hacken hatte ablaufen müssen, dem Gartenzentrum gegenüber lag. Es war zwar kein Park und keine gepflegte Anlage, aber es war grün und ein Stück Natur, was sie für Daniel gesucht hatte. Er war erst elf Jahre alt und hatte, während sie im Gefängnis gewesen war, die meiste Zeit bei Pflegefamilien gelebt, dank ihres jüngeren Bruders, der nicht gewusst hatte, wie er »mit so einem Jungen fertig werden« sollte. »Mann, Yas, es tut mir echt Leid, aber so isses nun mal.« Sie hatte viel wieder gutzumachen bei ihrem Sohn.
    Er wartete draußen vor dem Aufzug auf sie, auf der anderen Seite des Asphaltstreifens, der den Bewohnern des Hauses als Parkplatz diente. Aber er war nicht allein, und als Yasmin sah, was für ein Typ mit ihrem Sohn sprach, begann sie zu laufen. Das war hier keine schlechte Gegend - hätte viel schlechter sein können -, aber Pusher und Kinderverführer gab es überall, und wenn es so einem Kerl einfallen sollte, ihrem Sohn Angebote zu machen, würde sie das Schwein eigenhändig umbringen.
    Dieser Typ da mit seinen teuren Klamotten und der dicken goldenen Uhr sah aus wie ein Dealer. Und quasseln konnte er offenbar auch. Als sie näher kam, sah sie, dass Daniel ganz fasziniert war von dem, was der Kerl ihm erzählte.
    »Dan«,

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