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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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standen auf. Nkata stieß sich von der Wand ab. Leach hielt sie alle drei noch einmal auf, bevor sie gingen.
    »Hat übrigens einer von Ihnen mit Webberly gesprochen?«
    Es klang wie beiläufig, aber die Beiläufigkeit wirkte gekünstelt.
    »Er war heute Morgen, als wir vom Yard losgefahren sind, noch nicht da«, antwortete Lynley.
    »Grüßen Sie ihn von mir, wenn Sie ihn sehen«, sagte Leach.
    »Richten Sie ihm aus, dass ich mich bald melden werde.«
    »Wird gemacht. Wenn wir ihn sehen.«
    Als sie draußen auf der Straße standen und Nkata gegangen war, sagte Barbara zu Lynley: »Weswegen will er sich bei ihm melden? Das würde mich interessieren.«
    »Sie sind alte Freunde.«
    »Hm. Was haben Sie denn mit den Briefen gemacht?«
    »Nichts, bis jetzt.«
    »Haben Sie immer noch vor ...« Barbara sah ihn scharf an. »O ja, ich seh's Ihnen an. Verdammt noch mal, Inspector, wenn Sie mir mal eine Minute zuhören würden -«
    »Ich höre, Barbara.«
    »Gut. Also: Ich kenne Sie, und ich weiß, wie Sie denken. ›Anständiger Kerl, unser Freund Webberly. Hat eine kleine Dummheit gemacht. Aber man braucht ja nicht unbedingt zulassen, dass aus einer einzigen kleinen Dummheit gleich eine Katastrophe wird.‹ Nur, die Katastrophe ist bereits eingetreten, Inspector. Die Frau ist tot, und die Briefe sind vielleicht der Grund. Dieser Möglichkeit müssen wir ins Auge sehen und uns mit ihr auseinander setzen.«
    »Wollen Sie behaupten, dass ein paar Briefe, die vor mehr als zehn Jahren geschrieben wurden, jemanden zum Mord getrieben haben könnten?«
    »Für sich allein vielleicht nicht. Das behaupte ich auch gar nicht. Aber wenn man Wiley glaubt, wollte sie ihm etwas Wichtiges mitteilen, etwas, das, wie er meinte, die Beziehung zwischen ihnen verändert hätte. Wie war's, wenn sie es ihm bereits mitgeteilt hatte? Oder wenn er bereits wusste, worum es ging, weil er die Briefe entdeckt hatte? Wir haben nur sein Wort darauf, dass er nicht weiß, was sie ihm mitteilen wollte.«
    »Zugegeben. Aber Sie können nicht im Ernst glauben, dass sie die Absicht hatte, mit Wiley über Webberly zu sprechen. Das ist doch Schnee von gestern.«
    »Nicht, wenn die beiden die Beziehung wieder aufgenommen hatten. Oder die Verbindung zwischen ihnen niemals abgerissen war. Wenn sie sich weiterhin heimlich getroffen haben, in - na, sagen wir, in Pubs und Hotels. Das hätte geklärt werden müssen. Und vielleicht wurde es ja geklärt. Nur eben nicht so, wie unsere Protagonisten - Mrs. Davies und Webberly - es sich vorgestellt hatten.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so war. Und für meinen Geschmack ist es ein Zufall zu viel, dass Eugenie Davies so bald nach Katja Wolffs Entlassung aus dem Gefängnis getötet wurde.«
    »Ach, auf den Zug springen Sie auf?«, sagte Barbara verächtlich.
    »Da kommen Sie nicht weiter. Verlassen Sie sich drauf.«
    »Ich springe nirgendwo auf«, entgegnete Lynley. »Um sich irgendwie festzulegen, ist es noch viel zu früh. Und ich würde vorschlagen, dass Sie in Bezug auf Major Wiley die gleiche Vorsicht walten lassen. Wenn wir uns jetzt auf eine Möglichkeit einschließen und alle anderen völlig außer Acht lassen, wird uns das wirklich nicht weiterbringen.«
    »Ach, und Sie sind nicht dabei, genau das zu tun, Inspector? Haben Sie nicht soeben beschlossen, dass die Briefe von Webberly ohne Belang sind?«
    »Ich habe beschlossen, mir meine Meinung auf der Grundlage von Fakten zu bilden, Barbara. Bis jetzt haben wir nicht allzu viele, und solange sich das nicht ändert, können wir der Sache der Gerechtigkeit nur dienen - ganz zu schweigen davon, dass das der Weg ist, den die Weisheit gebietet -, indem wir die Augen und unser Urteil offen halten. Finden Sie das nicht auch?«
    Barbara schäumte. »Mann, Sie sollten sich mal reden hören! Ich hasse dieses Gelaber.«
    Lynley lächelte. »Habe ich gelabert? Das tut mir Leid. Ich hoffe, es treibt Sie nicht zu Gewalttätigkeiten.«
    »Nur zur Zigarette«, gab Barbara zurück.
    »Noch schlimmer.« Lynley seufzte.

GIDEON
8. Oktober
    Letzte Nacht habe ich von ihr geträumt, oder von einer Frau, die Ähnlichkeit mit ihr hatte. Aber Zeit und Ort stimmten nicht. Ich war im Eurostar, und wir tauchten in den Ärmelkanal hinab. Es war, als führe man in ein Bergwerk ein.
    Alle waren da: mein Vater, Raphael, meine Großeltern und eine schattenhafte und gesichtslose Gestalt, in der ich meine Mutter erkannte. Und sie war auch da, die Deutsche, sehr ähnlich dem Zeitungsfoto, das

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